Verblendet

Iyrawen
7. Mai 2008 • Kommentare: 2

Einen Tag nach meinem Gespräch mit dem Fürsten ging wieder einmal alles schief.

Es begann bereits damit, dass ich mich schon morgens so fühlte, als hätte ich in einer Gewitterwolke genächtigt. Alles tat weh, mein Kopf dröhnte, und meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Diese grollende Gereiztheit wich den ganzen Tag nicht von mir. Natürlich misslangen mir prompt selbst die einfachsten Heilsalben, für deren Zutaten ich am Vortag stundenlang durch den Chetwald gelaufen war. Fluchend donnerte ich mit meiner Faust auf den Tisch, dass die Tiegel klirrten, und fing mir sogleich einen Splitter ein dabei.

Übellaunig blätterte ich anschließend in alten Rezeptbüchern und starrte dabei so finster vor mich hin, dass sogar der gutmütige alte Fuhrgut schließlich ganz unglücklich vor sich hin brummelte. Selbst mit Morchant hatte ich keine Gnade. Ich warf ihm aus dem Haus, nachdem er einmal zu oft laut gekrächzt hatte. Er flog schnurstracks auf die höchste Pappel des Ortes, plusterte sich dort beleidigt auf und ward für den Rest des Tages nicht mehr gesehen. Es war mir nur recht.

Ich hätte in dieser Stimmung gar nicht erst aus dem Haus gehen sollen. Ich tat es natürlich doch und traf prompt erst auf Lynne, dann auf den Fürsten und auf diesen vermaledeiten, ewig grinsenden Namenlosen. Der Fürst sah blass aus, er hielt sich den Bauch und versuchte trotzdem tapfer, sich nicht allzu viel anmerken zu lassen. Wenn der Grund für seine Schmerzen, den er da vor sich hinmurmelte, stimmt, muss jemand wohl sehr zornig auf ihn gewesen sein. Ich riet ihm, nicht zurück zu reiten, er tat es natürlich doch. Warum hört eigentlich in diesem Haushalt nie jemand auf die Medica!

Leise schimpfend zog ich von dannen, doch statt mich ins Bett zu legen, wie es ein klügerer Mensch getan hätte, betrat ich den Schluchtenflechter. Ein kurzes Gespräch mit Lysawyn, das ich vermutlich nur dank ihres freundlichen Wesens einigermaßen ruhig bewältigte und dann, ja dann – Zunder und Schwefel, ich würde die Erinnerung daran am liebsten aus meinem Gedächtnis löschen!

Elmion und die Baroness betraten den Raum und der Thalländer bat mich, nach seiner Schulter zu sehen, eine alte Wunde plagte ihn. Also führte ich ihn zu Fuhrgut und schwieg auf dem Weg dorthin verbissen. Meine Sorge und die vergebliche, stundenlange Suche des Vortages kam mir wieder in den Sinn, und meine Empörung darüber, dass mir trotz all meiner Nachfragen nicht dasselbe Vertrauen geschenkt wurde wie anderen in diesem Haus. Oder vielleicht gerade wegen meiner Nachfragen, aber das sah ich zu dem Zeitpunkt nicht oder wollte es nicht sehen. Aber was es auch war, ob geballter Zorn oder verletzter Stolz oder…oder…ach, was weiß ich, etwas anderes eben! …ich ließ es an ihm aus. Oh, ich schäme mich so für die üblen Vorwürfe, die ich ihm entgegen schmetterte! Welches Recht hätte ich dazu? Ich habe mit Worten verletzt, wo ich einfach nur schweigend hätte heilen sollten. Warum kann ich nicht, wie es jedem anderen Medicus tagtäglich spielend gelingt, einfach nur gütig lächeln, weise nicken und meine Arbeit verrichten, ohne immer und immer und immer wieder im falschen Moment das Falsche zu fragen und das noch Falschere zu sagen?

Er verzieh mir, mehr noch, er entschuldigte sich sogar für sein bisheriges Schweigen, und mein schlechtes Gewissen wuchs ins Unermessliche. Dann verabschiedete er sich, formvollendet und höflich. Doch in seinem Blick schien ein Feuer erloschen, und das traf mich mehr als alles andere. Ich wünschte, ich könnte es wieder entzünden, doch ich weiß nicht wie. Ich weiß so vieles nicht. 

Es sollen Masken fallen in diesem Haus, hat der Fürst gesagt. Ach, könnte ich doch nur eine dieser Masken aufsammeln und mir selbst aufsetzen!

Statt immer wieder aufs Neue zu offenbaren, wie verblendet ich bin.

  1. Lynne sagt:

    ooc: *Stempel drauf papp* Wie immer liebend gerne gelesen. Das Flämmchen… *lächelt*

  2. Liniath sagt:

    wOw .. respekt *hut ab* also DAS ist einer der besten Einträge den seid langen, schön zu sehen das Iyra kein ‚dauer-grinse-char‘ ist, ich mein gut wer ist das hier in minas faer schon? .. .*hällt sich grinsend zurück keine namen zu nennen… . ~(@.@) ~ . . .* ne im ernst das gefällt mir sehr, die art zu schreiben und natürlich auch das beschreiben ihrer laune *klatscht und freut sich*

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