Ich verließ das Fest frühzeitig. Was heißt verließ, ich eilte, ich rannte, ich hetzte durch die Nacht als wären alle Feuerdämonen aus den Tiefen Mittelerdes hinter mir her.
Diese Schmerzen, dieses unheimliche Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Als sei ich kurz davor, zu explodieren. In Flammen aufzugehen und alles mitzureißen, was dann das Pech hätte, in meiner Nähe zu sein. Und vielleicht ist es so. Nein, nicht vielleicht. Ich weiss, dass es so ist.
Fast alle meine wichtigen Erinnerungen sind mit dem Feuer verknüpft. Oh ja, das sind sie. Nur dass die meisten davon keine guten Erinnerungen sind. Das erloschene Feuer, die Blutmondnacht, der Brand im Turm. Und immer wieder die Morgula. Ihre gelben Augen werden mich ewig verfolgen. Leben genommen, Leben gewonnen. Wie oft habe ich sie das raunen gehört. Und wie oft habe ich ihr dabei geholfen, klaglos, willenlos, Wachs in ihrer Hand. Mutter sollte ich sie nennen, es war nur eine von vielen Lügen. Leben genommen, Leben gewonnen… Die Flucht aus Fangorn, Zeit der Wanderung, Zeit des Glücks, unverhofft, unvermutet. Dann die Trauer, die Wut, der Zorn, soviel Zorn. Flammen in meinem Herzen, Brand auf meiner Haut. So viel verbotenes Wissen, so viele dunkle Worte, so viel geballter Hass. Und immer wieder Feuer, Feuer überall, Feuer immerdar. Mein Fluch und mein Segen, bis die Flamme erlischt…
Ich rannte schneller, wie um den Erinnerungen zu entfliehen, diesen lärmenden Bildern in meinem Kopf. Mein Herz raste, und ich war froh, diesmal niemanden in meiner Nähe zu wissen, der das hätte hören können. Tief, immer tiefer hetzte ich in die Wildnis hinein, stolperte, fiel, raffte mich wieder auf, fiel erneut, rannte weiter, streifte irrlichternd durch die Wälder, bis ich endlich, endlich einen Ort fand, der Ruhe versprach. Die Feuerlichtung, der Kahle Hügel. Dort, auf der versengten Kuppe, ist noch immer der feine Brandgeruch wahrzunehmen von jener lodernden Nacht, die dem Hügel einst seinen Namen gab. Und dort oben, das beschloss ich, wollte ich nicht länger flüchten. Sondern mich den Flammenträumen stellen, es zumindest versuchen, und wenn es in diesem Leben das letzte wäre.
Der größte Feind des Feuers ist das Feuer.
ooc: Wie immer ein sehr eindringlicher Text, Iyra… Was für ein spannender Charakter, ganz besonders, wenn wir hier einen Blick in ihre Gedanken erhaschen dürfen. *nickt*
ooc: Danke Lynne! Ja, freiwillig würde Iyra das wohl nie jemandem erzählen. Bisher jedenfalls… 😉