„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“
Antains Worte wiederhallten ihr immernoch im Kopf.
„Was für ein… beschissener Tag…“
Elya stand auf und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser – Laiwyn starrte ihr dort zornig entgegen. Erelya dachte nicht nach, trat einen Kiesel ins Wasser und beobachtete die Kreise, die er zog, wie ihr Spiegelbild sich verzerrte, zu einer grotesken Fratze wurde. Sie schloss die Augen, atmete tief durch.
„Wag‘ es nicht, dorthin zurückzukehren, Elya.“ Laiwyns Stimme war kaum mehr ein bedrohliches Fauchen.
„Du.. hast uns fast umgebracht, Lai…“
„Ich hatte alles unter Kontrolle, bis du weggelaufen bist, feiges Stück!“
„Aber.. die anderen? Wurden mit reingezogen.. ich kann doch nicht-„
„Was interessiert dich das? Das war äußerst nützlich, menschliche Schutzschilde sind nie verkehrt. Und du läufst einfach davon. Es war so ein perfektes Spiel!“
Spiel… das dachte sie also. Das Spiel war verflucht ernst geworden. Nicht nur, dass dieses blonde Miststück jetzt schon Kopfgelder auf sie aussetzte, diese Söldner oder was auch immer waren kurz davor gewesen, ihr eine verdammte Klinge durch den Rücken zu jagen. Ein Spiel? Wohl kaum.
„Wir gehen.“ Laiwyn duldete keinen Widerspruch. Es war keine Bitte gewesen, es war ein Befehl.
Natürlich wäre es schlau gewesen, einfach abzuhauen, wieder und wieder. Neue Heimat, neues Gesicht, neue Kleidung. Einfach. Es wäre nicht das erste mal gewesen. Sie hatte die Bluthunde am Hals, ihr Clan würde nie Ruhe geben, das wusste sie. Dann noch dieses Weib, das sie suchen ließ. Und jetzt auch noch eine junge Frau mit spitzen Ohren und dunkler Haut, die ihr helfen wollte.
Moment mal… helfen?
„Es… wird ewig so weitergehen, nicht wahr, Lai?“ Elya drehte sich um, sah wieder in den See, betrachtete ihr Spiegelbild. Verwirrung war es, die sie dem Blick entnehmen konnte, der sie traf.
„Wie meinst du das?“
„Es… wird immer so sein. Die Maske fällt, wir verschwinden. Ist es so?“
„So war es immer und so wird es auch immer sein, Elya. Das macht nichts.. wir haben uns, wir brauchen niemanden sonst.“
Irgendwann würde es keinen Ort mehr geben, an den sie hätte fliehen können. Irgendwann hätten sie die Bluthunde gefunden. Oder Lorietta. Oder beide. Und irgendwann… irgendwann würde der Tag kommen, an dem sie sich selbst finden würde.
Es war Zeit, die Suche zu beginnen.
„Das ist nicht deine Entscheidung, Elya. Wir werden nicht zu diesem Haus zurückkehren.“
„Doch.. es.. ist meine Entscheidung.“ Elya sah Laiwyn den Bruchteil einer Sekunde in die Augen und wandte sich ab, ging zurück nach Schlucht, ging zurück zu dem Ort, von dem sie hätte fliehen sollen.
Laiwyn verharrte an Ort und Stelle. Leise Wellen verzerrten ihr Gesicht, ihren Blick. Sie tobte vor Zorn, drohte, fluchte, schrie, erhielt keine Antwort. Elya ging weiter, Schritt für Schritt, einen Fuß vor den anderen setzend. Zweien war sie noch eine Erklärung schuldig – und sie sollten sie bekommen. Es war Zeit, Zeit für sich selbst zu denken, Zeit, eigene Entscheidungen zu treffen.
Es war Zeit, mit den Steinen, die ihr Laiwyn und sie selbst in den Weg gelegt hatten, etwas Schönes zu bauen.
Wie man Häuser bautImmerschatten29. Mai 2008 • Kommentare: 2 • |
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Yäh, Herzchen, geiler Blog 😀 und,… nur mit Ely,… nur Mut 😀
und … mit = Mut,… verdammt xD