Minas Faer

Einige unbeschrieben Pergamente, die ziellos in eine Tasche gestopft worden waren fliegen im aufkommenden Wind hin und her, verstreuten sich und hinterlassen eine Spur, die aus Bree raus führt. Die Sonne hatte sich schon verabschiedet und begrüßte den Abend mit den letzten Strahlen, die den Himmel noch eine Weile hell halten würden.

Sie ist zu spät. Sie ist eindeutig zu spät. Und sie weiß… es würde Ärger geben. Während sie wie von Wölfen verfolgt Richtung Gemeinschaftshaus läuft versucht sie ihre Gedanken noch einmal zu ordnen.

Namen….

… da war zum einen Cinlir Winthallan, Herzog zu Ost-Agar, Fürst zu Minas Faer, Stadtrat von Bree… ein Lächeln huscht über ihre Lippen. Es war der erste Name, den sie auswendig gelernt hatte. Der Erste und aller wichtigste aller Namen. Sie hatte nicht lang gebraucht… und das Gesicht dazu würde sie auch nicht vergessen. Fürst zu Minas Faer… ihr Fürst…

.. dann war da Sybell Winthallan, Herzogin zu Ost-Agar, Fürstin zu Minas Faer… ihr Gesicht kannte sie nicht. Aber sie kannte den Namen. Und all zu schwer dürfte es nicht sein sie von dem restlichen Haushalt zu unterscheiden… das ist zumindest ihre Hoffnung.

Namen… wenn es etwas gibt was sich Mon nicht merken konnte, dann waren es Namen.

Sir Giselher Aldharn?… Aldhorn?… Aldorn!, Ritter zu Minas Faer … oder?

Während des Laufens greift sie nach einem Pergament, das sie in die Seitentasche gestopft hatte….

Aldorn!

Sie hasste Namen.

Der Morgen hatte damit begonnen, dass sie vor dem Sonnenaufgang aufstand und im Gemeinschaftsraum auf und abging. Viel zu nervös um weiter zu schlafen. Sie hatte dem Herrn… Faeryllian?… versprochen in seine Ausbildung zu gehen und zu lernen, wie man mit dem Schwert kämpfte. Mit dem Schwert… Wenn sie an die Übungsstunden zu Hause dachte, an die Übungsstunden mit ihren Brüdern lief es ihr kalt den Rücken runter. Aber sie hatte dort auch immer den Kopf hoch gehalten und mitgemacht. Und so würde sie es hier auch tun. Das hatte sie ohnehin vorgehabt. Augen zu und durch. Augen zu und einfach überleben. Einfach…

Sie widmete sich den Morgen nach dem Frühstück der alten Akten von Minas Faer. Und wieder waren dort so viele Namen von vorangegangenem Fürst bis hin zu den Kindern des jetzigen Paares. Briefe, Schreiben, Notizen…

Erschöpft durch das viel zu frühe aufstehen und stundenlangem Lesen verschwammen die Buchstaben, die sie auf das Pergament schrieb. Eondra rüttelte an ihrer Schulter. „Hör zu Junge… ich sagte E… nicht G… >>E<<“. Wenn sie Ser Aldorn beeindrucken wollte musste sie dieses Übersetzungsbuch so schnell wie möglich fertig schreiben. Eondra war ihr keine sonderliche Hilfe. Er redete viel zu schnell und sie kam mit dem Schreiben nicht sonderlich gut hinterher. Aber sie gab sich alle Mühe ihn zu verstehen. Sie musste dieses Buch fertig schreiben…

Den Mittagstisch auslassend schlich sie sich nach Bree in der Hoffnung vielleicht in der Bücherei doch noch eine Hilfe zu Eondras Sprache zu bekommen, damit sie das Buch schneller fertig schreiben konnte. Fehler…. das war ein Fehler. Wie konnte sie nur vergessen, wie herrlich … voll.. diese Bücherei war. Voll von Geschichten über Heldentaten, Jungfrauen, die gerettet worden waren und … hach… Bücher…

Sie war zu spät. Irgendwie hatte sie es versäumt die Zeit dafür zu nutzen nach dem zu suchen, was eigentlich wichtig war. Und nun hatte sie drei Bücher in der Tasche… nur keines von den dreien war auf irgend eine Weise besonders. Es waren Geschichten… Abenteuer… Liebesbeziehungen… Bücher. ..

Und 2 Stunden später stand sie vor dem Haus in Schlucht und lehnte ich schwer atmend an die Mauer und schüttelte den Kopf. So eine Lehrstunde war doch recht anstrengend. „Wie schaffe ich es meiner Umgebung zu zeigen, dass ich wirklich ein Mann war“ … Lektion eins. Anstrengend… aufregend… und zum Kopfzerbrechen….

Und dann fällt es ihr ein… Schwertkampf… Erste Stunde… Sie ist zu spät…