Wer auch immer behauptet hat, Raben seien düstere Boten des Todes, hatte keine Ahnung.
Mein treuer Morchant jedenfalls benahm sich wie das blühende Leben, als ich nach Tagen der Abwesenheit die Schwelle zu Fuhrguts Häuschen betrat. Morchant, er flog so tollkühn und pfeilschnell durch den Raum, dass man fast meinen konnte, es mit einer – wenn auch reichlich dickbauchigen – Schwalbe zu tun zu haben! Dann allerdings stieß er wenig schwalbenähnlich in seiner Aufregung mehrere Glasphiolen vom Regal. Müßig zu sagen, dass diese mit einem seltsamen Gebräu gefüllt waren, das ich vor Wochen angesetzt und dann wohl vergessen hatte… Nach ein paar weiteren wilden Runden landete er schließlich vorwurfsvoll krächzend auf meiner Schulter. Ach Morchant, mein guter Morchant, was habe ich dich vermisst. Das nächste Mal nehme ich dich mit, versprochen, versprochen, versprochen!
Selbst der alte Fuhrgut brummte lächelnd vor sich hin, als er mich sah. Er macht ja nie viele Worte. Doch offensichtlich ist er es noch nicht leid, dass sich eine hitzköpfige junge Frau bei ihm eingenistet hat, die seine kostbare Büchersammlung durchblättert, alle Kräutervorräte durcheinander bringt und überhaupt wie ein flackerndes Springfeuer durch die winzigen Räume wirbelt.
Die Reaktionen von Morchant und Fuhrgut entschädigten mich für das, was dann kam. Meine Stippvisite bei den Mitgliedern des Haushalts, zumindest bei jenen, die körperlich zugegen waren. Geistig bin ich mir bei dem ein oder anderen nie so ganz sicher. Aber sei es drum. So richtig erfreulich war es jedenfalls nicht. Warum um alles in der Welt ist es eigentlich so, dass ausgerechnet jene, von denen ich es am wenigsten erwartet hatte, die größte Wiedersehensfreude zeigten? Und jene, von denen ich es am meisten erhofft hatte, im besten Fall die Mundwinkel verzogen? Manchmal nicht einmal das. Die unterkühlte Förmlichkeit einer Lynne, die knurrige Zurückweisung einer Sanguisa, das gelangweilte Desinteresse eines Rodgar – warum ärgert es mich so, warum macht es mir etwas aus, warum ist es mir nicht einfach egal? Ich sollte es doch wirklich besser wissen! Aber nein, nein, unverbesserlicher Holzkopf, der ich bin, dachte ich tatsächlich, sie würden sich freuen, mich zu sehen, hätten sich vielleicht sogar Sorgen gemacht. Zunder noch einmal, ich hätte sterben können in diesem verflixten Wald, und es wäre ihnen vermutlich nicht einmal aufgefallen!
Aber Schluss mit diesem widerlichen Selbstmitleid! Ich habe einfach zu viele Jahre meines Lebens in den Wäldern gehaust, und nun ist es eben schwierig, wieder so eng unter Menschen zu sein. Selbst schuld, ich habe diesen Weg ja freiwillig gewählt. Aber es fällt mir immer noch schwer, so schwer, all diese kleinen verborgenen Hinweise richtig zu deuten, die das Zusammenleben in einem Gefüge wie dem Hause Minas Faer ausmachen. Deshalb bin ich wohl zu offenherzig dort, wo ich es nicht sein sollte und vielleicht zu verschlossen da, wo es nicht angebracht ist. Ach, deute mir einer Menschen, Zwerge, Hobbits, Elben…ja, vor allem letztere! Obwohl Menschen da kaum besser sind. Ich werde wirklich aufpassen müssen, mich nicht hoffnungslos in diesem komplizierten Geflecht aus gegenseitigen Erwartungen und zugefügten Enttäuschungen zu verstricken. Oder – und die Gefahr ist in meinem Fall vermutlich noch größer als bei anderen – immer wieder vorschnell die falschen Schlüsse zu ziehen, nur weil wieder einmal alle Pferde Rohans mit mir durchgehen, sobald ich etwas höre, was mir nicht passt. Oder alle Feuer, wer weiß das schon so genau.
Immerhin, der Haushalt hat sich in meiner Abwesenheit vergrößert. Da wären Kashins Frau – ich wusste nicht einmal, dass er verheiratet ist – und sein Bruder, die ich beide vor meiner Flucht…soll ich es wirklich Flucht nennen?…in die Wälder nur einmal kurz sah. Und Elmion Cardaan, ein Kämpfer aus Thalland. Bis auf seine Neigung, Wölfe und Drachen zu jagen – ausgerechnet Drachen, diese uralten, mächtigen Wesen des Feuers! – scheint er ein netter Kerl zu sein. Nur das Lächeln fällt ihm offensichtlich schwer. Ich will es als gutes Zeichen deuten, dass es ihm gestern in meiner Gegenwart dann doch einmal übers Gesicht huschte. Es wird ohnehin viel zu wenig gelacht im Hause Minas Faer.
Und das sage ausgerechnet ich!
Genial geschrieben! *sich freut wieder was von ihr zu lesen*
ooc: Hu, Lin, danke, du bist ja schnell – kaum gespeichert, schon kommentiert… *lacht*
Endlich! Es geht um Leben und vor allem um Iyrawens…ein bestimmter Hauptmann schuldet noch einen Tee 😀
Oh ja – und ein bestimmtes Flämmchen besteht darauf, diesen Tee auch bald einmal vorgesetzt zu bekommen! 😀
tjaaa wenn du so geil schreibst was erwartest du von mir? *heiss auf geile texte ist*
ooc: Das Flämmchen ist zurück… *nachträglich verneig*