Das Schreiben hatte einige Zeit auf dem Tisch des Medicus gelegen. Er hatte es oftmals gelesen und wann immer er dies getan hatte erblickte er die folgenden Worte. Letztendlich war er jedoch zufrieden und das Schriftstück fand sich im Briefkasten des Archivaren wieder.
Traditionen des Julfests in Bree und dessen ländlicher Umgebung
Es ist schwer zu sagen, welchem Umstand die Feierlichkeiten das zweifelhafte Glück ihrer Existenz verdanken – im Allgemeinen scheint der Grund der zu sein, dass zur Zeit des Julfests der Winter, in dem die bäuerlichen Breeländer einzig und allein auf ihre Vorratskammern vertrauen können, zur Hälfte um ist. Und sie sich zu diesem Anlass einige wenige Tage der Ausgelassenheit und üppigen Mahlzeiten gönnen können. So wird oft auch deftiges Essen serviert, besonders beliebt sind gebratene Gänse auf den Höfen und bei vermögenderen Personen in der Stadt, wo ansonsten die Wahl eher auf gebratenes Fleisch vom Schwein fällt. Einzig und allein auf den Höfen der größeren Bauern wird ein ganzes Schwein oder (so, wie auch bei größeren, vermögenden Familien in der Stadt) ein Spanferkel gebraten. Festivitäten finden in der Stadt meist mit der Familie und, sollte diese nur klein sein, oft auch noch mit engen Freunden derselben statt. Auf den Höfen hingegen nehmen zusätzlich zur Familie des Gutsherren auch das Gesinde teil, in manchen Fällen auch Pächter und deren Familien. In der ärmeren Bevölkerungsschicht ist die Lage eher diffus, diese verfügen meist nicht über die Mittel für besondere Festivitäten, auch wenn durch vermögende Bürger oder Großbauern oftmals Armenspeisungen oder etwas, was man mit genug gutem Willen für eine solche halten kann, durchgeführt werden.
Mit dieser Zeit der Leichtigkeit einher geht der Zwanghafte Drang, den herbeigesehnten Frühling zumindest in den Köpfen der Leute durch Schmuck zu präsentieren. Die dazu gewählten Materialien sind simpler Natur. Man könnte grob sagen, alles, was irgendwo wächst und Grün ist, wird dazu verwendet. Kränze und Dekorationen aus Stroh sind vielmehr eine Seltenheit, da das dafür benötigte Stroh oft anderweitig gebraucht wird und man auf die Verwendung als Dekoration verzichtet. Eine Tradition in Dörfern und Bauernhöfen, die nicht über eine Stadtbeleuchtung verfügen wie Bree, ist es, eine Sturmlaterne mit einer Kerze darin aussen an das Haus zu hängen (was aufgrund der Volkskrankheit der Kerzenknappheit im Winter fast als Luxus zu bezeichnen ist). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Dekorationen im allgemeinen dazu dienen, den Optimismus der Leute zu wecken und sie ein Stück der Wärme des ersehnten Frühlings spüren zu lassen.
Darüber hinaus haben sich Unmengen kleinerer Traditionen entwickelt, die zumeist abergläubischer Natur sind und in Gestaltung und Verbreitung bestenfalls eine Dekade lang Bestand haben. Manche jedoch, die ich hier beschreiben werde, tauchen in ähnlicher Form immer wieder auf.
Eine immer wieder auftauchende Tradition ist die, dass kleine Geschenke oder Aufmerksamkeiten ausgetauscht wurden. Dies begründet sich meinen Nachforschungen zufolge in dem Versuch, Kinder in schwereren Wintern aufzumuntern, was besonders in Zeiten, in denen mit Nahrung und Heizmitteln sparsam umgegangen werden musste, bitter nötig war.
Da die Tage um das Julfest oftmals die fröhlichsten, hellsten Tage des tristen Winters sind, kulminieren in diesen die meisten Verlobungen und Romanzen (vor allem natürlich bei der Jugend). Dies ist jedoch nicht zwingend so positiv, wie es klingen mag. Denn auch die Stadtwache darf in diesen Tagen öfters junge Männer (und seltener auch Frauen) in ihren Zellen begrüßen, die dem Partner ihrer Wahl, der dann doch nicht annähernd so interessiert war, etwas zu ausdauernd nachgestellt haben. (Ein weiterer Aspekt ist, dass knapp neun Monate nach dem Julfest die Anzahl der Geburten spürbar steigt, aber das ist jedoch keine Tradition, die unbedingt in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden muss).
Ich bin gespannt, wie das Fest am Ende wird *freu*
So ähnlich hatte ich mir das für Giselher sogar vorgestellt 🙂
Klingt logisch und tolkinesk. Der Breeland-Finh in mir streckt den Daumen hoch.