The Oathbreakers

Cinlir Winthallan
16. Mai 2009 • Kommentare: 3

Ehre.

Ich habe letzte Nacht viel davon gesehen und die Hände durch mein Sein derart gebunden gehabt, daß ich den, der sie zeigte, fast vernichtet hätte. Tausend Dämonen auf die Worte meines Hauses! Aber dennoch sind es die meinen. Unabänderlich.

Die Sonne war bereits versunken als ich in das Wachhaus trat. Eigentlich auf der Suche nach meiner Frau oder dem Hauptmann. Auch wenn ich mir nicht denken konnte, was Sybell dort verloren haben sollte. Sie war weder im Gästehaus, noch im Wohnhaus, noch im Haupthaus – sonderlich viele andere Orte gab es also nicht. Und dort fand ich sie dann auch. So auch den Hauptmann. Zu meiner Überraschung allerdings so auch Feldwebel Angor und eine Frau, die man mir als seine Frau, seine Verlobte, seine Gefährtin und was weiß ich nicht noch alles vorstellte. Sehr verwirrend. Anscheinend war man sich uneinig ob und wann die zwei nun geheiratet hätten oder würden. In jedem Fall ist Angor dem Hause Minas Faer zur Treue verpflichtet – was wiederum bedeutet, er hätte die Heirat anmelden müssen und um den Segen seines Herrn bitten. Über Aldorn und seine Frau existieren solche Aufzeichnungen, das fand ich. Über Angor jedoch nicht. Jedwedes Band, das die beiden bis dahin also geschlossen hatten, ist rein von Rechtswegen her ungültig. Ich erwähnte das an einer Stelle, ganz wie es meine Pflicht als Lehnsherr ist, jedoch verstand zumindest Angor das offenbar als Diskreditierung seiner Zuneigung zu dieser Frau. Welche übrigens von hier bis nach Angmar stinkt, zumindest ihre Kleidung.

Da es mir wenig angemessen schien das Ganze weiter im Wachhaus zu bereden und so oder so jeder das Recht erbat als erster zu sprechen verlegte ich das alles ins Haupthaus und wartete dort. Nicht zuletzt um mir einen Moment zu verschaffen, in dem ich die Situation überdenken konnte.

Es hätte mich nicht überraschen sollen, daß es Sybell war, die als erste eintraf. Sie berichtete, daß Angor offenbar die Frau schützen wollte. Auch sie schien inzwischen verwirrt darüber wann die beiden denn nun vermählt wurden. Sie bat um Nachsicht und ich legte mir zurecht was ich konnte um alle Strafen milde ausfallen zu lassen.

Dann sprach Hauptmann Aldorn vor. Seine Charakterstärke ist vorbildlich, hätte ihn jedoch fast den Kopf gekostet. Ohne zu zögern lud er sofort alle Schuld für Angors Fehl auf sich. Bis dato bestand der lediglich darin erstens nicht um Erlaubnis gefragt zu haben – und zweitens den Zeitpunkt seiner Ehe wegen gelogen zu haben. Keine kleinen Vergehen, jedoch durchaus tragbare. Solche, die man hätte aus der Welt schaffen können. Vor allem, da sein Freund bereit war die Schuld für ihn zu tragen. Jedwede Strafe hätte also Aldorn getroffen, nicht Angor.

Das Blatt wendete sich jedoch weiter zum Schlechten als Angor dann selbst vorsprach. Denn auch er zögerte nicht. Zögerte nicht darin seine Aufgaben niederlegen zu wollen. Aber einen Lehnseid verläßt man nur durch den Tod. Und dem Haus hat er die Treue geschworen. Ich mag in seinen Augen nicht der Mann sein, den er gerne an der Spitze eben jenes Hauses sehen würde – aber ich bin der Mann, der eben an dieser Spitze ist. So schuldet er mir Gehorsam und ich ihm alles mir zur Verfügung stehende Wohlwollen. So kam zur fehlenden Erlaubnis und der Unklarheit über die Ehe nun also auch noch Dienstverweigerung, wenn man es milde sehen möchte, Eidbruch wenn nicht auf die Liste hinzu. Und stürzte so die Waagschalen in eine unerträglich ungünstige Position. Mir blieb damit keine Wahl mehr. Der Mann schien es als Grausamkeit und Machtgier zu verstehen.

Grausamkeit. Die Grausamkeit, die jeder Krieg kennt. Eben jene, die Gehorsam uns allen abverlangt. Aber Machtgier? Wäre es das gewesen, hätte ich sie beide töten können und müssen. Denn dann wäre bereits der erste Widerspruch Grund genug gewesen. So jedoch ließ ich das Gefasel über freie Männer über mich ergehen. Er schien nicht zu verstehen, daß Freiheit und Eidtreue einander nicht ausschlossen. Verstand nicht, daß Aldorn ebenso frei war wie er. Ich glaube, Angor hat man von dieser Idee erzählt… Demokratie… Wahrscheinlich war er zu lange in Bree. Ein Mann aus Gondor sollte sich den Geist nie so verwirren lassen. Ich werde vorsichtig sein müssen.

Aldorn hieß ich niederzuknien. Und der Arme verstand worum es ging. Er bat mich seiner Verlobten auszurichten, daß er sie liebe. Bat mich ihr zu sagen, daß es ihm leid täte die Art Mann zu sein, die er eben nunmal sei. Mit keinem Wort jedoch verteufelte er Zarroc, sich selbst oder mein Handeln. Nur in wenigen Männern habe ich das bisher gesehen. Zumindest verstehe ich so, warum Salas sich derart bedingungslos auf ihn verlassen hat. Es sollte schwer fallen einen noch integereren Mann für die Spitze der Hausgarde zu finden.

Es folgten ungeschickte Versuche das Unabwendbare aufzuhalten. Teils kamen sie von Angor selbst, teils lagen sie in den Blicken meiner Frau, die jedoch klug genug war nicht offen einzuschreiten, hätte ich sonst auch ihr gegenüber die Worte des Hauses ein weiteres Mal Wahrheit sein lassen müssen. Am Ende riet ich Angor zur einzigen Möglichkeit die mir blieb um nicht meinen eigenen Hauptmann niederstrecken zu müssen. Ich hieß ihn um das Leben seines Freundes zu bitten – und zu meiner Überraschung tat er es.

Letztendlich gab ich ihm das Schwert Sir Giselhers und sagte ihm, daß er jedwede Rechnung die er glaubt nun noch zu begleichen zu haben mit eben jener Klinge zählen solle. Ich weiß nicht, ob er verstand. Meine eigene Klinge, welche mich über Generationen hinweg erreicht hat, legte ich in die Hände Giselhers. Wo sie für zukünftige Generationen bleiben wird. Meine Vorväter mögen mir vergeben, jedoch glaube ich, daß sie eben da gut aufgehoben ist. Aldorn verstand, obwohl er zuerst sein Amt niederzulegen gedachte, wie mir scheinen mag. Er hat inzwischen hoffentlich verinnerlicht, daß er das besser nicht täte. Er hat ein zweites Leben.

Ich selbst trage nun das Schwert Minas Faers. Das Schwert eines Toten. In Salas‘ Büchern nennt er es „Adelante“. Es ist nicht die einzige Aufzeichnung, in der dieses Wort vorkommt. Und ich kenne die zweite Bedeutung. Als jemand, der gestern seinen besten Mann tötete ohne ihm das Leben zu nehmen, trage ich Adelante zu Recht. Und wie Angor selbst werde auch ich meine Schuld nur mit dieser Klinge abgleichen können. Auch wenn man sagen wird, diese Klinge zu tragen wäre Arroganz. Man wird nicht verstehen, wieso ich sie trage. Man wird ihren Namen nicht verstehen. Nicht ihre Geschichte.

  1. Zarroc sagt:

    irgendwie schon cool. Selbe Situation und völlig andere Blickwinkel von völlig verschiedenen Charakteren.:)

  2. Cinlir Winthallan sagt:

    Gell? *g* So entstehen die Mißverständnisse dieser Welt!

  3. Giselher Aldorn sagt:

    Ich glaube ich muss bloggen 😀

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