Die Sonne hatte ihren Zenit seit einigen Stunden überschritten. Auf seinem Weg zum Haus der Gemeinschaft ritt Alejandro Salas, Fürst zu Minas Faer, mit ruhigem Schritt voran. Nur ankommen, das sollte sich als schwierig erweisen.
Tornado hatte kaum einen Huf in die Siedlung gesetzt, da stürmte auch schon ein junger Mann auf ihn zu. Er hatte kaum hinsehen müssen um ihn zu erkennen. Atherton. Sein Halbbruder. Der Bastard seines Vaters. Blaß kam er auf ihn zugerannt und es fiel sogar ihm schwer den Blick des jüngeren Mannes zu deuten. Zorn? Wut? Angst? Nein, nein. Nichtmal die Mischung konnte er ausmachen.
„Du hast ihn umgebracht! Du hast ihn umgebracht! Das war keine verdammte Krankheit, keine plötzliche Verwundung! Du warst es, sonst nichts, sonst niemand!“ Die Anklage kam laut, gerufen, voller Wut, voller Verzweiflung. Ellena hatte Alejandro gewarnt. Aber nichts hatte ihn hierauf vorbereiten können. Wortlos stieg er ab, stets darum bemüht, daß die bereite Krempe seines Hutes die Augen verdeckte.
Es war auch Ellena gewesen, die Atherton diese Wahrheit erzählte. Aber ihr allein hätte Atherton nicht glauben können. Liebe Hin oder her. Sie wußte, wie man das Spiel seines Bruders spielte. Sie hätte er vielleicht belogen. Warum auch nicht? Aber Lynne nicht. Die hätte er nie belogen, das wußte er. Und auch die Klaue hatte nicht widersprochen als er, Atherton, vorhin diese Anklage gegen seinen Bruder erhob. Ja, gedroht hatte er und gebrummt – aber nicht wegen dieser Sache. Es stimmte also. Völlig unschlüssig sah er seinen älteren Bruder an als er endlich still vor ihm stand.
„Ja. Ja, das habe ich.“ Er hatte viel Zeit damit zugebracht in all den Monaten sich eine Antwort zu überlegen, die er seinem kleinen Bruder geben könnte. Aber in all der Zeit war ihm keine passende Rechtfertigung gekommen ausgerechnet ihm den Vater zu nehmen, egal wie falsch das Bild von ihm war, egal wie verblendet er war. Nichts hatte ihm das Recht dazu gegeben. Und dennoch hatte er es getan. Und dennoch fühlte er sich nicht schuldig. Außer… „Und es tut mir leid, Bruder. Leid, daß ich es erst jetzt tun konnte.. Nicht früher, als du mich gebraucht hättest.“
Am Ende war das doch, was stets all die Jahre zwischen ihnen stand. Das falsche Bild eines Vaters – und der Bruder, welcher es nicht vermochte zu helfen. Nicht, weil er den Willen nicht hatte. Sondern weil er nicht bereit war die Mittel zu nutzen. Zu grausam, zu kalt. Aber auch zu nötig. Und wer hätte den Kleinen schützen sollen, wenn nicht sein großer Bruder, damals, als er nun allein auf der Welt war?
Ohne ein weiteres Wort nahm er seinen Hut vom Kopf, senkte beide und kniete vor dem Feigen, dem Unwürdigen, dem Verliebten, dem Naiven und dem Klarsichtigen nieder. Die Worte mußte er nicht sagen. Sie lagen in der Geste: Vergib mir, Bruder.
Atherton starrte ihn stundenlang einfach nur an. Beide verweilten.
Als die Brüder sich am Ende trennten hatten sie, wenn auch nur für kurz, ihre Schatten getauscht. Es hatte keiner weiteren Worte bedurft. Man war sich einig. Ihrer beider Welten würden sich nun ändern.
Und Ruhe kehrte ein.
ooc: Quoted for truth…
„Als die Brüder sich am Ende trennten hatten sie, wenn auch nur für kurz, ihre Schatten getauscht. Es hatte keiner weiteren Worte bedurft. Man war sich einig. Ihrer beider Welten würden sich nun ändern.“
Und für Schönheit… so ein schönes Bild!