Soothsaying

Cinlir Winthallan
2. Mai 2010 • Kommentare: 11

In Jahren…

Alles war bereit. Die Kutsche war vorgefahren. Draußen, unter dem Fenster seines Amtszimmers, hier in Minas Faer, konnte er hören, wie die Bediensteten die letzten Truhe darauf verluden. Er hörte Tharlegond Elteror einige Befehle an Wachen brüllen. Der Mann hatte immer noch nichts von der Kraft in seiner Stimme verloren. Dabei waren es jetzt schon – was? 15? Nein, fast 20 Jahre, die er direkt in Cinlirs Dienst stadt, seitdem sein Bruder Enlir den damaligen Leutnant zu ihn sandte.

Cinlir legte die Schreibfeder weg. Die Hände auf den Rücken gelegt trat er an das Fenster und blickte hinab in den Hof. Gerade traten Sybell und Ailis hinaus ins Sonnenlicht. Die Tochter fiel ihrer Mutter um den Hals. Das Mädchen weinte, soviel konnten Cinlirs Ohren noch ausmachen. Aber die Mutter sprach beruhigend auf ihre Tochter ein, strich ihr sanft über das Haar und hatte, auch für Ailis, das gleiche Lächeln, dem schon ihr Vater nicht hatte widerstehen können. Mit einer Hand griff Cinlir an den Fensterrahmen und lehnte sich leicht dagegen.

Vor der Tür zum Amtszimmer kündigten schwere Schritte auf den steinernen Böden das Eintreffen eines der Ritter ein. Der Herzog, der Fürst, kannte die Schrittfolge gut zu wissen um zu hören, dass es nicht einfach einer der Ritter war, sondern welcher: Der erste, den er jemals ernannt hatte. Bald darauf wurde die Flügeltür geöffnet und Sethur Izhkarioth trat herein. Nach Ategons Tod vor knapp einem halben Jahr – der Mann hatte das zweifelhafte Glück gehabt friedlich entschlafen zu können – hatte man dem Mann, den Cinlir unter vier Augen nur Rian nannte, dieses Amt übertragen. Er hatte schon vor sehr langer Zeit als Kämmerer des Hauses gedient. Nun tat er es wieder. Inzwischen jedoch hatte auch er viel seiner Jugend und Naivität verloren. Und es zeigte sich in seiner Stimme. „Sir Giselher Aldorn, erster Ritter zu Minas Faer, Hauptmann der Garde Ost Agars, Hauptmann der Garde Minas Faers, euch zu sehen, euer Gnaden.“ Einen guten Kämmerer zeichnete zum Beispiel aus, dass er hinnahm, wie sehr Cinlir immernoch an Ost Agar hing, auch wenn sie nun hier wohnten. Es bei der Anrede für einen Herzog zu belassen gab Cinlir ein seltsames Gefühl der Vertrautheit, obwohl die Mauern ihm hier nach all der Zeit nach wie vor fremd waren.

Es war kaum mehr nötig die zwei Finger auch nur einen Hauch zu heben, als dass Izhkarioth es bemerkt hätte, seinem Herrn zunickte und den Weg für Giselher frei gab. Danach zog sich der Jüngste zurück und schloß im Gehen auch die Flügeltür wieder. Giselhers Schritte halten noch dreimal durch den Raum, ehe er stehenblieb und sich, wie das leise Klirren und Rascheln verriet, leicht verbeugte – ungeachtet der Tatsache, dass der Herzog ihm nach wie vor den Rücken zuwandte. „Du hast mich rufen lassen, Bruder?“ Auch Giselher hörte man an, dass er älter wurde. Dennoch war es schwer festzumachen, woran genau das lag oder wie es sich äußerte.

„Ich ließ euch in offizieller Angelegenheit rufen, Sir Aldorn.“ Schon vor sehr langer Zeit hatten sich die beiden Männer angewöhnt durch die jeweilige Anrede durchblicken zu lassen, wie offiziell genau das Gespräch war. Und vor allem wie angenehm es wohl für einen der beiden wäre. Wenig verwunderlich straffte sich Giselher, als sein selbsternannter Bruder sich auf die Form zurückzog.
„Stets zu Diensten, Herr.“ Das war erstmal wohl das Neutralste und damit Beste.
Nun drehte sich auch Cinlir zu Giselher um. „Ailis soll heiraten. Darüber seid ihr informiert.“
Informiert. Gutes Wort. Beiden war das mehr als bewusst. Schon seit Wochen hatten die beiden Männer immer wieder hin und her diskutiert wegen dieses Themas. Giselher tat das Mädchen leid, hatte sie in Sachen ihrer Hochzeit doch wenig mitzureden gehabt. Ihr Vater hatte die Entscheidung gefällt und alles gute Zureden, sei es nun von Giselher oder eben Sybell, hatte nur wenig geholfen. Sybell war es leichter gefallen die politische Notwendigkeit zu erkennen. Giselher nicht. „Ja, Herr.“
„Es gilt nun sie sicher zu ihrem zukünftigen Ehemann zu bringen. Die Reise ist alles andere als kurz – und schon gar nicht ungefährtlich.“ Der in die Jahre kommende Herzog nahm sich einen Moment um durchzuatmen. Politische Notwendigkeit, ja. Aber eben auch seine Tochter, die er nun ziehen lassen musste. „Ich wüsste nicht, wem ich meine Tochter lieber anvertrauen sollte, als euch, Sir Aldorn.“

Für seinen Teil fiel es Giselher immernoch schwer zu akzeptieren, mit welcher Leichtigkeit, egal ob oberflächlich oder nicht, ein Vater seine Tochter in die Ferne schicken konnte. Er war froh, dass es bei seiner eigenen noch einige Jahre dauern würde. „Cinlir, willst du nicht-“ … Nein, dem Blick nach wollte sein Herr wirklich nicht nochmal über irgendetwas nachdenken. Die Jahre hatten seinen Bruder ruhiger werden lassen. Und Gwaethil Eglainions Rat hatte geholfen ihn weise entscheiden zu lassen. Aber eine Entscheidung, die einmal gefällt worden war, setzt er jetzt mit wesentlich mehr Härte durch. Zu widersprechen, hatte es eine ähnliche Diskussion bereits einmal gegeben, konnte inzwischen mehr kosten, als einfach nur ein paar schlaflose Nächte. „Es wird mir eine Ehre sein eure Tochter sicher an ihr Ziel zu geleiten, euer Gnaden.“

Cinlir lächelte milde. „Dann freue ich mich auf eure Rückkehr, Sir Aldorn.“ Das Schachbrett stand schon bereit. Die Freude war wirklich aufrichtig. Sobald Giselher wieder zurück war, konnten sie wieder Brüder sein. Er konnte es kaum erwarten.

  1. Giselher Aldorn sagt:

    Großartig!

  2. Sethur sagt:

    NUR noch gut! *toll find*

    Theo, könntest Du bitte sterben? *fg*

  3. Marwa Mackenschild sagt:

    Da fehlt ne marwa mit weißen Haaren, die Schüler zusammenbrüllt. *find*

  4. Giselher Aldorn sagt:

    Pf, Sethur! Du hattest den Job bereits! Wo ist meine Schokolade?! 😀

  5. Cinlir Winthallan sagt:

    Wir lassen keine Kämmerer mehr für dich ins Gras beißen! 😛

  6. Sethur sagt:

    Krieg ich den Job, wenn ich dir deine Schokolade schicke? 😀

    Liegt immernoch auf meinem Schreibtisch – der Fortschritt ist: Mittlerweile ist das Paket adressiert und frankiert. 😉

  7. Sethur sagt:

    So ein Scheiß! Das war doch nur einer! 😛

  8. Heridan sagt:

    Theo krepiert nicht! Der ist nämlich toll.
    Viel besser als Sethur *g*

  9. Theowalt sagt:

    Bestimmt ist Theo gar nicht friedlich eingeschlafen, Sethur hat ihn vergiftet… weil geil auf den Job *nick*

  10. Theowalt sagt:

    Aber richtig schöhhhön. *nochmal nick*

  11. Elmion sagt:

    Das grosse Kämmerersterben bei Minas Fear! *g*

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