Alles wird anders…

Nephilem Flusswieser
4. Mai 2010 • Kommentare: 6

In Jahren…

Ein Klirren im Labor lässt Nephi aufhorchen, der große Gemüse-Garten konnte warten, wenn Heridan wieder einmal durch das Fenster hinaus klettern musste. Sollten die Kartoffelkäfer sich doch satt fressen. Der Anblick eines aus dem Fenster kletternden Heridans, war durch nichts zu toppen. Nicht mal durch ein Blatt weniger an den Pflanzen.

[…] Schon wieder neue Fenster, toll Heridan. Vielleicht sollte ich doch noch Glaserin werden, dann baue ich Fenster auf Vorrat und wir müssen nicht das Ein oder Andere mal mit Wind _im_ Haus, anstatt draußen leben.
Warum öffnet er denn nicht dass Scharnier… vermutlich hat er wieder nicht gründlich genug geputzt so dass der Hebel nicht zu bewegen ist. Hrmm. Warum putzt er denn bloß seine Skalpelle und Pipetten und Fläschchen und Döschen so gründlich es geht und vergisst das Fenster dabei. *Kopf schüttel*
Ich muss es doch wieder selber machen. Ich konnte ja damals nichts dafür dass ich aus versehen den Kolben mit dem Teerzeugs umgestoßen habe. Mit einem dicken Bauch und dem dazugehörigen Hintern geht Fensterputzen und bücken und putzen eben nicht so gut, vor allem nicht Platz sparend. Und warum ich den dicken Bauch hatte, weiß Heridan genau, _das_ ist nämlich seine Schuld gewesen.

[…] Gleich angelt er wieder mit dem einen Bein nach der ersten Sprosse. Himmel. Ich könnte mich jedes Mal vor lachen nass machen, wenn mein zerzaustes Männchen diese Aktion durchführt und ich ihn dabei beobachte.

[…] Ist es, verdammt noch mal, eigentlich wirklich so schwer, beide Fenster mit Scharnieren zu versehen, dass nicht jedes Mal eines komplett raus genommen werden muss um das Labor zu lüften? Der letzte Kerzenhalter hat seinen Einsatz als Hebel nämlich nicht überlebt. Ich hoffe, Marwas Hochzeitsgeschenk leistet bessere Arbeit. Schwer genug war der Halter jedenfalls.
Unglaublich.
Hoffentlich ist es diesmal nicht so verqualmt. Ich erinnere mich noch genau… vor zwei Jahren mussten wir jedes verdammte Buch von diesem lästigen Russ befreien. Zum wievielten Mal weiß ich gar nicht mehr.
Damals habe ich schon geflucht, dass er endlich dem Schmied sagen soll, er soll sich etwas  für das zweite Fenster überlegen damit es nicht jedes Mal aus und ein gebaut werden muss wenn man nicht durchs ganze Haus lüften will.
Himmel. Ich werd es wohl wieder selber in die Hand nehmen müssen.

[…] Bryanne hatte doch recht. Ich sollte ihr mal wieder schreiben, ich vermisse sie. So gute Nachbarn wie sie und Giselher gibt es nirgendwo. Ich hoffe den Beiden geht es gut. Ohne sie wäre ich das erste Jahr als Mutter vermutlich baden gegangen.
Sie hat immer gesagt Männern muss man Ideen verkaufen und sie dazu bringen, zu glauben es wären ihre eigenen. Dann funktioniert alles schnell. Zumindest hat es auch so funktioniert, als wir für Levin und Maleen an das Wohnzimmer anbauen mussten, um zwei kleine Zimmer mehr zu haben. Was war Heridan stolz als sein Nachwuchs, in eigenen Zimmern schlafen konnte, dank seiner! Idee. Damals war er fest davon überzeugt, dass wir ewig zu viert im Schlafzimmer nächtigen würden. Bis ich mit Bryanne geredet hatte und ihn mit der Idee des Anbaus impfte. Natürlich nur wenn er äußerst zufrieden und in Gedanken war… ein oder zwei beiläufige Bemerkungen und drei Monate später…

Die übliche Leiter unter dem Fenster, war aufgestellt. Ein zweites Geräusch, ein metallisches Scheppern in Heridans Giftmischerstube, lässt Nephilem hastig werden als das Fenster nicht zerschellt.

[…] Verdammt, kann er jetzt nicht mal mehr Fenster kaputt machen… Himmel, was ist denn das für ein Fenster. Immer noch eines aus dem dicken Glas?…
Seit das letzte Mal jemand mit Gewalt durchs Fenster einsteigen wollte sind doch nun schon… Hrm, damals war Maleen gerade unterwegs… Neun Jahre ist es her.

[…] Ich würde vermuten, langsam erinnert sich kaum noch jemand daran, dass mein Liebling diese verfluchte Flüssigkeit besitzt mit der er es geschafft hat beide! Fenster aus seinem Labor zu entfernen, ohne sie auch nur zu berühren.
Was für eine Schweinerei das war, als durch einen Windzug, das Fenster zuschlug, die Regalhalterung aus der Wand brach und diesen vermaledeiten Giftschrank beim Fallen erwischte. Der Krach war in der ganzen Siedlung zu hören. Noch heute frage ich mich, warum und vor allem _wie_ die Tür zum Labor diesen Druck ausgehalten hat.
Seine Glaskolben und die Destillationsapparatur, alle Reagenzgläser und die unzählbaren Phiolen, Töpfchen und Tiegel… alles auf dem Boden verteilt, zerschellt und hinüber.
Seine heiß geliebten Bücher, die er stundenlang betrachten kann und manchmal fast so zärtlich wie mich berührt… *schmunzel*. Alle verdreckt und eins war nicht mehr zu mehr als zum Anheizen zu gebrauchen. Es war fast wie eine Beerdigung, als wir aufräumten und seine mühsam zusammen gebrauten Farbproben von den Steinen kratzten.
Zwei Monate lang war er wütend auf sich. Verkroch sich in seinem Labor, reparierte, fluchte wie ein Breeländer und versuchte alles wieder herzustellen. Wie oft ich zu der Zeit nach Bree und Schlucht lief, mit meinem kugelrunden Bauch und Levin an der Hand hinter mir herziehend. Fuhrgut hätte Heridan sicher gern den Kopf gewaschen, seine hoch schwangere Frau umherlaufen zu lassen. Hat immer gemeint, dass Heridan mich behandelt wie einen Esel, der irgendwann auf der Straße sein Fohlen im Galopp verliert. Ich hoffe er hat mir geglaubt, wenn ich ihm erklärte dass mir das Laufen gut tut und ich es gerne mache.
Ich meine, verdammt… den ganzen Tag mit dem murrenden Heridan verbringen, der nicht mal zum Essen aus dem Labor kommt, da wäre ich bis nach Thal gelaufen um dem für einen halben Tag zu entkommen.
Fianah war damals wirklich wütend. War sie doch grad dabei irgendein Mittelchen herzustellen, die sie und Heridan Jahre vorher entwickelt hatten. Ich erinner mich gar nicht mehr genau… Ich glaube es war diese Pilzgeschichte, die ich damals schon widerlich fand. Destilliertes Pilzpulver essen gegen Krankheiten… Das klingt schon widerlich. Hilft aber.
Ich frage mich wie es ihr wohl geht.

[…] Mein geliebter Heridan, in all den Jahren hat sich nichts an seiner Liebe zu seiner Arbeit geändert. Ich bin gespannt, was er zu sagen hat, … wie er sich dieses mal bedanken wird, dass ich nur lache und seine rußigen Wangen küsse.
Ich könnte ein heißes Bad vertragen. Mein Rücken bringt mich um. Ja, er kann mir ein heißes Bad machen, mit dem Rosenöl… und danach eine Massage mit der Salbe, die so wundervoll nach Minze duftet… Vielleicht besteht sogar die Möglichkeit, wenn er nur rußig genug ist, das ich nicht allein in den Zub…

Die auf den Lärm folgende, unnatürliche Stille, hinter der Tür zum Labor ihres geliebten Mannes, lässt in ihr Panik aufkommen. Nichts ist zu hören. Nur die hinter ihr zufallende Haustür, die sie in der Eile so aufgerissen hatte, dass sie verdächtig in den Angeln knarrte.

[…] Verflucht… Heridan?
„Warnung: Giftgas im Raum, Tür nicht öffnen, zunächst Fenster einschlagen und auslüften lassen“
Heridaaaaan … Heridaaaan … mach auf jetzt. Komm schon. *an die Tür poch*
Heridan, komm mach auf … *hämmer*
Ich muss das Fenster auf machen … *den Bauch halt und wieder hinaus renn* Himmel, … mir ist schlecht … die Leiter … ich muss … hinauf … wo ist die Schaufel … ich muss das Fenster einschlagen. Heridaaan *ruf*

[…] Hoffentlich kommen Levin und Maleen jetzt nicht. Sie sollen mich nicht so sehn. Ein Kräuterkundiger wie Fuhrgut kann bei der Gartenpflege sicher viel Hilfe gebrauchen.

[…] Verdammt, ich hab so keine Kraft. *durch die Siedlung brüll* Irgendwer muss doch hier sein.

[…] Ich schaff das. Mein Mann ist da drin … kommt nicht raus. Ich hol ihn … Wie soll ich denn … drei Kinder allein… Heridan, … zusammen reißen.
Wenn ich mit der Kannte, … Wucht… Da es knackst. … Noch mal … noch mal … Gleich … ein kleines Loch ist da.
Heridaaaaan, ich hol dich da raus… Du musst mir helfen… Komm.
Kaputt, ich … Augen zu machen und Glas rausbrechen … Die andere Seite … Wenigstens ein Stück… Ich muss ihn raus holen … verdammt warum antwortet der nicht. … Wo ist nur … jemand aus der Siedlung, … wenn man wen braucht. … kann doch nicht sein, … alle nas lang will wer was … plötzlich niemand.
Zu still … viel zu still …

Ein kleiner Stapel Briefe liegt einige Tage später auf dem Sekretär im Wohnraum. Jeder Brief fein säuberlich gefaltet und mit einem schwarzen Band gekennzeichnet. Beschriftet mit Nephilems weiblicher Handschrift, adressiert und einem kleinen Siegel, mit dem Abbild des Stabes, den Heridan von Giselher zur Hochzeit bekommen hatte, verschlossen.

[…] Tot. Mein Mann ist tot. Er ist einfach nicht mehr da. „Es tut mir Leid, Nephi“ … Ich habe ihm nicht mal mehr sagen können dass ich ihn liebe, obwohl er es wusste. Er war dennoch einfach fort. Er lächelte… mein geliebter Heridan. 

[…] Briefe schreiben beruhigt. Über ihn reden beruhigt.
Seine Kinder sehen macht mich stark. Sie sind traurig wie ich. Wir haben uns. Bald sind wir zu viert.
Heridans drittes Glück. Wie glücklich er vor fünf Monaten war und schallend lachte, als er nüchtern feststellte, dass wir wieder anbauen müssten und ich nicht mal verstand was er von mir wollte.
Levin wird helfen. Mit 15 Jahren, hat er gesagt, ist er ein Mann und wird für seine Frauen sorgen. Ich musste lachen. Er hat es versprochen, ich werde ihm helfen. Er ist ein Kind. Sein Sohn. Es soll Kind sein dürfen, solange er es braucht. Er ist ein guter Junge, mit dem Mundwerk seiner Mutter *schmunzelt* durch und durch. Maleen ist wie ihr Vater, direkt, wissensdurstig, schon so erwachsen und unglaublich liebevoll, Breeländer Charme mit einem Hauch von gondorischem Anstand… woher sie den Anstand hat, weiß ich nicht.

Ein Brief an den Fürsten, einer an Bryanne, einen für Fianah…

[…] Es ist nun alles anders.

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Immer wollt ihr, dass ich weine! 😛

  2. Fianah sagt:

    *schnüff* Arme arme Familie Flusswieser…
    Hoffen wir das es anders kommt 😉

  3. Giselher Aldorn sagt:

    Ich bin ja sehr dafür den letzten Teil zu streichen und dann einfach festzustellen, dass man die Fenster noch rechtzeitig aufbekommt! 🙂

  4. Sybell sagt:

    *vehement nick* Meine Meinung, Gisi 😉

  5. Sethur sagt:

    Ich habe Heridan getötet. Jetzt ist es offiziell. Schon in drei Blogs verewigt. Äh – hubs! 😉

    Natürlich arme Nephi!

  6. Heridan sagt:

    Der Blog hat das geschafft, was mein eigener nicht fertig gebracht hat. Tränen in meinen Augen.
    Notiz an mich: Sethur umlatzen!

Du musst eingeloggt sein, um zu kommentieren.