Ich stellte meine Frage, und ich erhielt Antwort. Mehr als das.
Es war, als ob tatsächlich eine Maske fiele. Und was ich dahinter erspähte, für einen kurzen Moment gewahr wurde, das – berührte mich. Ich fühlte mich ihm verbunden in diesem Moment, in jenem kahlen, kalten Raum in der Zwergenfeste, der nur von einem einzigen Feuer erhellt wurde. Fühlte mich ihm verbunden. Nicht dem Fürsten, denn alle Titel dieser Welt bedeuten mir nichts. Sondern dem Menschen Alejandro. Ich verstehe nun etwas besser, was ihn antreibt, und was ihn so handeln lässt, wie er es eben tut.
Die Liebe und die Sehnsucht, dieses ewig flackernde Feuer, dieses Streben nach etwas, das wir Heimat nennen können. Wir, die wir doch alle heimatlos Suchende sind, ein jeder auf seine Weise. In Minas Faer haben wir es vielleicht gefunden. Oder glauben es zumindest. Und es ist, wie Alejandro sagt: Es kommt nicht auf die Mauern und Steine an, an jenen fernen Ort in einem weiten Land namens Gondor. Es ist vielmehr in uns, mitten unter uns. Und es lebt, denn in seiner Mitte schlägt ein Herz, und dieses Herz trägt seinen Namen. Würden wir auseinander gehen, würde unser Minas Faer sterben, ich glaube, er stürbe innerlich mit. Und vielleicht nicht nur er.
Ein Jäger, der nicht töten will. Ein Fürst, von ungewöhnlicher Herkunft. Und ein Wille, nicht wegzulaufen und niemals aufzugeben. Nicht einmal einen Namen, der mit Hass verbunden ist. Oh ja, ich spürte diesen Hass, sah den kalten Glanz in seinen Augen, hörte die zischende Wut in seiner Stimme, und es war, als fiele eine weitere Maske. Doch ich verstand. Auch ich bin derjenigen, die mich aufzog, in tiefem Hass verbunden. Mutter sollte ich sie nennen, und meine Freiheit war ihr Tod.
Iyrawen Feuergeist, so nannte er mich plötzlich. Ich muss lächeln, wenn ich daran denke. Ich trage keinen Nachnamen, nichts was mich an die Vergangenheit erinnert, nichts was mich an die Gegenwart kettet, nichts, was mich für die Zukunft bindet. So frei wie der Wind, der über die Ebenen jagt, frei wie das Feuer, das sich fauchend seinen Weg bahnt, so frei wie das Meer, das den Horizont umtost. Ein ungezähmter Geist, von Flammen beseelt. Nur dass ich viel zu oft Asche hinterlasse, auf meinem Weg.
Ich erfuhr auch von Salasandra, von Schuld und Sühne und Opfern. Warum ein Fürst manchmal tun muss, was ein Feuergeist nie täte. Und so sprachen wir, und dann schwiegen wir lange, und wir sahen uns an. Manchmal bedarf es keiner Worte, um viel zu sagen.
Noch lange danach starrte ich in das dunkle Wasser des kleinen Teiches bei Archet und dachte an das Gespräch. Kann ein unsteter Geist wie ich sich wirklich an einen Haushalt, einen Fürsten, womöglich gar eine Heimat binden? Ich fühle und fürchte, in diesem Fall könnte es so sein. Denn ich, die ich bisher dachte, dass mir das Feuer und die Freiheit das Wichtigste seien, gab ein kleines Stück von meiner Freiheit an dem Tag, an dem ich meinen Schwur auf das Haus Minas Faer leistete.
Und ein weiteres Stück, das weiß ich nun, gab ich her an jenem Tag, an dem ein Fürst einem Feuergeist einen kleinen Blick auf das Gesicht hinter den Masken gewährte.
ooc: Schööön 🙂 *freu wieder was zu lesen*
ooc: Liebes Flämmchen… was für ein einfühlsamer Charakter. Wirklich schön zu lesen. Flämmchen Feuergeist… *lächelt und verneigt sich*
*versonnen nick* Und ich dachte schon fast, du hättest es vergessen… *in sich rein lächel*