Wut

Iyrawen
12. Mai 2008 • Kommentare: 4

Heute ist die alte Mordlust in mir erwacht. Ich hatte dieses Gefühl schon beinahe verdrängt, beiseite geschoben, vergessen. Wie so vieles aus meiner Vergangenheit.

Doch nun flammte da plötzlich wieder tosendes Feuer durch mein Innerstes. Zischend, wispernd, lockend. Oh wie wäre das einfach, oh wie wäre das schön! Ein kleiner Funke nur, das würde schon genügen. Wie viel von dem überheblich grinsenden Antlitz dann wohl noch übrig wäre, wenn ich den Flammen ihren Lauf ließe? Wohl nicht mehr als ein Paar hell funkelnder Augen. Wenn überhaupt. Es fiel schwer, so schwer, dem nicht nachzugeben. Die Beherrschung zu wahren. Warum gelingt es manchen Menschen mühelos, nur das Schlechteste in mir zu wecken? Ich werde mich vorsehen müssen. Heute war es nur der Eid, der Eid allein, der mich davon abhielt, dem säuselnden Flüstern des Feuers nachzugeben. Aber wie lange, wie oft noch wird mich das halten? Und wenn das nicht mehr gelingt, wenn die gleißende Wut obsiegt, wenn ich mein Versprechen an den Fürsten und an das Haus breche, dann wird alles verloren sein. Wenn das Gestern in Asche liegt und die Zukunft im Dunkeln, ist alles, was bleibt, das hier und jetzt. Ich kann das nicht riskieren. Erst recht nicht für eine Sache, die so nichtig ist, dass selbst die kleinste Brandblase größere Schmerzen bereitet. Zumindest, wenn das eigene Herz so vernarbt ist wie das meine.

Es war ausgerechnet Rodgar, der mich aus der düstersten Stimmung riss. Er war lange fort gewesen, und ich hatte Dunkles über ihn erzählen gehört. Dass der Wolf mit aller Macht zurückgekommen sei, die mühsam gewonnene Kontrolle erneut geschwunden, die Schwerthand eine Gefahr für sich und andere. Doch als ich seine Wunden behandelte, merkwürdige Wunden, saß da vor mir einfach nur Rodgar. Entschlossener denn je, seinen Weg zu Ende zu gehen. Ohne zu zögern, ohne sich umzublicken, ohne gar vor sich selbst davon zu rennen, wie ich es ständig tue. Ich weiß nicht genau warum, aber plötzlich erzählte ich ihm einen Teil dessen, was mich bedrückt. Wovor ich mich fürchte. Was mich schlecht schlafen lässt und mich in meine Träume hinein verfolgt.

Ich will nicht werden wie sie. Ich kann nicht. Ich darf nicht. Und doch frage ich mich Tag für Tag, wann wohl aus meinen Augen nur noch die gelbe, mörderische Wut des Feuers spricht.

  1. Liniath sagt:

    *quitscht und antain in sicherheit bringt*

  2. Iyrawen sagt:

    *flüstert zischend*: Ja, das ist wohl auch besser so…

  3. Liniath sagt:

    nu sei mal nicht so fies O.o . .. .. 😀

  4. Iyrawen sagt:

    Bei Antain kann ich einfach nicht anders. Woran das wohl liegen mag? … 😉

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