Da bin ich nun und kann es kaum fassen. Ein Medicus im Dienste des Fürsten. Er wollte es so, und wer bin ich, ihm zu widersprechen? Es ist mehr, als ich zu hoffen wagte.
Ob ich damit leben könne, jemanden auf seinen Befehl hin zu heilen, den ich nicht leiden könne, fragte er. Dabei ist das noch das geringste Problem. Wäre es eines, ich könnte mein Wissen um die Kraft der Kräuter und die Macht der Elemente gleich im nächsten Kamin verbrennen. Nein, viel interessanter ist die Frage, was passiert, wenn ich das andere Wissen zur Anwendung bringe. Jenes, das nimmt, statt zu geben. Was, wenn ich es einsetzen müsste bei jemanden, den ich mag? Doch dann wiederum ist diese Gefahr sehr gering. Der Rabe weiß ein Lied davon zu krächzen.
Viel schwieriger wird es sein, das Feuer in mir zügeln. Dieser elende Wissensdurst! Wie sagte der Pferdemeister ohne Namen doch so schön: Zu viel Wissen kann töten. Oh ja, das kann es wohl. Aber würde ich deshalb darauf verzichten, die Augen weit aufzusperren? Oh nein, das würde ich nicht. Die Nacht der Flammen auf meiner Haut zeugt davon.
Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Der Fürst ist ein mutiger Mann. Oder wagemutig, je nachdem. Mir, einer Fremden, das Wohl seiner Getreuen, gar seiner selbst anzuvertrauen…Dabei ist alles, was ich bisher tat, einen zu retten, der für sein Haus offenbar nicht mehr existiert. Nicht eine Frage zu meiner Vergangenheit hat der Fürst mir gestellt. Das rechne ich ihm hoch an. Dabei scheint ihm selbst etwas zuzusetzen. Der fiebrige Glanz seiner Augen, das kurze Flackern in seinem Blick, in jenen winzigen Momenten, in denen er sich unbeobachtet wähnt. Da ist ein Feuer, das an ihm zehrt. Und so viel weiß ich über das Feuer: Wer es nicht zähmen kann, den vernichtet es. In seinem Fall vielleicht uns alle. Dennoch, ein interessantes Experiment.
Ich werde die Augen offen halten. Ein Medicus sieht vieles. Ein Medicus hört vieles. Ein Medicus schweigt.