Erbe.

Nimrothir Izhkarioth
15. Juli 2008 • Kommentare: 8


…nachdenklich wie meist scheint die Hand Nimrothirs den Nebelvorhang der Worte über das Pergament gelegt zu haben, so ist die Schrift zwar ruhig doch in gewisser Weise von einer traurigen Melancholie geprägt…

Ich schreie einen Fürsten an, ignoriere meinen Vorgesetzten – und es löst sich auf den Rat eines Henkers. Im Ganzen, ohne jeden Hintergrund, ist jener Satz überaus ironisch, muss ich anmerken.

Ein letzter Stich seines Handdrucks in der meinen ist, dass er versuchte in mir zu sehen, was ich nicht sein konnte, niemals hätte sein können. Schmerzen tut mich, zu erfahren dass er nicht sieht was Drakon verstand: Kein Erbe Morferths wünsche ich jemals zu sein, kein Erbe Morferths könnte ich jemals sein. Und letztlich – kein Erbe Morferths wäre für Damares gut. Ist dies Wahrheit oder wünsche ich es nur, glaube es daher zu sehen?

Niemals ist Blut wünschenswert, mit Ehre hat es wenig zu tun. Allein scheine ich mit jenem Blick der Dinge, außgenommen jenem Bruder den ich ohne körperliche Präsens an meiner seite weiß, Tolon. Was mich an jenem “Fürsten” wundert, ist der Kontrast den er in meinem Aug’ darstellt: Zum einen träumt er von einer besseren Welt, zum anderen hängt er an Blutschwüren und Prüfungen die sowohl den Geist als auch den Körper fordern – und verletzen.

Doch wieder kreisen meine Gedanken wie neblig nasse Schemen um jenes Mal das er trotz allem brennend zurückließ: Niemals kann ich Morferth sein. Niemals wünsche ich zu sein wie er, niemals werde ich es. Alejandro erwartet es. Damares legte es ab. Und Drakon? Der Weise in jener Trinität des Chaos’ – ohne ein Wort sah jener den ich Bruder nenne was den Schmerz in mir brennen ließ, was mich niederschlug, zwang selbst zu schlagen, zu stechen, zu beißen – während ich selbst es erst in jenem zweiten Tanz von Worten, Stichen, Hieben, erkannte. Ewig werde ich Nimrothir bleiben, jener Steppenwolf, doch ebenso im Schatten des Todes jenes Mannes stehen – ich hoffe dies zweite nicht ewig.

Nun im Schreiben wandeln sich die Schemen der Gedanken in ihrem Tanz um meine Mitte zu einem Bilde dreier am Tische des Gasthauses sitzender Männer – ohne nachzudenken lasse ich dies Bild fortgleiten, denn ich weiß, niemals würde es Realität werden, niemals könnte es sein. Und doch wäre es ein Moment den ich mir wünschen würde, dort zu sitzen, gegenüber jenes Mannes dessen Tod nicht nur über Damares einen Schatten warf. Der dritte Platz jener Runde? Tolon? Drakon? Womöglich auch Alejandro? – Doch letzterer nur, um ihm zu zeigen wer ich bin. Insbesondere wer nicht.

Ich wünschte mir, niemals wieder mit seinem Maß gemessen zu werden, jenes Maß brennt in der Haut meiner Seele wenn es angelegt wird.

Wie wandtest du das Schwert ab? Erst weigerte ich mich. Das Schwert kann nur fort bleiben, wenn man es selbst fortnimmt. Im ersten Moment wollte ich die Klinge bei Seite drücken, doch im zweiten – Drakon würde es wohl formen als meine eigene Art – senkte ich seine Hand nieder, ohne die Klinge zu berühren. Niemals wäre es richtig gewesen, dies anders zu tun. Eine Probe die den Geist testet wird immer auf eine Weise beantwortet, doch eine die das Herz testet verschieden.
Mich lehrte dies Drakon.

Immer öfter glaube ich zu bemerkten, dass jene die sich Klingen nennen, wirklich sind wie sie sich nennen: Klingen – doch ebenso eine Familie. Jeder von ihnen gab mir vieles. Damares einen Sinn und Liebe, Tolon einen wahren Bruder und Freund dem ich ebenso vertraue wie ihr, Drakon wirklich gute Worte und den Glauben einen weiteren Klingenbruder gefunden zu haben, Anjoun den Glauben auch weiterhin dies als meine Heimat sehen zu können – da ich keine Enttäuschung in ihren Reihen fand. Anderes. Eine Familie.
Sind wir nicht so im Grunde wie das was Alejandro aufbaut? Eine Familie? Brüder und Schwestern, wie er ein Vater oder älterer Bruder für so viele sein mag die zu ihm aufblicken? Kann also so falsch sein, was er aus den gestrandeten Seelen an seinen Gestaden formt?

Die Wache im Hause seiner Art von Familie ist dröge. Derart dröge, dass Drakon und ich begannen Rätsel zu formen – lauthals lässt mich jene Vorstellung und Erinnerung auflachen, ein Auflachen das sich anfühlt wie frisches Gras auf verbranntem Felde. Ebenso wie Salas glaube ich trotz allem nicht an jenes Bild, Feuer gegen Feuer können einander aufhalten, doch am Ende sei das Land verbrannt, war es nicht so? In jener Hinsicht bin ich wohl Träumer wie Er, wünsche ich mir doch und glaube an das Aufblühen von neuem Guten in jenem Boden der Asche. So mögen die Leichen unserer auf einander geprallten Worte Ackerboden für neues bilden. Was dies sein wird? Freundschaft, Vertrauen, Entfernung? Ich weiß es nicht zu sagen, doch ist es besser als das was zuvor die Luft zwischen uns erfüllte.

Damares. Wenige Worte außer dass mein Blick sich leer anfühlt in der Begegnung mit jenem Hause, streift er doch durch den leeren Leib eines Tieres dem eines fehlt – sie. Ebenso wie mir. Filigran mag jenes Band der Nähe sein, doch auch die silbern glänzend’ Seidenfäden der Spinne sind filigran – doch stärker als vieles.

Wieder verbleibe ich, abermals in einem Hauch von Zufriedenheit: Jener Steppenwolf kennt sein Rudel, Löwen an denen er seine gebrochenen Läufe zur Ruhe betten kann, einen Sinn außer dem Reißen von Lämmern.

Uns… ist der Zorn. Uns.

  1. Alejandro Salas sagt:

    Na also, geht doch. War eine schwere Geburt. Auf das Zukünftige bin ich nun wirklich gespannt. Ich verspreche auch diesmal keine Schwerter mehr an irgendjemandes Hals zu halten. *g*

  2. Nimrothir Izhkarioth sagt:

    Na immerhin! Sonst geht nim wieder mit der Stecknadel auf deine Seifenblasen los, wie eben 😉

  3. Alejandro Salas sagt:

    *sich schützend vor die Seifenblase werf* Immerhin würde er dafür bluten! *g*

  4. Lynne sagt:

    ooc: Nim, so wunderbar verfasst! Aber… „Zum einen träumt er von einer besseren Welt, zum anderen hängt er an Blutschwüren und Prüfungen die sowohl den Geist als auch den Körper fordern – und verletzen.“ *findet das total bescheuert und seufzt tief* Jap, er blutet gern. *le schnüff*

  5. Alejandro Salas sagt:

    So bescheuert, daß man ihn dafür lieb haben muß. *g*

  6. Nimrothir Izhkarioth sagt:

    Hmm… nein. 😛

  7. Lynne sagt:

    ooc: *ritzt wie beläufig „Lynne“ einige Narben in die Haut“ Pöh. Ist ja „nur Blut“…

  8. Elyawyn sagt:

    *nimmt Lynne das Messer weg* *tadelnd guck*
    Sehr fein getippst, Nim. *weiterles*

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