Schwester – Eigentlich eine Person, die einen fast so nahe steht wie die eigenen Eltern.
Bruder – Mit Blut beschworen, vereidigt, mein Bruderherz
Kaltes Herz – Sollte es nicht geben…
Alles Lügen.
Ich habe eine Schwester, sie bedeutet mir nichts.
Ich habe keinen Bruder und doch tröstete mich der Bruder im Geiste.
Kalte Herzen, heiße Herzen, Lügen, aus Stein sollten sie sein.
Es dämmert, es ist neblig, wie so oft.
Ich halte einen Vogel in den Händen. Vor Jahren habe ich ihn aufgelesen, mit gebrochenen Flügeln.
Langlebiges Tier, 300 Jahre wird er wohl sein. Zärtlich streichel ich ihm durchs schwarze Gefieder.
Mit leeren goldenen Augen blickt er mich an.
Solche Augen sollte ein Vogel nicht haben. Er sollte nicht so blicken, so wissend, so durchdringend.
Schaudernd wende ich mich ab, seinen Blick spührend wie Nadelstiche auf meiner
Haut.
Er spreizt die Flügel und krächzt. Weiche Schwungfedern steichen meine Haut. Eine Berührung wie eine Liebkosung.
Zärtlicher als Zweibeiner es je könnten.
Ich lasse ihn fliegen.
Am Ende bleiben die alten Freunde, Hugin ist einer.
Ihn habe ich alles anvertraut.
Auf seinen Flügeln, mein innigster gedankte.
Er fliegt und das erste mal, seit langer Zeit, fühle ich mich frei.