Minas Faer

Nur einzelne Sterne sind neben dem Mond, der als schmale Sichel am Himmel steht, durch die Wolken zu sehen. Die Grillen zirpen ihr monotones Lied und ein leichter Wind lässt kleine Wellen an das Ufer des Sees plätschern. Wie ein Schleier liegen die langen blonden Haare über ihrem Gesicht. Die Augen geschlossen, ein leichtes Lächeln auf den Lippen schläft Yvaine endlich ihren verdienten Schlaf.

Tagelang war sie durch die Wälder geirrt, ohne Rast. Laufen, nur laufen, immer weiter. Nachts ist sie vor Erschöpfung zusammengebrochen, aber sobald die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont kletterten, machte sie sich wieder auf den Weg. Ohne festes Ziel und doch durch eine unsichtbare Macht gelenkt. Bis sie die Erkenntnis traf wie ein Blitz: die Einsamkeit, in die sie sich solang zurück gezogen hatte, konnte ihr nicht das Glück und die Zufriedenheit bringen, die sie sich erwünscht hatte. Sie hatte ihre Freiheit genoßen und doch fand sie  schon bald keine Befriedigung mehr darin. Frei, ja, das war sie. Aber Freunde hatte sie kaum noch. Keine Geborgenheit. Niemand war da, dem sie sich wirklich anvertrauen konnte, wenn sie ein Problem hatte oder einfach über ihre Wünsche und Träume reden wollte.

Nun, nur wenige Tage später, konnte sie sich mit vollem Stolz Hofjägerin von Minas Faer nennen. Sie galt nun als eine Untertanin des Fürsten Alejandro Salas. Was genau ihre Aufgabe war, galt es noch herauszufinden, aber sie fühlte sich gut aufgehoben zwischen den neuen Gefährten, die sie mit offenen Armen empfangen haben. Nun würde sie hoffentlich bald gefordert werden und ihre wahren Stärken zeigen können.