Seit Stunden zog ich meinen treuen Begleiter nun schon an langen Zügeln und in sicherem Abstand hinter mir her durch die schier endlosen, verschneiten Schluchten von Jä-Kuru um mich zum Lager von Pynti Peldot durchzuschlagen. Die dringlich erwarteten Nahrungsvorräte mussten noch vor Einbruch der Nacht ihr Ziel erreichen und Feoras schnaubte unter der Last der Ladung die wir auf einem Schlitten mit uns führten.
Schließlich kam es einer Erlösung gleich, als wir die Schluchten hinter uns ließen und ich endlich die Leuchtfeuer des Lagers unweit vorraus erblickte. „Komm Feoras, gleich haben wir es geschafft!“ Beseelt vom Gedanken an heißen Tee und etwas Gesellschaft empfing man mich und vor allem die Vorräte mit großer Erleichterung.
Ora trat mir voller Freude entgegen, wies seine Burschen an die Ladung und das Pferd zu versorgen, und lud mich in seine Hütte ein um ein paar Stunden zu verweilen.
Doch eine unerkärliche innere Unruhe zerrte an mir und drängte mich, wieder aufzubrechen.
Es schien der richtige Zeitpunkt für eine Weiterreise zu sein und so begab ich mich nach draußen um Feoras aufzusatteln.
Ich blickte zum Himmel hinauf. Die eiskalte Luft war klar und eine trügerische Windstille lag über dem Dorf. Keine Spur mehr vom Schneesturm, durch den ich mich auf dem Hinweg zu kämpfen hatte.
„Hmm, es ist so… so ruhig.“ Doch dann zupfte mir der Stallbursche am Ärmel. Ich wandte mich um, und da erblickte ich es. Eine unheilvolle Wetterfront die noch in weiter Ferne lag, aber bedrohlich schnell auf uns zu und gen Norden voranschritt. Ein Blick durch das Dorf zeigte Mütter, die hastig ihre Kinder in die Hütten riefen, und deren Väter die noch schnell hier und da ein paar Felle vor die Fenster spannten. Alle verschwanden eilig in ihren Behausungen. Der Stallbursche, welcher noch neben mir verweilte, murmelte nur: „Das sieht nicht gut aus. Hoffentlich schafft es die Elbendame rechtzeitig bis nach Sûri Kylä.“ Ich blickte ihn fragend an: „Von wem sprecht ihr da?“ Er entgegnete schulterzuckend: „Hmm, sie sagte ihren Namen nicht, aber es war eine Waldläuferin.
Blondes Haar unter eine dicken Fellmantel. Sie wollte noch eine Lieferung in die nördlichen Dörfer bringen.“
Die ersten Windböen fegten bereits um mich herum und deuteten schon das unaufhaltsam heraneilende Unwetter an, als es mich plötzlich durchfuhr: „Yvaine?!… Ihr Narr, wie konntet ihr sie nur aufbrechen lassen!“ Blitzschnell riss ich ihm die Zügel aus der Hand und sprang auf mein Pferd. Der Stallbursche rief mir noch hinterher:“ Ihr könnt nicht da rausgehen! Dort wartet nur der Tod auf euch!“ Doch seine Worte prallten an mir ab und ich gab Feoras die Sporen: „Feoras lauf, lauf so schnell Du kannst!“
Es galt so schnell wie möglich Yvaine zu folgen bevor das Schneetreiben ihre Spuren zu verwischen drohte, und so ritt ich wie der Wind über die vereiste Ebene. Vor mir der noch klare Sternenhimmel und im Rücken die stetig heranrollende Hölle aus Eis und Sturm.
Je weiter ich ritt, umso frischer wurden die Spuren. Und so konnte meine Liebste nicht mehr allzu weit vorraus sein. Doch dann holte mich der Sturm mit unbändiger Gewalt ein und ich umklammerte Feoras‘ Hals, der unter der Wucht der ersten Böen zu taumeln begann. Alles um uns herum wurde in eine weiße Wand getaucht und keinerlei Orientierung war mehr möglich. Nicht einmal die Hand war noch vor Augen zu sehen. Das unerbittliche Geheul des Sturms schien mich zu verhöhnen und schneidende Eiskristalle peitschten mir ins Gesicht und ohrfeigten mich.
Schließlich musste ich von Feoras abspringen und zog ihn an den Zügeln hinter mir her. Es ging nur noch langsam voran. Jegliche Spuren von Yvaine waren nun durch den mich umgebenden Schneesturm hinfortgefegt und ich schoß alle paar Meter ein paar Leuchtpfeile ab, die aber sogleich im weißen Nichts verschwanden. Immer wieder rief ich ihren Namen in die endlosen Weiten hinaus. Langsam verlor ich jegliches Zeitgefühl und schließlich verließen mich die Kräfte und ich sackte verzweifelt und entkräftet an einem schützenden Felsvorsprung zusammen.
Gerade wollte mich mein Bewusstsein verlassen, als mein treuer Begleiter mich mit den Nüstern anstubste und zu wiehern begann. Er schien etwas zu wittern und drängte mich aufzustehen als ich plötzlich einen verzweifelten Aufschrei durch den Sturm zu hören glaubte. War es ihre Stimme oder doch nur das Heulen des Windes, welches mir einen Streich spielte? Doch ganz gleich was es war, es weckte meine Lebensgeister erneut.
Diesmal war es Feoras, der mich an den Zügeln hinter sich herzog. Er schien Cessai zu wittern, soviel wurde mir nun klar. Und plötzlich gab der Vorhang aus Schnee und Eis sie frei. Cessai lag völlig erschöpft und dem Tode nahe, zusammengekauert vor mir und einige Meter weiter erblickte ich endlich Yvaine regungslos im Schnee liegen. Sogleich rannte ich zu ihr hinüber, kniete vor ihr nieder und nahm sie in meine Arme. Vorsichtig wischte ich ihr den Schnee aus dem Gesicht und strich ihr über die Wange, als sie langsam ihre Augen öffnete. „Beim allmächtigen Eru Illúvatar, Du lebst!“ Voller Freude wiegte ich sie in meinen Armen als sie langsam wieder zu Sinnen kam und mich anblickte.
Die hoffnungslose Verzweiflung der ich mich zuvor hinzugeben drohte, wich einem Gefühl unendlicher Erleichterung und Tränen des Glücks rannen mir über die Wangen. „Alles wird gut, mein liebstes Herz.“
Der Sturm legte sich genauso schnell wie er hereinbrach, und nachdem wir uns an einem kleinen Feuer aufwärmten und auch Cessai wieder zu Kräften kam, war es an der Zeit aufzubrechen.
Yvaine blickte mich kläglich an: „Hmm, diese Region ist einfach nichts für einen einzelnen Waldläufer, so zauberhaft schön diese eisigen Landschaften auch sein mögen“ Lächelnd strich ich ihr über den Arm und entgegnegte: „Für einen einzelnen vielleicht nicht. Aber gemeinsam werden wir auch hier jedweden Gefahren trotzen. Ich werde jedenfalls nicht mehr von deiner Seite weichen.“
Und so ritten wir erschöpft aber glücklich über den glimpflichen Ausgang dieses Ausflugs gen Sûry Kylä um uns von den Strapazen zu erholen und zu ruhen.
*wischt sich unauffällig eine Träne weg* ohne Worte…
Aaaaaaaawwww~ ;____;
Hachja. Und so kam Yvaine mitsamt Gaul wieder nach Hause. 😀
Schöööön! 😀
*schluckt und lehnt sich zurück* Huih ich beneide euch egal wen meins, klingt immer so trivial .
EIn edler Retter im Schnee. Erinniert mich an diese Mantel und Degen FIlme. 🙂