Das Ende einer Reise – Teil 1

Sveawyn
25. September 2010 • Kommentare: 3

Nach einem langen Ritt erreichte eine kleine Gruppe die Herberge in den einsamen Landen, eine kleine Gruppe bestehend aus vier Mannen, zwei von ihnen offensichtlich Boten, zwei weitere die sich ihnen angeschlossen hatten machten den Eindruck von Kämpfern, schwer bewaffnet und gerüstet, wohl am meisten auf den Schutz der Gruppe bedacht. Unter diesen Männern jedoch war noch eine Frau, schlank, schwarzhaarig, grüne Augen.
Einer der Boten atmete tief durch als die Umrisse der Herberge in der Dunkelheit von der Ferne zu erkennen waren. “Unser letztes Lager vor den Breelanden, endlich” sprach er der Gruppe zugewandt. Die Botschaften die er zu überbringen hatte konnten wohl noch eine Nacht warten ehe sie ihrem Empfänger zugestellt wurden, außerdem würden es nur wenige gutheißen mitten in der Nacht einen Boten zu empfangen. Die drei Mannen stimmten ihm zugleich zu, nur die Frau saß still auf ihrem Pferd, ihre grünen Augen auf die näher kommenden Umrisse der Herberge gerichtet und ihre Lippen zu einer Schnute gezogen. Nach einem weiteren Stück Weg erhob sie jedoch die Stimme “Zur Siedlung ist es nicht mehr weit, ich denke ich werd mich gleich noch auf den Weg machen”.
Einer der schwer gerüsteten, bewaffneten Männer wandte sich ihr zu. “Ich werde euch nicht alleine ziehen lassen, nicht mitten in der Nacht. Die Orks haben wir hinter uns gelassen, doch was ist mit Räubern und Gesindel das sich in der Dunkelheit versteckt und nur auf jemanden wie euch wartet?”. Die Frau rollte mit den Augen “Es macht nich viel Unterschied ob ich von Bree aus zur Siedlung muss oder von hier, mir is noch nie nen Räuber begegnet”. Aus ihrer Stimme war deutlich ein gewisser Trotz zu hören.
Das mag sein, doch habe ich Miss Ahrenholz versprochen auf euch acht zu geben und euch wohlbehalten wieder hier her zu bringen, so werde ich euch nicht ziehen lassen”. Fernab jeglicher Höflichkeit unterbrach die Frau seine weiteren Ausführungen mit einem “Aber” doch ehe sie weiter sprechen konnte vernahm sie ein “Nicht alleine, ich werde euch noch geleiten”.
Ein Lächeln war auf den Lippen der Frau zu sehen, gefolgt von einem leichtem Nicken “Danke euch”.
So trennte sich die Gruppe als sie an der Herberge angekommen waren, die Verabschiedung war nichts besonderes, man wünschte sich alles Gute auf den weiteren Wegen, gefolgt von Floskeln wie angenehm die Reisegesellschaft doch war, man solle doch auf sich acht geben und vielleicht würde man sich auch mal wieder sehen.
Den Rest des Weges legten die Frau und ihr Geleit schweigsam fort, zu viele Gedanken waren wohl ihrerseits im Spiel, Gedanken an den Beginn dieser Reise vor einigen Wochen.

Als wäre es gestern gewesen hatte Sveawyn noch das Bild vor Augen, Leotiel die in den Stall gestürzt kam, die Augen glasig und gerötet, die Wangen bleich, ihr Atem stoßweise. Ebenso konnte sie immer noch ihre Stimme im Kopf hören, die Worte die sie sprach.
Dein Vater, es geht ihm nicht gut. Er hat nach dir verlangt. Es sieht aus als würde es zu Ende gehen.” Ihre Hand lehnte sich an einen der Balken und sie atmete erst einmal weiter tief ein und aus, so als wäre sie die ganze Strecke gerannt als wäre die dunkle Brut selbst hinter ihr her.
Sveawyn neigte den Kopf, hatte die Worte gehört doch konnte sie nicht verstehen, ihnen keinen Glauben schenken, war sie doch vor ein paar Tagen erst bei ihm gewesen und da war es ihm noch gut gegangen, sie hatten zusammen ein paar Bier getrunken.
Was, wie..wie meinst du das?” mit gebrochener Stimme wandte sich Sveawyn wieder zu ihr.
Es tut mir leid, Svea. Komm wir müssen los wenn du ihn noch sprechen willst” Mit diesen Worten wurde die Stallmagd auch schon an der Hand genommen. Zusammen gingen sie eiligen Schrittes zum Haus ihres Vater, ohne viel Worte doch mit Verzweiflung und Angst in den Gesichtern.
Das folgende hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt, wohl für immer, wenn auch durch feinen Nebel verschleiert, so als wäre man nicht selbst dort gewesen, als hätte man es selbst nicht erlebt sondern nur als Zuschauer zugegen gewesen.
Ihr Vater lag in seinem Bett, sein Gesicht aschfahl, sein Körper ein  Ausdruck der Schwäche, fast reglos, auf seiner Stirn feine Schweißperlen. Als er die beiden Frauen sah, versuchte er sich aufzurichten, was ihm jedoch misslang. Doch war es nicht nötig, denn beide Frauen eilten zu seinem Bett, eine rechts, eine links und sie beide nahmen jeweils eine Hand des Mannes in ihre.
Vater” stammelte Sveawyn, mehr brachte sie nicht mehr hervor. Ihre Hand strich über die seine um ihm ihre Nähe zu demonstrieren.
Leotiel errichtete leise die Stimme an Sveawyn “Er sollte nicht sprechen hat der Heiler gesagt, er ist zu schwach” Sveawyn nickte, vermied sodann weitere Worte an ihn.
Doch der alte Mann schien sich der Worte nicht anzunehmen, langsam öffneten sich seine Lippen, ein leises “Svea” war zu hören. Die Schwarzhaarige beugte sich weiter zu seinem Gesicht herab “Scch Vater, du sollst doch nicht sprechen” widersprach sie ihm, kurz über sein graues Haar streichelnd.
Erneut setzte der liegende Mann an “Svea, hör mir zu” seine Augen sahen eindringlich zu ihr, waren für den Moment nur noch auf sie gerichtet. “Ich war dir kein guter Vater, das weiß ich. Und doch hab ich dich in der kurzen Zeit die wir hatten lieben gelernt als würd ich dich schon dein ganzen Leben kennen, als hätte ich nichts versäumt” seine Worte wurden durch ein kratziges Husten unterbrochen, er schloss seine Augen und atmete tief durch. Sveawyns schluckte schwer, streichelte ihm erneut durch sein Haar und schwieg, ließ ihm Zeit weiter zu sprechen.
Es hat mir viel bedeutet dich zu finden. Ich hoffe..du..du kannst mir alles verzeihen” fuhr er fort, seine Augen öffneten sich und suchten ihren Blick. Leotiel verfolgte die Szenerie schweigend, nur ihre freie Hand nahm ein Tuch vom Tisch neben sich um dem Kranken seine Stirn ab zu tupfen.
Das hab ich doch schon längst Vater, wär ich sonst so oft bei dir gewesen?” mit Tränen in den Augen beantwortete Sveawyn ihrem Vater ehrlich seine Frage.
Von dem Liegenden kam nur noch ein Nicken, ein kurzes Lächeln auf seinen Lippen, ehe sich seine Augen wieder verschlossen, sein Atem stehen blieb und sein Herz aufhörte zu schlagen, fast so als hätte er nur noch auf diese eine Antwort gewartet ehe er fortging.
In den nächsten Minuten sollte man nur noch das verzweifelte Schluchzen zweier Frauen hören die beide um einen Mann trauerten, sich nicht vom Sterbebett entfernen wollten.

Später am Abend des selben Tages saßen die beiden Frauen in der Wohnstube des Hauses, eng zusammen, sich so gegenseitig Trost spendend. Es war Leotiel die die Stille unterbrach und ihre Worte an die Tochter ihren verstorbenen Gefährten wandte.
Ich…ich würde ihn gerne mit nach Gondor nehmen. Sofern du damit einverstanden bist.”
Sveawyn sah auf, zu Leotiel “Du gehst zurück? Und..mit ihm?” so ganz schien sie gerade nicht zu verstehen was die Frau, die wohl auf lange Sicht ihre Stiefmutter geworden wäre mit ihren Worten meinte.
Ich weiß nicht ob du es weißt, doch dein Vater und ich haben die selbe Heimat, ich weiß sehr wohl das er die meiste Zeit seines Lebens nicht in jener verbracht hat. Doch haben wir öfter darüber gesprochen, er wollte noch einmal dorthin, er wollte seine Heimat noch einmal sehen. Ich denke es wäre ebenso sein Wille ihn dorthin zurück zu bringen.” sachte strich sie Sveawyn über die Schulter “Doch will ich das nicht gegen deinen Willen entscheiden, es ist immerhin dein Vater”.
Sveawyn brauchte nicht lange zu überlegen “Ich werd dich und ihn begleiten”

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Die arme Sveawyn… Ein Schicksalsschlag nach dem anderen. Aber jetzt ist sie ja wieder im sicheren Schoß der Familie. Äh – also, der neuen. 🙂

  2. Cwenwesc sagt:

    Und die Schwiegermutter sollte bestimmt die Stiefmutter werden :>
    *geheime Geheimpläne im geheimen Geheimversteck mit geheimen Geheimnamen schmiedet*

  3. Sveawyn sagt:

    Huuch, wo hatte ich denn da meinen Kopf als ich aus der Stief die Schwiegermutter gemacht hab *lacht* danke für den Hinweis….und ehm, was für geheime Pläne?
    Und Fürstchen, der zweite Teil geht nicht mehr ganz so auf die Tränendrüse *zwinkert*

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