Der Plan war gründlich fehlgeschlagen. Wieder einmal musste Tugorn feststellen, dass er seinem Dienstherrn und Vormund einfach nicht das Wasser reichen konnte. Nicht dass er es je gewagt hätte, offen gegen die Anordnungen des Fürsten zu verstoßen, er hatte aber irgendwie gehofft, sie wenigstens ein klein wenig… nun unterlaufen zu können. Spätestens ein Blick auf die Liste, die der Junge für Cinlir Winthallan anfertigen sollte, bestätigte die Vermutung des Jungen. Sein Auftrag lautete, bis Ende des Jahres 52 Gründe zu finden, auf seinen Vater stolz zu sein. Er hatte inzwischen acht Gründe gefunden und war sich für einen sehr kurzen Augenblick des Triumphes sehr sicher, dass es helfen könnte, wenn man gleich mehrere Gründe aufeinmal niederschreiben würde. Ein Irrtum, wie er merken musste. Natürlich hatte der Fürst angeordnet, dass dennoch jede Woche ein neuer Grund hinzuzukommen habe. Tugorn konnte seinen Ärger nicht ganz verbergen, denn nun musste er sich eine Menge neuer Stichpunkte einfallen lassen.
Auch sonst liefen die Dinge eher kompliziert. Tugorn hatte den Eindruck, dass es eindeutig zu viele Männer (und Frauen) in der Garde gab, die den Namen Meroun trugen. Nahezu alle, die er bisher kennengelernt hatte, hatten irgendwelche grausamen Übungen durchgeführt, an deren Ende Tugorn jedes Mal dachte, er würde den folgenden Tag nicht mehr erleben, weil er vorher schlicht vor Erschöpfung sterben würde. Der Fall war nie eingetreten und Tugorn war sich nicht sicher, ob das nun ein Vorteil war. Er spürte jeden Muskel im Leib und verfluchte Rucksäcke, Steine und schlammigen Boden von Herzen. Immerhin, seinen Ärger darüber ließ er an den Kettenhemden aus, die deshalb inzwischen sehr gut glänzten.
Es war ja nicht so, dass er seinem Vater nicht Ehre bereiten wollte. Seit Tugorn denken konnte, hatte sein Vater dem Baron und damit auch Gondor immer treu gedient. Zu treu, so dachte Tugorn einen kurzen Moment voller Bitterkeit, allzu oft hatte er seinen Vater nicht gesehen. Häufig war er nicht daheim, weil er an der Seite des Barons war und seit die Tage in Gondor dunkler wurden, war Ser Eriand natürlich vor allem dort, wo der Kampf war. Der Moment verging und Tugorn atmete tief durch. So war sein Vater nunmal und er hatte seinen Sohn immer und immer wieder gesagt, dass es den Thron Gondors zu verteidigen gelte, selbst wenn kein König darauf säße. Tugorn musste lächeln. Er liebte diese Geschichten der alten Könige und irgendwie wünschte er sich, es würde wieder einen geben; einen wie Arvedui vielleicht, aber das waren wohl nur Träumereien.
Wesentlich realer waren die Männer, denen Tugorn seit neustem Gehorsam schuldete. Einem Rat seines Kameraden folgend hatte er sich an Ser Aldorn gewandt. Der war immerhin Ritter und Ritter brauchte Knappen. Also, so hatte Torudir Perstil geraten, bat Tugorn darum, in die Dienste Ser Aldorns genommen zu werden. Das einzige Problem war natürlich der Fürst. Der musste dem zustimmen, denn zum Bedauern Tugorns war es nunmal der Fürst, der darüber entscheiden würde, was aus Tugorn würde. Der Junge ahnte, dieses Gespräch würde nicht wirklich einfach sein …
Hab ich schon erwähnt, daß ich den Burschen wirklich allerliebst finde?
Wieso? War doch ganz einfach. 😀
Aus fürstlicher Perspektive bestimmt 😉 Ich habe sozusagen mit Tugorn mitgelitten. Dar waren ein Seneschall UND ein Fürst UND ein Elb (Ausrufezeichen) im Raum. Außerdem kann Tugorn keine psychologische Kriegsführung 🙂