ein Spaziergang – nächtliche Gedanken

Sveawyn
24. September 2009 • Kommentare: 5

Ruhig war die Nacht in den Breelanden gewesen. Nahezu in allen Häusern waren die Lichter erloschen und dessen Bewohner schienen allesamt in ihren Betten zu liegen um sich von den Strapazen des Tages zu erholen. Nur an einem der Häuser regte sich etwas, langsam und so leise als möglich öffnete sich eine Tür und heraus kam eine kleine zierliche Gestalt. Sachte verschloss sie die Türe wieder hinter sich und setzte sich in Bewegung. Ihre schwarzen Haare flatterten sanft im Wind der kühlen, nächtlichen Luft und sie verschränkte ihre Arme vor sich beim gehen. Sie schien ohne festes Ziel ihren Weg durch die Siedlung fortzusetzen, an der Wegkreuzung jedoch hielt sie inne. Ihr Blick hing nachdenklich an einem fiktiven Punkt, irgendwo in der Luft als sie an einen Abend dachte der nun schon lange zurück lag.

Es war ein typischer Abend im Pony gewesen, sie hatte, wie meist zu jener Zeit wieder einmal viel zu viel getrunken, natürlich hatten sie und Finariaen sich wieder in den Haaren gehabt. Doch an jenem Abend hatte ein Elb, dessen Namen sie mittlerweile wieder vergessen hatte versucht zwischen den beiden zu vermitteln, relativ erfolglos war er gewesen bei seinem Werk, war doch jeder von ihnen beiden im Grunde ein verdammter Sturkopf. Sie konnte sich noch genau an Finariaen´s Gesicht erinnern als der Elbenmann ihm auf den Kopf zugesagt hatte, dass er doch nur so reagieren würde weil sie, Sveawyn, ihm sehr wohl etwas bedeuten würde. Er machte ein Gesicht als hätte ihm gerade jemand offenbart er müsse inmitten Mordors reisen, kurz darauf war er dann auch gegangen. Der Elb hingegen hatte noch zu ihr gesagt sie solle sich nichts gefallen lassen und vor allem solle sie nicht so mit sich umgehen lassen. Er hatte sie als unschuldig beachtet, doch war sie das nicht gewesen. Immerhin war ihr auf jeden Spruch von ihm ein weiterer eingefallen.

Sie schmunzelte als sie ihren Weg fortsetzte, eigentlich war es immer so gewesen das sie das Mitleid von jedem bekommen hatte und er als der Böse schlechthin galt, nur wer sich die Zeit nahm genauer hinzusehen, der hatte bemerkt das sie ebenso Schuld getragen hatte. Sie ging weiter, zu dem Wasserfall hinab. Jener Wasserfall an dem Finariaen sie an einem Abend ins Wasser geworfen hatte, danach waren sie noch, miteinander redend, lange auf dem Stein gesessen. Der Wasserfall – Wasser – ein Brunnen fiel ihr ein, vor dem Pony.

Ein weiterer Abend in den Breelanden, natürlich wieder im Pony, wie damals eben jeden Tag. Finariaen und Theoheyn, ein Bekannter von ihr, der ebenfalls aus Rohan stammt, hatten sich irgendwie in die Wolle bekommen. Ein Wort hatte das andere gegeben und um wen ging es? Natürlich um sie, ihr schenkte allerdings keiner von beiden große Beachtung, zumindest so lange nicht bis sie sich grimmig beiden zugewandt hatte und meinte, die beiden sollen doch ohne sie weitermachen und ihr später einfach sagen wer denn den längeren hat. Danach war sie ohne weiter abzuwarten nach draußen gegangen um sich dort an den Brunnen zu setzen. Etwas später waren die beiden Streithähne ihr dann gefolgt um sie wieder rein zu holen um weiter zu trinken, seit jenem Abend hatte Theoheyn aufgehört sich ausführlich mit Sveawyn zu unterhalten und ihr ein Bier nach dem anderen auszugeben, dafür hatte er damit begonnen ständig „was sich liebt das neckt sich“ in den Raum zu werfen, zumindest solange bis Sveawyn ihm dafür einen Krug an den Kopf geworfen hatte, was sogar für einen zwischenzeitlichen Gedächnischwund gesorgt hatte. Danach sprach er jene Worte übrigens nie wieder aus. Zu jener Zeit wusste sie selbst noch nicht wie Recht er damit gehabt hatte.

Sveawyn ließ ihre Hand kurz in das Wasser gleiten, zog sie aber schnell wieder heraus. Der Sommer war nahezu vorbei und das Wasser alles andere als warm. Sie richtete sich wieder zu ihrer volle Größe auf, wandte sich um und setzte ihren Spaziergang fort. Sie genoss die Ruhe der Siedlung, so konnte sie ihren Gedanken nachgehen, immerhin war heute ein sehr wichtiger Tag in ihrem Leben gewesen, ein Tag der wohl vieles verändern würde, nahezu alles. Gut, vielleicht nicht alles aber doch einiges. Sie kam am Marktplatz an, der zu dieser Zeit verlassen vor ihr lag. Ihr Kopf arbeitete weiter, eine weitere Begebenheit spielte sich fast bildlich vor ihr ab.

Finariaen und sie standen am unteren Tor von Bree, es war noch zu früh am Abend, daher waren sie wohl noch nicht im Pony. Sie unterhielten sich – wieder einmal – mehr streitend als eigentlich redend. Sie wusste nicht mehr genau wie sie angefangen hatten, wahrscheinlich mit ihrem Kennen lernen welches mit ein paar Orks verbunden war, er warf ihr in jedem Falle vor das sie sich in einem Nahkampf nicht einmal annähernd wehren könne. Sicherlich war ihm klar das sie eine Frau war, wenngleich sie sich dessen nicht immer sicher war, und das sie aufgrund der Tatsache keinerlei Waffenausbildung bekommen hatte in ihrem Leben. Natürlich musste er es ihr mannesgleich beweisen indem er einen seiner Speere in ihre Richtung hielt, vor ihre Brust um genauer zu sein. Sie hatte ihm genug vertraut, dass er nie vorhatte sie damit zu verletzen doch für außen stehende musste dies anders gewirkt haben. Eine, ihnen bereits bekannte Stadtwache, kam hinzu und regte sich fürchterlich darüber auf was sie sah. Dummerweise war es die gleiche Wache die sie einen Tag zuvor im Pony schon ermahnt hatte, nachdem sie sich dort mit Finariaen geprügelt hatte, nun nicht direkt geprügelt aber es ging schon in diese Richtung. Im Nachhinein fand sie die Szene eigentlich recht lustig, die Wache hatte einfach nur ihre Arbeit getan und Finariaen und sie standen einfach nur vor ihr, schoben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu und starteten einen Wettbewerb wer denn besser zicken kann. Irgendwann hatte die arme Frau vor ihnen resigniert und sie ziehen lassen, nur um einen Tag später wieder mit ihnen konfrontiert zu werden. Dieses Mal beließ sie es aber bei einer kurzen Ermahnung.

Sie musste laut schmunzeln als sie daran zurück dachte, zum Glück konnte sie keiner hören, wie sie mitten am Marktplatz stand und vor sich hin schmunzelte. Sie blinzelte kurz zum Himmel, es war eine sternenklare Nacht und wohl auch schon relativ spät, aber an Schlaf war für sie noch nicht im geringsten zu denken. Sveawyn ging weiter, ihr Blick fiel auf Tribüne die inmitten der Siedlung stand, mit den unzähligen Stühlen davor. Sie ging nach vorn in die erste Reihe und nahm auf einen der Stühle Platz, lehnte sich nach hinten und überschlug ihre Beine. Ihr Blick ging nach oben auf die Holzbühne. Dort könnten Musiker stehen und darunter auf den Platz davor könnten Leute tanzen. Tanzen…

Sie konnte sich noch gut erinnern als sie Coren kennen lernte, am ersten Abend versprach dieser ihr sie am nächsten Tage zu einem Tanz aufzufordern und wenn er die ganze Nacht dafür üben musste. Das hatte er wohl auch gemacht, denn den nächsten Abend hielt er an seinem Versprechen und forderte sie zu einem Tanz, eigentlich war es mehr als einer, es waren sehr viele und irgendwann hatten sie die Entfernung zwischen ihnen von zwei Hobbits auf einen viertel Hobbit reduziert. Finariaen hatte dem ganzen mit grimmiger Miene zugesehen, fast so als wolle er in dem Moment mit ihr tanzen wollen, doch hätten sie dafür schon viele Gelegenheiten gehabt und keine davon wurde von ihm wahr genommen. Er ließ es sich allerdings nicht nehmen in einer „Tanzpause“ Coren relativ schnell zu verscheuchen, jener war nach draußen gegangen um etwas frische Luft zu schnappen. Zufrieden grinsend hatte Finariaen dann vor ihr gestanden, ihr einen Krug in die Hand gedrückt und sie sogar noch gehindert dem anderen Einäugigen zu folgen. Als dieser dann jedoch wieder kam, war es an Finariaen zu gehen, doch er kam nicht wieder, eine Tatsache die Sveawyn aus irgendeinem Grund gestört hatte, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ und zudem gut abgelenkt war. Einige Tage später kamen Finariaen und Coren dann doch noch, trotz anfänglicher Schwierigkeiten gut miteinander aus, warum auch immer. Zwischen Finariaen und ihr hatte sich allerdings nichts verändert, außer das es Finariaen sich kurz darauf nicht nehmen ließ nun auch mit ihr zu tanzen, sie war sehr überrascht gewesen das er es denn überhaupt konnte, aber das war wohl nur eine von vielen Dingen, von jenen sie noch nichts wusste.

Sveawyn erhob sich wieder von ihrem Stuhl langsam wurde es wohl an der Zeit ihre Runde zu beenden, zumindest ein wenig Schlaf wollte sie noch bekommen auch wenn es viel zu viel war, was ihr durch den Kopf ging, es war aber auch einiges was sie bisher schon mit Finariaen erlebte. An der kleinen Brücke jedoch blieb sie erneut stehen, ihre Arme legten sich auf die steinerne Mauer und ihr Blick ging gen dem fließenden Wasser. Irgendwann hatte sich zwischen ihr und Finariaen einiges geändert. Viele hatte es gegeben die wohl vor ihnen wussten was mit ihnen beiden los war, doch es gab jemanden der einiges daran gesetzt hatte das den beiden das auch bewusst wurde.

Wieder einmal hatte sie sich mit Finariaen im Pony in die Haare bekommen, einen wirklichen Grund brauchten sie nicht, es fand sich immer einer. Plötzlich fand sich zwischen den beiden eine kleine, hübsche Hobbitdame ein. Sie ermahnte Finariaen, er solle doch netter zu ihr sein, ziemlich nachdrücklich sogar, doch gab sie nicht, wie alle anderen, nach ein paar Worten auf. Nach vielen Worten und ein paar gezielten Tritten gegen sein Schienbein, wandte sich Finariaen wirklich mit ein paar netten Worten ihr zu, nunja, nett ist wohl der falsche Ausdruck, eigentlich trieften sie vor Ironie und sie schienen auch nicht von ihm zu kommen, vielmehr aus Zwang sprach er übertrieben romantisch. Das war natürlich nicht das Ergebnis was sie sich gewünscht hatte und so fauchte sie ihn erst einmal an was ihr auch einen Tritt gegen ihr Schienbein einbrachte. Finariaen und sie mussten dass dann üben, er sagte etwas nettes und sie bedankte sich höflich, irgendwie brachte die kleine Hobbitdame genug Autorität hervor das beide brav mit übten und schon nach einer Stunde und etlichen Tritten hatten sie es geschafft. Er sagte etwas nettes und sie bedankte sich dafür – na war ja gar nicht sooo schwer. Doch nur damit gab sich Calitha, die Hobbitdame, nicht zufrieden, bei jeder Gelegenheit „Übte“ sie mit ihnen beiden, mit Tritten, Ermahnungen und Drohungen mit Bratpfannen schaffte sie es wirklich das Finariaen und sie nach und nach besser miteinander umgehen konnten. Ob sie es ohne die Hilfe von Calitha auch geschafft hätten? Vielleicht ein paar Jahre später?

Ein Lächeln legte sich auf die Lippen von Sveawyn, sie musste Calitha wieder einmal besuchen, nun wohl erst recht, nach dem heutigen Tag. Sie durfte dann nur nicht vergessen ein Kleid anzuziehen, das hatte ihr die Hobbitse nämlich geschenkt, weil eine Dame brauchte eines, sollte so etwas anziehen, ihrer Meinung nach. Noch immer konnte sie Fin´s Gesichtsausdruck vor sich sehen als er sie das erste Mal in einem Kleid zu Auge bekam. Es hatte ihm doch wirklich die Sprache verschlagen. Sie stieß sich von der Steinmauer ab um wieder zu dem Haus zu gehen in dem sie wohnte. Im Garten allerdings zog es sie wie magisch zu der Sonnenuhr.

Erst vor ein paar Stunden war sie zum Anwesen des Fürsten gegangen um nach Finariaen zu sehen, ob er denn noch Wache stehen musste und wie lange wohl noch. Auch wenn sie ihn dann nur kurz sehen konnte und er im Dienst sie auch nicht umarmen durfte so reichte ihr doch immer wieder ein kurzer Moment, ein kurzer Blick. Der Fürst kam ihr entgegen, sichtlich gut gelaunt begrüßte er sie und ging an ihr vorbei zu dem großen Tisch, seine Anwesenheit hier unten erweckte in ihr wohl auch den Mut die Treppen nach oben zu schleichen. Dort standen allerdings einige Leute, Finariaen, Sir Giselher, Elmion, der Leutnant und die Gattin des Fürsten, jene wandte sich auch sogleich ihr zu um zu fragen ob sie denn etwas brauche. „Ehm, nichts bestimmtes eigentlich“ antwortete sie mit einem Seitenblick auf Finariaen und dann begannen sie alle irgendwie komisch zu werden. Finariaen bekam eine Stunde frei, nachdem sich Sybell erst einmal erkundigt hatte ob eine Stunde denn für „so etwas“ausreichen würde und Sveawyn sollte noch nach Witnere, dem Pferd von Sir Giselher sehen. Was sie denn mit „so etwas“ meinte war ihr nicht im geringsten bewusst, aber sie dachte auch nicht weiter darüber nach – Adelige halt. Im Grunde wurden die beiden eben weg geschickt, warum, das war Sveawyn zu diesem Zeitpunkt sehr unklar und sie vermutete das die Herrschaften wohl einfach nur etwas falsches gegessen haben. Zuerst war sie mit ihm durch die Siedlung gegangen, bis er sie an jene Sonnenuhr führte. Ihre Hand hob sich und streichelte sachte über jene als sie daran dachte wie Finariaen vor ein paar Stunden genau hier vor ihr gekniet hatte und sie bat seine Frau zu werden.

Natürlich wollte sie das, natürlich hatte sie ja gesagt und natürlich konnte sie sich vorstellen ihr restliches Leben mit ihm zu verbringen. Ihm jeden Tag auf ein neues eine gute Frau zu sein, die beste die er sich vorstellen kann, denn sie konnte sich auch niemand besseren als ihn vorstellen. Mit dem heutigen Tag würde sich ihr Leben ändern und sie freute sich auf jeden einzelnen Tag ihrer Zukunft.

  1. Giselher Aldorn sagt:

    Vor allem in Kombination mit Fins Blog herrlich 🙂

  2. Cinlir Winthallan sagt:

    Und dann wäre da noch dieser Schlüssel, den ich fälschen lassen muss…

  3. Giselher Aldorn sagt:

    Hast du zuviel Dangerous Liasons gesehen? 😀

  4. Saladoc Wintermoor sagt:

    “zumindest so lange nicht bis sie sich grimmig beiden zugewandt hatte und meinte, die beiden sollen doch ohne sie weitermachen und ihr später einfach sagen wer denn den längeren hat.” <— Ich mag Sveawyns Art ^^

  5. Finarian sagt:

    Ich möchte nur anmerken, dass Fin den längeren hatte.

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