Minas Faer

Es war wieder ruhig geworden in der Siedlung, die bald einer Geisterstadt gleichen würde, das wusste Cúronsûl. Alle waren zu Bett gegangen, außer die üblichen Gardisten. Die üblichen Gardisten – und er selbst.

Habe ich Euch verärgert, Anor? Der Gedanke ließ ihn seit seines Besuchs auf der Feier des Urvaters nicht los. Aber wie? Wie habe ich Euch missfallen? Selten war es ihm so schwer gefallen still auf einem Dach in der Hocke zu bleiben. Nicht einfach zu ihm zu gehen. Nicht einfach zu fragen. Nicht einfach…

Sandwind schloss die Augen und besann sich zurück. Sie hatten geredet. Wie so oft hatten sie geredet. Geredet, wenn sein eigentlicher Wunsch ein völlig anderer war. Dennoch hatte er nichts getan um diesen Wunsch voranzutreiben. Er hatte nur weiter zugehört und Antworten gegeben wo sie erwünscht waren. Eure Augen sind wieder älter geworden in dieser Nacht, Anor. Das Wasser das ihr gabt musstet ihr geben, weil es diesmal einen echten Feind gab. Und die Sorge um Euren Urvater war ebenfalls echt. Er beließ die Augen geschlossen, führte seine Gedanken fort. Für Euch bin ich ein Stern. Der hellste vielleicht – aber ein Stern. Hat der Urvater Anors Platz in Euch eingenommen, Anor? Und wenn es so war? Wer war er ein Urteil darüber zu fällen.

Wer war er? Bald schon würde auch er den Weg zurück in seine neue Heimat antreten. Er würde den Mann, der seinen Namen ablegte, mitnehmen. Würde dem Tross in gebührendem Abstand folgen. Aber folgen würde er, stets nah bei Anor. Stets ohne dessen Wissen.

Und dann war da noch diese Frau, die ihn gefragt hatte wie er zu Anor stand. „Flattern Euch Schmetterlinge im Bauch wen Ihr an ihn denkt? Oder ist es eine Zuneigung, die schon sehr lange besteht?“ – Wie hättet Ihr geantwortet? Und wisst Ihr wie ich es tat?

Endlich öffnete er die Augen wieder und sah in die Richtung, in der bald die Sonne aufgehen sollte. „Es ist Zeit für Euch, Anor. Ihr müsst aufstehen…“