Langsam schnitt die blitzende Stahlklinge in weiches Fleisch, durchtrennte rote Haut, drang tiefer und trennte schließlich ein Stück vom großen Ganzen, zerstörte das Bild von vollkommener Rundung. Das klare Nass, das darunter lag, bildete einen schmalen Weg, rann in kleinen Tropfen über ihre Hand und hinterließen kühle Linien, kaum dass der letzte Windhauch vergangen war.
Ein ertragreicher Sommer.
Genüßlich schob sich Elya das abgeschnittene Stück Apfel in den Mund, kaute langsam.
Sairento hatte Recht gehabt. Man kann einen Apfel auch essen, wenn man keinen Hunger hat. Nur – unsinnig kam es ihr dennoch vor.
Wie vieles Anderes. Die Tage waren ereignisreich, viele Worte, die gewechselt worden waren. Viel neues, das gelernt wurde,
Wert.
Viel hatte sie in letzter Zeit darüber gesprochen. Was war sie damals wert gewesen? Zwei Monatsvorräte und eine neue Klinge. Nicht sonderlich viel, selbst die Mitgift war wertvoller gewesen als der Preis. Lediglich ein niederer Preis um mangelnde Ware zu beschönigen, es war üblich so gewesen.
„…keine Ware oder Besitz.“
Elya schüttelte den Kopf, blinzelte mehrmals, versuchte ihr Sichtfeld zu klären, den Gedanken abzuschütteln. Seit Stunden stand sie schon dort am Wasser, an dessen Oberfläche bereits mehrere Reste von gegessenen Äpfeln schwammen. Hunger hatte sie schon lange keinen mehr, dennoch schnitt sie Obst für Obst entzwei, kaute hohl, recht lustlos, warf den Rest achtlos vor sich ins Wasser.
„Du weißt, dass du große Fehler machst.“
Elya hob den Blick, sah auf die Wasseroberfläche, betrachtete ihr Spiegelbild, sah Laiwyn in die Augen.
„Natürlich weiß ich das.“
„Warum – zum Henker – tust du es dann?“ Eine gute Frage. Weshalb tat sie es?
„Du… weißt, dass wir schneller sind.“ Ein leises Murren.
„Was soll denn das damit zu tun haben?“ Wieder kam der Zorn, prallte jedoch an Elya ab. Es war zu normal geworden.
„Was… was ist schlimm daran, Fehler zu machen, Lai? Ich verstehe es nicht.“
Lange schwiegen sie beide.
„Ich vermisse die Berge.“
„Ich auch, Lai… ich auch.“ Langsam nickte sie, sah zum Wasserfall hinauf, weiter zu den Sternen über beiden Schwestern.
„Du wirst sterben, wenn du das tust. Wir werden sterben.“
Elya schüttelte langsam den Kopf.
„Nein, das werden wir nicht.“
„Du glaubst dem Aristokraten?“ Spott. Wieder.
„…Ja. Das tue ich.“
„Du… glaubst auch diesem Waldläufer?“ Ungläubig klang sie.
„Ich bin unverletzt.“
„Das – hat nichts zu bedeuten.“
Elya richtete den Blick wieder geradeaus auf den Wasserfall. Es war das erste mal, dass sie nicht zuhören wollte, nicht glaubte, was ihr Ebenbild ihr versuchte klarzumachen. Sie blickte stur geradeaus, hing ihren eigenen Gedanken nach.
Ihre Stimme ging beinahe im Rauschen des Wasserfalles unter.
„Doch… das hat es.“
ooc: Toll, Ely! Mehr! *Ely-Fan ist und Banner hochzerr*
ooc. lölsche, der Anfang ist schick 😉
Hm ja, ich lebe noch. Alles ist gut. 🙂
Jaja, schon wieder Äpfel aus Herrn Federlaubs Garten geklaut!? 😀
Wirklich sehr schön geschrieben. Da möchte man umblättern und gleich weiterlesen.
Hey.. wenn er da nen Apfelbaum so stehen hat… hrhr