Nach dem Beinaheduell mit meinem Herrn Schwiegervater wurde es also abermals nötig, mein Vorgehen zu überdenken. Es scheint, dass es, um im Breeland erfolgreich zu sein, eine spezielle Art von Mann benötigt. Salas scheint diese Art von Mann gewesen zu sein. Ob es mir nun also schmecken mag oder nicht, es mag nötig und gut sein sich das ein oder andere von ihm abzuschauen.
Die eigentliche Vorarbeit für die gute Laune des gestrigen Tages hatte zum einen Giselher noch einen Abend vorher geleistet. Ich nahm ihn mit auf einen langen Ausritt auf dem eigentlich nichts geschah, außer vielleicht zwei müden Männern, die an einem Seeufer saßen und über die Welt philosophierten, nur um zu lernen, dass sie irgendwie auch nicht klüger waren als zuvor. Das Wettrennen am Ende war wohl nicht ganz fair. Zum Ritter geschlagen wurde er zwar, aber das bedeutet nicht, dass er alle Vorteile eines solchen genießt. Jedenfalls hat er nun eine Art… Reitlehrerin. Eine Frau aus Rohan. Sollte ja viel versprechend sein.
Auch über die Nacht gibt es nicht zu klagen. Sybell erfreut sich bester Gesundheit und ist, bedenkt man ihren Bauch, keineswegs sonderlich in ihrer Bewegung eingeschränkt. Bisher jedenfalls. Oder sie lässt es mich einfach nur nicht merken. Ich habe von Männern gehört, die sich in dieser Zeit ihrer Frau schlicht eine Art Ablenkung beschaffen. Bisher fehlt mir das Verständnis warum man das tun sollte. Sie ist in jeder Beziehung nach wie vor meine Frau. Und würde man als Pflicht ansehen, was wir tun, so könnte ich aufrichtig sagen, sie vernachlässigt nichts.
Gestern Abend also trieb es mich dann nach Bree. Ich zog nicht alleine los, wie Salas es vielleicht getan hätte. Diese Eigenschaft war nicht unbedingt eine seiner edelsten. Im Schlepp hatte ich Giselher und Bryanne. Später stießen noch Cardaan und Elteror dazu. Der Abend an sich verlief ruhig genug. Es blieb viel Zeit zu lesen, trotz eines sehr interessanten Gesprächs mit einem Mann aus Thal, der sich hoffentlich demnächst bei meiner Frau meldet. Zwar ist er nicht mehr der Jüngste, aber dumm ist er nicht. Und wer braucht schon dumme Kammerdiener und Getreue.
Am faszinierendsten war jedoch der Rückweg. Völlig unaufgefordert nahmen die vier Wachen Formation als Eskorte ein – sogar Freiherr Elteror, der zu diesem Zeitpunkt außer Dienst war. Er ließ es sich nicht nehmen die Pflicht mit seinen Untergebenen und dem ihm vorgesetzten Giselher zu teilen. Man brachte mich, wie erwartet, sicher zu meinem Haus. Und ebenso unaufgefordert salutierten alle vier wie ein Mann. Es mag für jeden Breeländer unverständlich sein. Für jeden aus Rohan sinnloses Formwahren. Für einen Mann aus Thal Zeitverschwendung. Aber für mich, der ich ein Sohn Gondors bin – war es das erste richtige Gefühl von Heimat, hier im Breeland.
Nun frage ich mich nur, wie es gestern dazu kam. Was war gestern anders als sonst? Beobachten muss ich lernen. Mir mag scheinen das ist ein guter Punkt damit anzufangen.