Nach den letzten Wochen gibt es viel, wahrlich sehr viel nachzudenken.
D
Ich habe die neue Jägerin des Hauses gebeten, mir einen Raben abzurichten, den ich für spezielle Dinge in und um das Breeland nutzen kann. Seit die Klingen nicht mehr sind, ist so etwas selten geworden. Ich denke, es war eine gute Idee, ihr diesen Auftrag zu geben, bedeutet das doch, dass sie sich in einer ihr bekannten Umgebung eingliedern kann. Außerdem ist es natürlich mit Kontakt verknüpft. Kontakt vorrangig mit mir, aber durchaus …Kontakt.
R
Der Dienst an sich war im Vergleich zu den alten Zeiten erstaunlich ruhig. Die Zeiten, in denen Messer und Schwerter gegen den Fürsten von Minas Faer erhoben wurden, sind anscheinend vorbei. Und wenn es doch soweit kommen sollte, sind wir da, die Garde, die ihn mit ihrem Leben schützen wird. Die Verstrickungen des Schicksals sind immer wieder seltsam. Es ist nicht einem gewissen Humor abzusprechen, das Gyroir vor mir den Eid bei dem Fürsten abgelegt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich unentschlossen. Sicherlich, die Arbeit auf dem Land Giselhers war eine gute Zeit und ihm zu dienen wäre weder Schande noch unbefriedigend gewesen. Doch glaube ich in der jetzigen Position näher an dem verbliebenen Rest, den man noch Familie nennen kann, der Merouns, zu sein, als ich es in Gondor oder bei Merit gewesen wäre. Der Geist ist hier einfach ein anderer. Hoffnung schwingt mit ihm mit, speziell für den Namen Meroun, finde ich.
A
Während ich bei Prinz Nanndir Wache gehalten habe, kam die Jägerin zu mir. Sie war duchnässt, ich weiss nicht mehr, ob sie zitterte. Ich gab ihr meinen Umhang. Nach einigen Worten verstand ich, dass ein ihr lieber Mensch gestorben war. Ich tat, was jeder getan hätte auch eine Klinge?: Ich legte meinen Arm um sie und drückte sie an mich. Sie weinte, ich ließ es zu. Wer bin ich, dass ich jemanden fortschicken könnte, weil er weint. Ich bin eine Klinge, mein Dienst wird durch so etwas nicht gestört. Ich denke es war gut so wie es war. Manchmal reicht allein die Anwesenheit.
K
Als ich eines Abends am Kamin stand, kam die Jägerin wieder zu mir. Sie erzählte mir von Dingen, die mich nie sonderlich berührt hatten. Vom Hofe, vom Verhalten dort. Vom Tanze. Ich erlaubte mir, ihre wenigstens einen bekannten Schreittanz beizubringen, jedenfalls zu zeigen. Er ist nicht kompliziert, so wird sie ihn recht gut behalten, denke ich. Ich glaube weiterhin, dass sie Spaß an der Übung mit mir hatte. Ob ich meine Worte wahr machen soll und ihr auch den Umgang mit dem Schwert näher bringen soll, weiss ich nicht. Es ist eine dieser Fragen, die mich beschäftigen. Wie viel kann ich anderen geben, ohne sie unterbewusst zu Klingen machen zu wollen. Und die Jägerin zu einer Klinge machen zu wollen, wäre vermessen und unfair: Ihr gegenüber. Schlussendlich fand uns Eolwen. Ich konnte es erst nicht glauben, aber unsere Schwester lebt. Die Hoffnung sollte sich also bewahrheiten. Ihr Selbst jedoch wirkt gebrochen. Ihre Wut ist auf eine Tote projeziert und sie selbst will zwar den Eid einhalten, aber ist momentan, so glaube ich, zu sehr nach Innen gerichtet. Deshalb wird sie unseren Namen nicht wieder angenommen haben. Ich hoffe, sie findet zu uns zurück. Es würde mich freuen, noch eine Schwester in meiner Umgebung begrüßen zu können. Vielleicht sieht sie sich letzthin auch als eben das. Unsere Schwester.
O
Unlängst verrichtete ich meinen Dienst im Haupthaus, zur Seite meiner Schwester Britha, was leider viel zu selten vorkommt. Ihre Art kommt der von Bryanne in vielen Lagen gleich und ich empfinde es als erfrischende Abwechslung, das Klingen nicht nur als Klingen agieren müssen. Jedenfalls diese beiden können dies und ich bin Froh darum. Außer uns war auch noch Giselhers Knappe im Raume. Auf die Frage meiner Schwester hin, wer denn nun der Diensthabende sei, schrieb ich dies Eondra zu, verstand ich den laufenden Befehl von Giselher doch (vielleicht falsch) dahingehend, dass der Knappe mit Rechten ausgestattet werden solle, um zu prüfen, inwieweit er in der Lage war, zu befehlen. Ich selbst durfte mir während der Inspektionen seinerseits des Wachhauses und der Gardisten ein Bild machen und halte ihn für durchaus geeignet, Befehle zu erteilen. Inwieweit er mit den Konsequenzen dieser Befehle leben kann, das steht natürlich auf einem ganz anderen Pergament. Zwischen Eondra und mir kam es im Zuge dessen zu einer Meinungsverschiedenheit, in der Eondra Giselher bemühte, diese aus der Welt zu schaffen. Was daraus folgte, habe ich nicht erwartet. Giselher und Eondra gerieten in einen Disput, der beide Männer im Nachhinein verstört zurücklässt. Schlimmer noch sind die Konsequenzen ihres hitzigen Blutes nicht spurlos an den Klingen vorbeigegangen. Gyroir, der Giselher einen Übungskampf anbot, kämpfte, wie er mir berichtete, nur mit einem Schild gegen Giselher. Gyroir meinte, Giselher solle Stolz darauf sein, dass er eine Klinge gefällt habe…und das Lucan ihm sicher noch den anderen Arm als Strafe gebrochen hätte, so nachsichtig gewesen zu sein. Ich stimmte ihm zu, Lucan hätte ihm durchaus den anderen Arm auch noch gebrochen. Aber nur, weil er Giselher erstens unterschätzt, zweitens geschont hatte. Ich kenne Gyroir lange genug, um zu wissen, das er selbst nur mit einem Schild ein ernstzunehmender Gegner ist. Ein Ausfallschritt aus der Deckung heraus und sein Schild hätte das Gesicht von unserem Schwager getroffen. Ich nehme an, das wollte Gyroir unserer Schwester nicht angedeihen lassen und entschied sich dafür, dass in der Defensive zu bleiben der bessere Weg sei. Nun liegt er darnieder mit Blessuren und einem gebrochenen Arm. Er wird heilen und alle überraschen. Er ist eine Klinge.
N
Während des Schreibens sitze ich hier und habe den Schal von Merit noch immer um meinen Hals geschwungen. Und wie ich die gebackenen Buchstaben auch drehe und wende, es kommt keine sinnvollere Botschaft aus ihnen, als mein eigener Name. Ich habe ein Gespräch mit meiner Schwester über die Jägerin … über Cyrah geführt. Ihre Gefühle für mich ehren mich …aber ich fürchte die Konsequenzen, die so eine Verbindung nach sich ziehen könnte. Sie ist Jung, sie hat nicht das Gleiche erdulden müssen wie meine Schwester, nicht die Ausbildung der Klingen… und weiss wenig über Verlust, selbst jetzt, da ihr eigener, persönlicher Verlust erst so kurze Zeit verstrichen ist. Ich bin ein alter Mann, ein sterbender Mann, der den Frieden nach dem nächsten Krieg wahrscheinlich nicht mehr erleben wird. Ich werde töricht, langsam, meine Worte ähneln denen eines Greisen, mehr Wahnsinn denn Weisheit enthaltend. Sie sollte sich einen Mann suchen, der ihr mehr geben kann, als eine Klinge jemals vermag. Mehr als ich zumindest vermag, zu geben. Bryanne bat mich, auf mein Herz zu hören. Doch was sagt einem das Herz…das Klingenherz? Ich bin mir nicht sicher, ob ich seine Worte verstehen kann, die Gefühle, die es mir schickt, die ich so lange und so erfolgreich ausgeblendet habe, auf das sie mich nicht in meiner Arbeit, in meinem Tun stören. Doch jetzt bin ich in einer Situation, in der ich, dem Versprechen wegen, still halten muss, die Augen schließen muss und in mich gehen sollte, um diese Stimme zu hören.
Ich sitze also hier, mit wenig Schlaf, während ich die ganze Nacht vor ihrer Tür gewacht habe, bereit beim ersten Rufen hinein zu gehen und nach ihrem Wunsch zu fragen. Ich habe die Hunde ausgeführt (schöne Tiere), habe die Raben versorgt und habe dann wieder meinen Dienst angetreten. Nicht jedoch bevor ich ihr eine Kanne Tee zubereitet habe. Ich bin gespannt, ob sie den Geschmack dieses Tees kennt. Er kommt aus Gondor, mein Vater hat ihn immer sehr genossen.
Hätte ich, die Klinge Drakon Meroun, diese Dinge auch für andere außerhalb meiner Familie getan? Ich weiss es nicht, ich bin verwirrt. Ja ich fürchte mich. Wie ich Bryanne gesagt habe, fürchte ich dieses junge Mädchen mit meiner Art, meinem Sein als Klinge zu brechen. Wird es ein Unvermögen bleiben, jemand anderen potenziell zu zeigen, welche Gefühle in mir herrschen? Wird es mir gelingen ihr ein Lächeln zu schenken, gleichsam welches ich meinem Bruder, meiner Schwester schenke? Wird sie sich daran zerreiben, meinen Wahnsinns-Weisheiten zuzuhören? Oder ist das alles nur was mein Kopf mir sagt? Höre ich da eine andere Stimme? Die des Herzens? „Wenn Damares der Kopf…und Gyroir der Arm der Klingen ist, dann bist du, Drakon, das Klingenherz.“
Was kann ein Klingenherz zu der Liebe sagen. Kennt das Klingenherz eben jene? Oder kann das Klingenherz sie sogar erlernen? Ich weiss es nicht. Aber wie ich es auch drehe und wende… es kommt nur eine sinnvolle Botschaft heraus….
D R A K O N
Wow, der wurde etwas…euh…arg lang. verzeiht mir 😀
Drakon Meroun.. Klingenherz und soviel mehr, mehr als er selbst von sich weiß.. *gerührt ist*
Lang, ja, aber gut. Einer deiner besten, behaupte ich mal. Ein paar Kleinigkeiten, vor allem Rechtschreibfehler, hemmen den Lesefluss aber etwas. Eine Revision würde dem Text gut tun, gerade weil er inhaltlich gut ist. Da kann man dann formal mit relativ wenig Aufwand noch viel rausholen, glaub ich.
Aber das ist nur ein Vorschlag. Ich bin für Revision ja selbst immer zu faul.
*Revision start* Danke, mein Bruder *nod*
Das Beste sind ja irgendwie die Kekse, aus denen sich einfach nur ‚Drakon‘ formen lässt 😀
*schnüfftz* das hab ich jetzt vor dem Kino noch gebraucht, super schöner Eintrag Fabbel *flausch*
Ein sehr grandioser Blog!