Nur wenige Feuer brannten in Ost Agar. Cinlir Winthallan, der Erstgeborene, hatte es nicht in sich gesehen anderes zuzulassen. Es galt Resourcen zu sparen, jetzt, da der ältere seiner beiden kleinen Brüder wieder im Krieg war und der jüngste verstorben war. Wenn er schon nicht mitkämpfen konnte, dann doch wenigstens keine unnötig Last sein, so hatte er beschlossen.
Freilich traf das nicht gerade auf große Freude bei seiner Frau, auch wenn sie sich alle Mühe gab ihn ihr Missfallen nicht spüren zu lassen. Überhaupt gab sie sich Mühe ihn zu schonen. Die ganze Zeit schon. Er selbst hielt es ihr gegenüber nicht anders. Hätte sie einen Ton gesagt, hätte er zweifelsfrei sofort die ganze Festung auf eine Temperatur anheizen lassen, die jede Wüste hätten neidisch sein lassen. Ohne ihre Worte jedoch erkannte er ihren Wunsch nicht.
Wünsche zu erkennen, Bedürfnisse und Pflicht – das hatte er längst verlernt. Sybell wiederum vermochte es zwar noch, jedoch fand sich in ihm schlicht kein Wunsch, der erfüllt hätte werden können. Nichts, das die Zeit zurückdrehte. Nichts das ungeschehen machte. Und somit war sie der Situation gegenüber ebenso machtlos wie ihr Gatte.
Tief in Gedanken brütete er, eine warme Wolldecke und ein Fell über die Beine gelegt, vor einem der wenigen angefeuerten Kamine. Sybell saß ihrerseits unweit auf einem Stuhl und nähte, warf lediglich dann und wann einen Blick zu ihm und lächelte ihn liebevoll an. Kleine, quälende Stiche waren sie, diese Blicke. Immer war er sich bewusst, dass sie nicht das Geringste ihrer Schönheit eingebüßt hatte. Immernoch nicht ein graues Haar.
„Ach, mein geliebter Mann… Dass dich dein Stolz so brechen würde.“, seufzte ihm Sybell entgegen als ihr die Stille irgendwann zu schwer auf dem Gemüt wog. Und bereute den Satz im gleichen Moment.
Sie bereute ihn, weil ihr Mann nichtmal strafend für diese Beleidigung zu ihr sah. Etwas, das ihm sonst nie passiert wäre. „Ein Mann muss wissen, wenn seine Zeit vorbei ist, Sybell.“, murmelte er halblaut zurück, matt und erschlagen klingend.
„Ja, mein Herz, das mag sein. Aber die deine war es noch nicht. Du hättest noch so viel erreichen können… So viel Gutes. Du bist ein guter Anführer. Und ein guter Soldat.“
Auch hier fehlte sein sonst so übliches protestierendes Schnauben. „Ich war ein guter Anführer und Soldat. Ich war viele Dinge. Hätte viel sein können. Aber ich habe versagt.“
Sybells Blick wude mitfühlender. Es fiel ihr nicht schwer zu erraten in welche Richtung seine Gedanken trieben. „Es ist nicht deine Schuld, Cinlir…“ Ganz sicher nicht. Nahm sie es genau, war es ihre Schuld. Zu sehr hatte sie sich um ihn gesorgt als er wochenlang mit Wundfieber im Bett lag. Dabei hätte sie wissen müssen, sie am allermeisten, dass er, ein Winthallan, selbstverständlich genesen würde. Und so geschah es auch. Aber die Aufregung, die Sorge um ihren Mann hatte sie ihr beider Teuerstes gekostet. Auch wenn sie wusste, dass er ihr nicht dafür zürnte, so tat sie es selbst.
„Du weißt, dass es das ist. Ich führte das Schwert. Wessen Schuld, wenn nicht meine. Es war weise abzudanken. Weise Enlir an meine Stelle zu lassen und wenigstens Nandir auf seinem, diesem letzten schweren Weg zu helfen.“ Er hatte seit damals keine Waffe mehr geführt. Die Klinge Ost Agars war in Sir Giselher Aldorns Hand in der Schlacht. Die Klinge Minas Faers in der Hand seines Bruders neben seinem besten Freund. Der Freund, den er fast hatte prügeln müssen, damit er seiner verdammten Pflicht nachkam und tat, was Eid und Ehre ihm befahlen. Dennoch vermisste er ihn. Vermisste sie alle. Cardaan, Makur, Elteror. Sogar die zwei Wasserratten und ihr ewiges Gegacker fehlten ihm. Die Hobbits und ihre Küche. Und Flusswieser. Aber auch der wurde nun an der Front gebraucht. Sybell und er waren so gut wie alleine hier.
Das Duell mit Rodgar Wogenwolf lag ein Jahr zurück. Niemand war gestorben. Cinlir Winthallan hatte verloren.
Traurigier Inhalt, aber ein sehr schöner Eintrag. Hatt rihtig Freude, den zu lesen.
Da kriegt man doch gleich lust selber einen Blog in dem
Szenario zu schreiben, mal schauen 😀
*schmacht* super schön geschrieben, euer durchlaucht *neigneig* 🙂
Habe ich auch schon gedacht. Wie Giselher sich wohl so macht, da in der Schlacht? 😀
Na da lade ich doch herzlichst zum Gegenpost ein. *g* Ich bin gespannt…
Edith: Böser Solan. Danke, Jule! 😀 Und alle! Und überhaupt! *fuchtel*
😀
Flusswieser wurde an der Front gebraucht… als ein grünes Schreckgespenst, was die Herzen seiner Patienten mit Furcht erfüllt *g*
Toller Blog.
Dank, Dank und immer wieder Dank! 😀