In einem fernen Traum

Alejandro Salas
13. Mai 2008 • Kommentare: 6

Ein Freund ist jemand, der einen Verschwundenen sucht, bis er ihn findet. Und ihn auf seinem Rücken zurückträgt.

Wenn du nicht mehr laufen kannst, kriechst du. Und wenn das nicht mehr geht – findest du jemanden, der dich trägt.

Ich weiß nicht was genau diese Essenz auslöste. Was die Narben und vor allem das Brandmal angeht hat das Zeug ganze Arbeit geleistet. Ich kann den Dolchstich von Lynne gestern nichtmehr wiederfinden, äußerlich betrachtet. Aber ich weiß, wo es weh tut. Und ich spüre noch sehr genau das Feuer der Drachen von gestern Morgen. Sobald man die Tür geöffnet hat, werde ich aufbrechen und diesen Wylder suchen. Er hat Rede und Antwort zu stehen.

Es war gefährlich dieses Zeug zu trinken. Leider aber ebenso nötig. Damit sind alle Beweise endgültig vernichtet. Kein Weg zurück. Keine Spur in die Vergangenheit. Nichts. Ich habe die Nacht damit zugebracht mir zu überlegen wie ich auf die Frage antworten werde, die man mir stellen wird: Wie konntet ihr nur so leichtfertig zugreifen? Die Antwort hat auch mich in ihrer Einfachkeit deutlich überrascht. Und wenn ich an sie denke, höre ich Rodgars Stimme. Ich weiß nicht wieso.

Warum also? Weil ich blind darauf vertraut habe, daß egal was mit mir geschehen würde, die anderen es nicht zulassen würden. Daß sie helfen würden. Und ich sehe mich in diesem Glauben bestärkt. Die Mauern meiner Stadt wurden in diesen Tagen schwer geprüft. Doch sie halten Stand. Sie halten Stand! Dennoch werde ich jedem Einzelnen viel zu erklären haben. Ich weiß nicht ob sie verstehen werden. Und wieder ist es Rodgar, dessen Antwort mir in den Ohren klingt, noch ehe er sie gesprochen hat: Verstehen ist nicht notwendig – nur gehorsam. Verdammt, ich weiß nicht warum er mir die ganze Zeit in den Ohren klingt. Als stünde er stets hinter mir, gerade außerhalb meines Blickes.

Und Alrich. Alter Alrich… Die Erinnerung an das Gesagte allein schmerzt bereits. Aber niemand weiß besser als ich selbst, daß, hätte Lynne nicht zugestochen, ich hätte es getan. Ausgerechnet bei ihm. Geht nicht weg, alter Mann. Nicht ihr. Ich brauche euch.

Auch Ellena schulde ich mehr als eine Entschuldigung. Die Ärmste konnte überhaupt nicht wissen wie ihr geschah. Und überhaupt. Ich weiß nicht wem Lynne von diesen Umständen erzählte. Lysawyn? Iyrawen? Schwer vorstellbar, bedenkt man deren Reaktionen. Ich würde Ardeyn jetzt brauchen…

Rodgar hat hoffentlich bald sein Problem aus der Welt geschafft. Der Gedanke an das Abkommen mit Keandra läßt mir immernoch flau im Magen werden. Ich frage mich ob Cayus wirklich getan hätte, was nötig gewesen wäre. Hätte er es gekonnt? Bei allen von uns?

Was Antain angeht… Ich habe Elmion den ganzen Tag gestern nicht gesehen, was in Anbetracht der Umstände wohl nur uns beiden zum Vorteil gereichte. Das Spiel zwischen ihr und mir jedoch hat sich in der Nacht zu meinen Gunsten verschoben: 3 zu 2.

Als ich dann doch endlich schlief und wieder wachte… Ich wünschte, ich könnte in Worte fassen was genau ich dann sah. Für einen Moment schien es mir, als sei ich eingeschlossen von einem Feuer, welchem ich nicht entkommen zu suchen wünschte. Das Rot, verstärkt durch das Licht der aufgehenden Sonne. Und alles so wundervoll, einzigartig warm. Nein, wäre das der Flammentod gewesen, wer hätte ihm entkommen wollen. Das zumindest würde Iyrawen verstehen. Es ist ein wenig als… könne man Vertrauen riechen. Wenn ich durchatme rieche ich sie. Und möchte immer fort dieses Rot sehen.

  1. Elmion sagt:

    ooc: wie immer wirft Solans Block mehr Fragen auf als dass er sie beantwortet 🙂 trotzdem, wie immer, sehr schön zu lesen

  2. Alejandro Salas sagt:

    *verneig* Danke, Elmo. Aber ich knüpfe damit ja an eine große Tradition an! Ähm… Naja… Eigentlich nicht. *g* Aber das soll er ja auch. Keep you guys interested. Sowas, nich? 😉

  3. Liniath sagt:

    super geschrieben *g*

  4. Alejandro Salas sagt:

    *auch hier verneigs*

    Wenn ihr rätselt, was zum Teufel eigentlich in seinem Köpfchen abgeht – hab ich was richtig gemacht. *g*

  5. Lynne sagt:

    ooc: Ein wunderschöner Blog. *nickt* Immer ein Genuss mit neuen Charakter-Tagebüchern aufzuwachen… *grinst* Ich glaube auch, dass jemand nicht vor hat, sich in unmittelbarer Zukunft die Haare zu färben – auch nicht in Entfernterer.

  6. Iyrawen sagt:

    Ja, sehr schön, wirklich sehr schön *seufzt verzückt* 🙂

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