Bewältigung

Kashin Daedeloth
19. September 2008 • Kommentare: 9

Er wusste es war ein Fehler zu erscheinen. Aber was hatte er schon für eine Wahl?

„Ich bewundere deinen Mut, Daedeloth…“, ertönte eine tiefe Bassstimme, mit seltsam… verzerrtem Unterton. Die dazu passende Gestalt trat wenig später hinter einer der maroden Steinwände hervor. Einst mussten diese Mauern sehr stolz gewesen sein, doch nun… waren sie völlig heruntergekommen. Wahrscheinlich gehörten sie einst zu einem kleinen Aussenposten des Turms von Amon Sûl, doch nun waren sie nurnoch von Orks bewohnt… Einige hatte er erschlagen müssen um zu diesem Treffpunkt zu gelangen, überraschenderweise hatten sie aber allenfalls halbherzig Widerstand geleistet. Einem von ihnen hatte er den Dolch in den Hals gerammt, doch was er in seinen Augen sah beunruhigte ihn. Es war nicht der übliche seelenlose Hass, der ihm entgegenstarrte, sondern… Entsetzen. Fast schon Angst. Reine Angst. In den Augen eines Orks. Mit einem widerlichen Geräusch hatte er den Dolch aus seiner Kehle gezogen und der Ork war mit einem gurgelnden Geräusch zu Boden gesunken. Er hatte sich nichtmal gegen den kommenden Tod gewehrt, sondern schien sein Schicksal zu erwarten, ja fast schon mit offenen Armen zu empfangen.

Der Mann vor ihm war gut und gerne anderthalb Köpfe größer als Kashin, was beachtlich war, denn mit seinen 1,85 war er nicht gerade klein. Dementsprechend breit war er auch. Wahrscheinlich konnte er einem wilden Eber mit der bloßen Hand den Hals umdrehen. Man hätte ihn für einen hirnlosen Schägertypen halten können, wenn seine grünen Augen nicht diesen wissenden Glanz ausgestrahlt hätten. Sein Haar war silbrig weiß. Nicht jenes kraftlose weiß, das jeder Mensch im Laufe der Zeit einmal haben würde… Das Gesicht war makellos. Kein Bart. Keine Falte. Keine Narbe. Schneeweiße Zähne. Rein äusserlich hatte dieser Mann keine Fehler und dennoch… wenn man ihn ansah hatte man unweigerlich das Gefühl, dass da etwas verdammt nochmal nicht stimmte. Und wenn der Fehler auch nur simplerweise darin bestand, dass der hier keinen zu haben schien.

„Danke für die Blumen…“, murmelte Kashin. Der Mann vor ihm legt den Kopf schief und schwieg einen Moment, ehe er zu schmunzeln begann und ein, zwei Schritte auf Kashin zu machte. „Ich hoffe du hast dich über meine Briefe gefreut? Man schreibt dir ja so selten welche…“, sagte er. Er sprach nicht übermäßig laut, eigentlich fast schon zu leise, wenn man die Distanz zwischen den beiden betrachtete, aber dennoch schien seine Stimme allgegenwärtig zu sein. „Du hast recht, man schreibt mir nicht viel. Was vielleicht daran liegen könnte, dass alle, die mir vielleicht schreiben würden so nah sind, dass es sich nicht lohnen würde einen Brief zu schreiben. Sie könnten ihn mir quasi selbst vorbei bringen…“, murmelte er. Der Mann lachte leise. „Das tut mir überaus leid… es gibt fast nichts schöneres als Briefe. Geschriebene Worte können ihre ganz eigene Ästhetik entfalten, weißt du? Sie sind vielseitiger als Sprache… und bergen so manches Geheimnis.“, antwortete er.

Kashin verschränkte die Arme. „Wer bist du..?“, fragte er knapp. „Oh, wie unhöflich von mir. Wir sind uns ja noch nie persönlich begegnet, nicht wahr? Du darfst mich Aran en dúath nennen. Oder meinetwegen auch nur kurz „Aran“. Aber nur weil du es bist.“, grinste er. Kashin schnaubte. „Du bist wirklich sehr überzeugt von dir, nicht wahr?“, fragte er. Aran nickte. „Natürlich. Das muss ich sein. Gebietet der Name.“, antwortete er und zwinkerte. Kashin rollte mit den Augen und raunte: „Was willst du von mir? Wohl kaum ein Pläuschchen über alte Zeiten, nachdem ich dich nicht kenne…“

Aran seufzte. „Du bist viel zu ungeduldig, Daedeloth…“, murmelte er und zog den rechten Handschuh aus. Mit einem leichten Lächeln hob er die Hand und zeigte Kashin deren Rücken. Darauf zu sehen war ein Kreis, das ein „+“ umfasste. Um dessen Mitte war ein zweiter, kleinerer Kreis zu sehen. Aus dem äusseren Kreis ragten vier schräge Striche, wie bei einem „X“. Kashin stockte. „Ich sehe, du kennst das Zeichen..?“, fragte Aran und schmunzelte. Kashin verengte die Augen und legte die Hände auf die Knäufe von Schwert und Dolch. „Du warst das…“, knurrte er und zog seine beiden Waffen, ohne allerdings in Kampfhaltung zu gehen. Aran legte den Kopf schief. „Nein, genau genommen war es dein Bruder…. ich habe lediglich etwas nachgeholfen. Weißt du, manchmal braucht man nur einen kleinen Denkanstoß…“, antwortete er grinsend. „Warum das Ganze!?“, schrie Kashin. Aran setzte einen gespielt Entsetzten Gesichtsausdruck auf. „Aber aber… nicht so laut, ich höre doch gut…“, murmelte er. „Warum ich das gemacht habe? Oder besser gesagt deinen Bruder habe machen lassen, weil genau genommen war ich es ja garnicht, nicht wahr? Ich wollte deinen Vater tot sehen, ganz einfach.“ sagte er. „Ich nehme nicht an, dass du mir sagen wirst warum?“, knurrte Kashin. Aran hob die Schultern. „Er wurde mir lästig… viel zu aufbrausend der Gute… wie ich höre, hat er das an dich weitergegeben?“

Kashin reichte es. Fest umschloss er die Griffe seiner Waffen und stürmte auf Aran zu. Mit dem Schwert holte er zu einem horizontalen Hieb aus, während er den Dolch nach hinten zog um direkt danach mit ihm zuzustechen. Aran hatte sogar noch Zeit mit den Augen zu rollen, ehe er abtauchte und Kashin die Beine wegfegte. Und das so schnell, dass dieser erst realisierte was los war, als er unsanft mit dem Gesicht voran auf den staubigen Boden fiel. Sogleich wurde er am Kragen gepackt, auf die Beine gezerrt, unsanft herumgedreht und am Hals gepackt. Aran hob ihn mühelos mit einer Hand in die Höhe und Kashin korrigierte seine Schätzung. Er konnte sicherlich drei Ebern mit einer Hand den Hals umdrehen. Gleichzeitig wenn’s sein musste.

Aran seufzte. „Weißt du… das sind so Dinge, die nicht sein müssen. Hat mich bei deinem Vater schon genervt… ich muss sagen, du stehst ihm da in nichts nach.“ Kashin versuchte die Finger, die sich um seinen Hals geschlossen hatten irgendwie zu öffnen, aber da war absolut nichts zu machen. „Machen wir es kurz, Daedeloth. Du hast da etwas, was ich haben möchte.“ Kashin gab es auf. Hatte keinen Zweck an dieser Pranke herumzupfriemeln… „Ach ja..? Und was soll das bitte sein?“, fragte er. „Du würdest es sowieso nicht lange genug wissen, als dass es sich lohnen würde meinen Atem darauf zu verwenden dir das zu erzählen. Ich hole es mir ganz einfach und danach… nun ja, danach wirst du vieles einfacher haben.“, raunte Aran. Er sah Kashin tief in die Augen…

Sein Blick hypnotisierte ihn richtiggehend. Es kam ihm vor als würde Aran durch seine Augen hindurch direkt in seinen Geist eindringen, ihn zu durchwühlen, umzukrempeln und alles zu verwüsten. Er suchte und ging dabei nicht gerade zimperlich zu Werke. Kashin war unfähig sich zu bewegen, zu sprechen oder auch nur zu denken, doch irgendwas kam in ihm auf.. etwas dunkles, das in dem Moment zu erwachen schien, in dem Aran in seinen Geist eindrang und eine gewisse Schwelle übertrat. Aran wurde zurückgeschleudert und Kashin fiel zu Boden. Er hatte höllische Schmerzen und krümmte sich am Boden, wälzte sich hin und her, schlug die Hände vor’s Gesicht und schrie laut auf. Zwischen seinen Fingern sickerte eine pechschwarze, zähe Füssigkeit hervor… Aran richtete sich nun langsam auf und knurrte. Das zuvor eher ausdruckslose Gesicht war nun wutverzerrt. „Kahiil, du elender Drecksack…“, schnaubte er. „Hätte ich mir denken können, dass du es mir schwer machen würdest… du bist echt grausamer als ich dachte. Nichtmal ich hätte meinem Sohn das angetan…“, murmelte er. Kashin hatte aufgehört sich zu krümmen. Er lag auf der Seite, hatte Aran den Rücken zugedreht. Vorsichtig näherte er sich und drehte Kashin mit dem Fuß auf den Rücken. Was er sah ließ selbst ihn schlucken. Die schwarze Flüssigkeit, die durch Kashins Hände gesickert war kam direkt aus seinen Augen. Sie hinterließ eine Spur auf seinem Gesicht, ähnlich der, die Tränen zurückließen. Nur, dass sie sich in die Haut gebrannt hatte… Die Augen an sich sahen aus wie vorher, nur konnte man nun ein dunkles Wogen hinter ihnen erkennen. Kein Gefühl mehr. Nur Schwärze.

Es war der 19. September. Der Tag an dem Kashin Daedeloth starb.

  1. Alejandro Salas sagt:

    Aber – Worte _sind_ Sprache. o.o

  2. Liniath sagt:

    na mächtig prächtig – ich schick ive mal Kahiil zu holen *kopf schüttelt* mensch- DAS SIEHT DOCH NACH NÜSCHT AUS *fuchtelt mit den fingern vor seinem gesicht rum* wer rennt denn schon so rum?! ^^

  3. Kashin Daedeloth sagt:

    Dieser Kahiil ist sein Vater. Der kleine is bei Andarial.

  4. Liniath sagt:

    hab ich gerafft 😉 darum sagte ich ja – ive holt kahiil, was sie eh vor hatte nach den briefen 😉

  5. Lynne sagt:

    ooc: Was ist denn jetzt passiert?! o.O Und ab in der 18er-Bereich. Das mit den Augen ist gruselig…

  6. Liniath sagt:

    errm, auch wenn es manche gruselig finden – ich denke nicht das es unter fsk 18 fällt da noch alle körperteile vorhanden sind ^^

  7. Sethur sagt:

    Äh – ja. Hübsch. Hab ich was verpasst?

  8. Bregon Strago sagt:

    Minas OMG WTF?!
    ^^

  9. constancia sagt:

    *schnieft* ich habe ihn doch gerade mal kennengelernt… verdammt.

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