Familienbande

Theowalt Ategon
7. April 2010 • Kommentare: 4

Zwei dünne, brüchige Stück Papier liegen geöffnet auf Theos Tisch. Darauf Zeilen einer mädchenhaften sauberen Schrift. Hin und wieder ein Tintenklecks, der durch unachtsames beschriften des Papiers zustande gekommen ist.
Der Brief, an Theo adressiert, scheint eine recht lange Reise hinter sich zu haben. Knicke und kleines Risse sind an unterschiedlichen Stellen zu sehen.

Liebstes Onkelchen.

Bitte verzeih, dass ich Dir auf deine Briefe nicht schneller antworten konnte. Ich musste mich zuerst hier auf dem Hof einleben und meinen Platz finden. Ich habe viel zu tun, mehr als bei Vater und Mutter, doch es gefällt mir recht gut. Ich habe Vater seit Deiner Abreise nicht mehr gesehen. Ich wollte ihn besuchen, doch seine … „Frau“ versagte mir den Zugang zu meinem Elternhaus und bat mich, nicht gerade freundlich, zu gehen. Mein Vater wolle mich nicht sehen sagte sie. Also ging ich wieder. Ich werde nicht wieder hin gehen. Es schmerzte mich. Es scheint als hätte er mit der Vergangenheit abgeschlossen. Doch ich vermute, es wird besser so sein.

Der Haushalt hier ist groß und es verlangt viel Disziplin von mir, meine Arbeit zu tun und alles zu schaffen, was ich mir vorgenommen habe.

Ich stehe lange vor Sonnenaufgang auf, melke die Kühe und versorge sie, jetzt da es wärmer wird, werde ich sie wohl zu einer Weide treiben müssen, ich weiß noch nicht wie ich das bewerkstelligen soll, aber ich habe versprochen auf sie acht zu geben.

Dann ist es meine Aufgabe zu heizen. 4 Feuerstellen müssen gesäubert und befeuert werden. Ich bringe Holz hinein, das der Knecht gehackt hat. Oft vergisst er es zu trocknen und stapelt es auf das gut abgelagerte Holz im Stall. Dann beginnt es furchtbar im Haus zu qualmen. Dann bekomme ich schelte von der Frau des Bauern. Und ich habe zusätzlich die Aufgabe zu lüften und alles zu säubern, was durch den Qualm beschmutzt wurde.

Als nächstes richte ich das Frühgedeck. Die Bäuerin hat es mir ein paar Mal gezeigt, ich glaube ich kann es besser.

Sobald die hungrigen Mäuler der Familie gestopft sind, füttere ich die Schweine und wenn Zeit ist, ziehe ich mich einen Moment zurück und selber etwas zu Essen. Ansonsten esse ich, während ich in den kleinen Ort gehe, um die Dinge zu erstehen, die die Bäuerin haben will.     Manchmal, wenn ich es einrichten kann, gehe ich an einer kleinen Hütte vorbei in der eine alte Frau lebt. Ich glaube sie ist bald 80 Jahre alt. Eine sehr nette alte Frau, ohne Familie, glaube ich. Sie bittet mich dann, ihr einige Kleinigkeiten zu kaufen und zu bringen. Sie schafft es nicht mehr allein in den Ort und am gleichen Tag zurück. Manchmal bringe ich ihr auch einige Eier und etwas Mehl aus dem Haus der Bauern mit. Ich glaube sie weiß es zu schätzen und die dicke Bäuerin merkt es eh nicht, wenn sie drei Eier weniger in der Schale hat. Die Alte, so glaube ich, genießt es von Zeit zu Zeit ihre Geschichten zu erzählen.

Bin ich vom Einkauf wieder da, habe ich Wäsche zu waschen, Mittag zu kochen und mich um die Schafe zu kümmern. Gelegentlich ist es an mir Käse und Butter zu machen. Ich habe noch nie eine so anstrengende Arbeit gemacht. Aber der Käse ist köstlich.

Bis zum Abend verrichte ich dann kleinere Arbeiten, melke erneut die Kühe und putze die Pferde. Nach dem Abendessen falle ich meist erschöpft in meine Kammer und schlafe bis vor den ersten Hahnenschrei.

Ich bemühe mich in der Tat alles zur Zufriedenheit zu erledigen, aber es gelingt mir nicht immer.

Schlaf finde ich im Stall, in einer kleinen Kammer, die umstellt ist mit gebundenem Stroh, es ist nicht kalt, aber etwas staubig. Dennoch besser als bei Vater, der mir von Zeit zu Zeit verbot meinen Kamin zu befeuern, wenn wir zu wenig Holz hatten. Ich habe einen Schrank, ein Kleid zum arbeiten, ich glaube es ist aus Stoffrest zusammen genäht, aber es passt und ist praktisch, ein weiteres Kleid für Einkäufe und um mich zu zeigen und sogar zwei paar Schuhe. Auch eine schlichte Hose und ein Hemd, sowie einen Umhang nenne ich mein Eigen, doch trage ich sie selten. Die Bäuerin sieht es nicht gern.

Ich habe vom Bauern sogar die Erlaubnis mir gelegentlich etwas Schinken aus der Räucherkammer und Brot zu nehmen.

Onkelchen, ich vermisse Dich. Es mag seltsam klingen. Wir hatten uns Jahre nicht gesehen und als du nach Mutter sehen wolltest, warst du plötzlich einfach da. Es war als wärst Du nie gegangen. Vater war furchtbar wütend, als du Mutter einen guten Grabplatz gekauft hast. Er sagte, dass es seine Frau wäre und er zu bestimmen hätte. Vielleicht hat seine Kälte etwas mit dieser Tat zu tun, doch ich danke Dir dafür. Dank Dir, geht es mir gut und auch Mutter wird der neue Platz gerecht. Sie war eine gute Frau.

Ich verstehe immer noch nicht, warum du mich nicht mitnehmen konntest oder wolltest. Du sagtest etwas von deinem Eid und dem anderen Land. Onkelchen, ich habe hier keine Familie mehr und Du bist nun der Einzige den ich aus meinem Blut kenne. Ich wünschte ich könnte bei Dir sein. Doch ich akzeptiere Deine Entscheidung.

Meine Kerze hier ist bald runter gebrannt, ich muss nun fürs erste schließen. Sobald ich wieder die zeit finde, werde ich erneut schreiben.

Ich freue mich auf einen baldigen Brief von dir, ich weiß dass er kommen wird.

Bis bald Onkelchen.

In Liebe, Aleolia

Theo hatte den Brief nun schon mehrmals gelesen. Er saß jetzt am Kamin, dachte über die letzten Zeilen seiner Nichte nach. Sie ist ein gutes Kind, waberte es immer wieder in seinen Gedanken hin und her. Es war spät, dunkel und er war schon vor Stunden – so sein Gefühl – von seinem Lauf zurück gekehrt.
Seine Beine ausgestreckt, saß Theo einfach nur da, starrte in die kleiner werdenden Flammen und genoß das Gefühl eine Familie zu haben.

Wenn er noch ein paar Stunden Schlaf wollte, müsste er langsam ins Bett gehen. Doch wie viel Schlaf würde er schon finden.
Und müsste er überhaupt ausgeschlafen sein, um seinem Herren die Stiefel zu schnüren? Vermutlich nicht, es gab Aufgaben, die er fast im Schlaf beherrschte. Die Alltäglichen gehörten wohl dazu.

  1. Elmion sagt:

    oh wie niedlich ist der Brief denn? 😀

    Das hört sich ja fast so an als würden wir bald Theowaltschen Zuwachs bekommen? 🙂

  2. Theowalt sagt:

    Ney, ich glaub nich (ich hab es mit seit Nepfel abegwöhnt NIE zu sagen) 🙂
    aber der Theo is ja nich nur Kämmerer *g*
    Der muss auch ma so menschliche Züge haben 😀

  3. Cinlir Winthallan sagt:

    Wenn der Fürst davon erfährt, wird sie zwangsimportiert! 😀

  4. Elmion sagt:

    Wir brauchen ohnehin noch eine Zofe für die Gräfin *hust* *g*

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