Minas Faer

Wieder schlich sich Brelan, wie jeden Morgen, aus Tarajas Haus. Sie hatte ihm eine Bleibe gegeben, da er ja bis vor kurzem noch bei Cony lebte. Draussen angekommen schloss er leise hinter sich die Tür und ging durch ihren Garten hinunter zur Straße. Die Sonne hatte sich noch nichtmal über das Breeland erhoben, niemand lief ihm über den Weg, kein Laut, bis auf das Zirpen der Grillen, war zu hören. Er trat jeden Tag in diesen Stunden sein Training an…

Sein erstes Ziel war der Apfelhain südlich von Bree. Training mit leerem Bauch geht nicht. Einfach mal in einem angemessenem Tempo zu rennen, löste bei ihm ein befreiendes Gefühl aus. Er hatte endlich mal Zeit nachzudenken…

-Warum kann ich sie nicht vergessen? Warum habe ich so ein komisches Gefühl, wenn andere Frauen in meiner Nähe sind? Hätte ich sie aufhalten sollen? Nein! Ich renne keinem mehr hinterher! Ich muss damit leben können. Damit, ohne sie zu sein. Muss sie vergessen, sonst macht mich das alles kaputt. Ändern kann ich eh nichts, ich werde bereits von so vielen deswegen und auch wegen anderer Sachen verflucht. Ich sollte in naher Zukunft damit leben lernen, dass ich einen ähnlichen Status wie Lesterdt erreicht habe.-

-Lesterdt, dieser Arsch! Er spuckt auf mich, dabei ist es garnicht solange her, dass er mir ein Versprechen gab. Ich habe meinen Kopf für ihn hingehalten, als er versuchte sich zu bessern. Hab ihm gesagt, dass ich sein Freund sein kann, wenn er sich bessert oder mit Sicherheit sein Feind bin, falls er wieder abdriftet. Er hat schonwieder jemanden umgelgt und er hegt Attentatspläne am Fürsten. Er soll mir aus dem Weg gehen! Selbst wenn sich Jularina zwischen uns stellt wird ihn das nicht retten. Es wird ein blutiges Ende nehmen!-

-Jularina ist so wechselhaft wie ich. Mal ist sie die Nette und will mir bei Problemen helfen, mal diejenige die nur bei meinem Anblick Schiss kriegt und mal ist sie einfach nur sauer und sagt mir, dass sie mich hasst. Sie und Lesterdt haben jedoch den Vorteil, Leandora als Freundin zu haben. Es gibt nur wenige, die mich im „Wahn“, wenn man es so nennen will, zügeln können. Sie gehört eben zu ihnen.-

-Leandora erhofft sich immernoch, dass ich ihre Liebe erwider.Wann ich es kann und ob ich es kann ist immernoch ungewiss. Ich sagte ihr, sie solle mir Zeit geben… Wieviel Zeit meinte ich? Wartet sie vergebens auf den Tag, an dem sie nichtmehr warten muss? Werde ich sie damit nur wieder verletzen? Alles Fragen worauf ich keine Antwort weiß. Aber ich bin schon froh, dass sich alles mit ihr wieder geklärt hat. Das würde ich mir auch bei Mewen wünschen.-

-Mewen ging, weil sie mit meiner zu offenen, vielleicht etwas aggressiven Art nicht zurecht kam. Sie sagte ich sei egoistisch, undankbar, respektlos und alles solche Sachen. Es hat mich tiefer getroffen als sie vielleicht denkt und das nicht nur, weil diese Eigenschaften vielleicht wirklich zutreffen. Hinterherrennen werde ich ihr dennoch nicht. Mache ich niewieder! Ich werde auch damit leben müssen, dass wir, ohne dem anderen einen Blick oder ein Wort zu widmen, einfach an einander vorrüber gehen. Die stille Hoffnung, sie wieder um Rat fragen zu können oder einfach nur mit ihr lachen zu können, ist verloren. Ich denke nicht, dass es uns irgendwann nochmal zusammenführt. Leider.-

-Zusammengeführt hat es da wohl eher Taraja und Marathil. Die beiden sehe ich jetzt wieder immer öfter gemeinsam irgendwo sitzen. Ich freu mich für beide. Sie passen einfach zusammen, wenn Mara einfach mal den Kopf einschalten würde…-

-Taraja sagte mir im Vertrauen, dass sie Maras offensive Art, seine Gefühle für sie zu zeigen nervt. Es scheint aber nun doch langsam wieder Früchte zu tragen. Taraja musste zuviel in ihrem Leben durchmachen. Sie braucht jemanden, der sie durch die Zeit trägt, mit ihr zusammen das Kind aufzieht. Thulumir ist ja einfach abgehaun. Niemand weiß wohin. Wieder ein Drecksack, der nur mit Tara gespielt hat. … Taraja sprach von einem Treffen, bei dem die möglichen Attentäter empfangen werden, die es auf den Fürsten abgesehen haben. Es riecht für mich nach Falle, aber irgendwie freu ich mich drauf. Ich werde mich endlich mal wieder abreagieren können…-

-Mara, mein Leben für dich, Bruder! Wir haben soviel zusammen durchgemacht. Höhen und Tiefen. Es war nicht immer leicht, besonders für ihn nicht. Ich habe soviel wieder gutzumachen, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Falls das zwischen ihm und Taraja wieder klappen sollte, hat er meinen Segen. Er hat viel Mist gebaut, aber wer hat das nicht? Ich wünsche mir nur, dass er nicht wieder auf sein altes Problem zurückfällt.-

-Der Fürst fasst die Drohungen ziemlich ruhig auf. In dieser Hinsicht sind wir uns sogar erschreckend ähnlich. Aber ist er zu gelassen? Vielleicht. Er lässt jeden an sich heran. Erst Gestern war ich bei ihm, habe mit ihm über Lesterdt geredet. Nur der Hauptmann im Zimmer und der Leutnant vor der Tür. Ich will weder den Fürsten, noch die Garde schlechtreden, aber ich denke, es ist zuwenig. Ich mag ihm nicht so trauen, wie andere es tun, und er mir ebenso wenig, doch lasse ich ihn nicht sterben. Meine Klinge vor seinen Feinden!-

… Die ersten Sonnenstrahlen leckten nun über das Land, er war schon auf halben weg zu den Rossfeldern. Das Training beendete Brelan, wie jeden Tag, in aller Ruhe. Er verlor keinen Gedanken mehr an das was war oder das was noch kommen mag…