Schmerz

Kashin Daedeloth
22. März 2008 • Kommentare: 0

Die Schrift ist nicht ganz so gut lesbar wie sonst, wurde wohl mit schwacher, zittriger Hand geschrieben. Hier und dort sieht man eingetrocknete Blutflecken auf dem Pergament.

Als ob ich es geahnt hätte… Ich fange aber wohl am besten von vorne an. Ich muss zugeben, es hat mich doch ein wenig überrascht sie in Bree anzutreffen, wo sie doch vor so kurzer Zeit erst aufgebrochen war. War schon ein großer Zufall, dass ich überhaupt ins Pony gegangen bin… ich hasse diesen Laden. Gesteckt voll mit Taugenichtsen, die nichts besseres zu tun zu haben scheinen, als sich rund um die Uhr an den Rand der Besinnungslosigkeit zu saufen, dreckigen Dirnen, die meinen sich durch gewisse Dienste das Taschengeld aufbessern zu können und anderem Abschaum aller Art und aus allen Enden, dieser verdammten Welt.Ich traf sie also im Kaminzimmer, dem wohl einzigen Raum, in dem ich es länger als ein paar Minuten aushalten kann, ohne eine dermaßen üble Laune zu bekommen… Wir unterhielten uns ein wenig. Sie hat also scheinbar schon einige Dinge auf ihrer Liste abgearbeitet, obgleich ihr der schwerste Part – Aphraesis – wohl noch bevorsteht. Wenigstens hat sie eingesehen, dass es keinen Sinn hat alleine gegen ihn anzutreten. Sie wird Andarial mitnehmen. Hoffen wir, dass es gut geht…

Während dem kleinen Gespräch fiel mir ein, dass ich noch eine Zeche im Schluchtenflechter zu zahlen hatte. Und dann war’s noch nichtmal meine Zeche… ich hatte lediglich das „Vergnügen“ Laufbursche zu spielen, weil ein gewisser Coendred blöd genug war sich von einem Pfeil/Bolzen erwischen zu lassen. Wie dem auch sei, ich hatte also das zweifelhafte Vergnügen ihn zu bekellnern. Da ich nicht drauf eingestellt war, hatte ich freilich kein Geld dabei und versprach es am nächsten Tag vorbeizubringen. Also ging ich mit Liniath zu besagtem Gasthaus – Spelunke trifft es wohl eher – und zahlte brav.

Man mag es Pech nennen… oder Schicksal… vielleicht auch Glück, denn im Schluchtenflechter trafen wir auf den Fürsten und die Baroness. Liniath war wohl nicht darauf vorbereitet, entschied sich aber dennoch für ein Gespräch mit dem Fürsten. Später sagte sie mir es sei gut verlaufen, über den Inhalt fragte ich nicht weiter… wenn sie es mir erzählen wollte, würde sie das wohl von sich aus tun. Ich selbst hatte währenddessen noch gewisse andere Dinge zu erledigen. Beispielsweise zehn Runden von Archet bis zum Schluchter See und wieder zurück. Und das alles nur, weil ich es wagte meine Uniform ein klein wenig individueller zu gestalten (ein Schal und ein Umhang…gab das ein Zeter und Mordio…) und ich Ardeyn versehentlich mit dem falschen Titel angeredet hatte… Nun, was soll’s, die Runden waren eh fällig. Ich hatte eigentlich nur darauf gewartet…

Am abend traf ich Liniath dann bei der Baroness an. Ich wartete draussen vor der Tür, da ich die beiden natürlich nicht stören wollte. Nach einiger Zeit bat mich die Baroness allerdings herein und fragte ob ich das zweifelhafte Vergnügen der Nachtwache hatte. Ich verneinte, wahrheitsgemäß, und antwortete, dass ich lediglich auf Liniath wartete. Nach einiger Zeit wurde Liniath von der Baroness entlassen und ich bekam den Auftrag gut auf sie Acht zu geben. Als ob ich dafür einen Auftrag bräuchte… ich bin dahingehend eidgebunden – heute noch mehr wie damals, als ich ihn mit meinem Blut besiegelte.

Wir gingen also zum See. Und verdammt, das war ein beschissener Fehler, der mich beinahe das Leben gekostet hätte. Und das meine ich ernst. Wir standen da und redeten – sie erzählte mir gerade, dass das Gespräch mit dem Fürsten gut verlaufen war – als so ein verdammtes Mädel einen beschissenen Dolch in meiner Schulter versenkte. Sie konnte nicht älter als achtzehn sein und kämpfte dennoch wie eine besessene. Als hätte sie schon jahrhundertelange Erfahrung darin gehabt. Ich könnte versuchen die Verletzungen, welche sie mir zugefügt hat, aufzuzählen, doch ich übernehme keine Gewähr für Vollständigkeit:

  • Zwei gebrochene Rippen
  • Je eine Stichwunde durch Wurfdolche in beiden Schultern
  • Drei Stichwunden durch Wurfdolche im linken Arm
  • Fünf, Gott sei Dank nicht tiefe, Stichwunden in der Brust (Ich liebe meinen Brustharnisch, erwähnte ich das mal?)
  • Ein geprelltes Knie
  • Zum gebrochenen rechten Arm gesellen sich nun noch ein ausgerenktes Schulter-, sowie Ellenbogengelenk

Um mal das gröbste zu nennen… Die meisten Stichwunden entstanden im übrigen, weil ich mich vor Liniath geworfen habe, damit ihr nichts passiert… Diese elendige Orkhure hatte sie auch angegriffen, obwohl sie eigentlich nur mich wollte. Erklärt im übrigen auch, wieso ich mich in der letzten Zeit so beobachtet gefühlt habe… Dieses Miststück hat mich richtiggehend studiert. Sie wusste, dass ich nicht zulassen würde, dass Liniath etwas geschieht… Wahrscheinlich hat sie sie deswegen angegriffen. Sie scheint gewusst zu haben, dass ich dann irgendeine – für mich – halsbrecherische Aktion bringen würde… Sei’s drum. Liniath geht’s gut und dem Miststück nun beschissen, weil tot. In einem unachtsamen Moment hatte ich ihr einen ihrer Dolche postwendend zurückgeschickt. War das ein erheiterndes Geräusch, wie sie da so röchelnd mit ihrem Dolch im Hals auf dem Boden lag… Wäre ich nicht im nächsten Augenblick zusammengebrochen hätte ich glatt nochmal nachgetreten…

An die nächsten Ereignisse erinner ich mich nur schwammig. Lin hievte mich irgendwie auf ihren Gaul und brachte mich in mein Haus. Bin zwischendrin wohl diverse male ohnmächtig geworden. Daheim angekommen renkte sie mir die beiden Gelenke wieder ein und versorgte die gröbsten Wunden. Ich glaube ich habe das nichtmal großartig gespürt…

Zum Ende hin wird die Schrift immer unleserlicher…

Als ich angefangen habe dies hier zu schreiben war’s gerade erst hell geworden und nun bricht schon wieder die Nacht herein… Mehrere Stunden für diese paar Zeilen, nicht schlecht… Was tut man nicht alles für’s Protokoll. Scheiss Schmerzen…

Du musst eingeloggt sein, um zu kommentieren.