Eigentlich erwarte ich nunmehr fast täglich, dass Flusswieser in mein Amtszimmer gestürmt kommt und mir die Geburt meines Sohnes verkündet. Ich wage kaum noch das Haus zu verlassen. Könnte ja das Wichtigste verpassen. Dann wiederum, eigentlich will ich gar nicht dabei sein, wenn Sybell so weit ist. Ein Mann hat bei sowas schließlich nichts verloren.
Wesentlich später…
Cinlir sah nachdenklich auf das kleine Wesen in der Wiege. Seit Stunden stand er nun schon so da, die Arme vor der Brust verschränkt, ganz, wie er es so oft tat. In seiner Haltung lag Stolz. Aber auch noch etwas anderes, melancholischeres vielleicht. Mit seinen Gedanken war er schlicht nicht ganz um Hier und Jetzt, sondern viel, viel weiter zurück.
„Wie dir aus dem Gesicht geschnitten, Bruder. Und Sybell auch.“, kommentierte Giselher an seiner Seite. Die einzige Reaktion, die er erntete, war ein halblautes „Hrm.“. Ein kurzer Seitenblick verriet, dass sich sein Herr auch sonst nicht wirklich gerührt hatte. Auch der Gesichtsausdruck hatte sich nicht wirklich verändert. Giselher seufzte. „Manche Männer muss man erschlagen, damit sie merken, wann sie glücklich sind, Cinlir. Ich hätte nur nicht gedacht, dass du einer von ihnen bist.“
Diesmal fiel die Reaktion anders aus. Cinlir schreckte sichtlich aus seinen Gedanken auf und blickte seinen Seneschall, Hauptmann, ersten Ritter und nicht zuletzt Bruder irritiert fragend an. „Hm? Was?“
„Du hast mir ja nichtmal zugehört!“, schnaubte Giselher lachend. „Cinlir!“ Das Prusten wollte nicht wirklich aufhören. „Schöner Vater bist du mir.“
Von der anderen Seite her legte Sybell eine Hand auf Cinlirs Unterarm. „Sei nicht zu hart mit ihm, Giselher. Das letzte Kind, das er so sah, war ich.“ Auch sie lachte, gläsern und liebevoll wie eigentlich immer, seitdem sie offen liebten, sie und Cinlir. Und auch ihr Mann musste grinsen.
Das Holz auch für Adlige genauso hart war wie für jeden Bauern, wenn man mit dem Kopf darauf aufschlug, merkte Cinlir schnell, als ihm sein Kopf über der Arbeit zu schwer geworden war und ihm die Augenlider zugefallen waren. Sich die Stirn reibend setzte er sich wieder gerade auf und betrachtete die Schreibfeder neben seinem Buch. Nein, so konnte er wohl wirklich nicht schreiben. Er stand grinsend auf, legte die Hände auf den Rücken und trottete aus dem Haupthaus, zurück in das eigene, private Anwesen. Sicherlich könnte ein Nachmittagsschläfchen mit Sybell keinem schaden.
Hihi *grinst* Sehr süß…
Holz ist genauso hart für Adlige… sehr schön 🙂