„Das werdet ihr bereuen, ich schwöre es!“
Die Rufe des Kammerdieners prallen an der Gräfin ab, wie so viele Dinge zuvor. Die Kälte in ihren Augen erschüttert nicht nur ihren Gemahl, auch der Diener hat keinen Zweifel daran was folgen wird. Abgeführt wird er und in eine kalte und nasse Zelle gesperrt, während das Ehepaar weiter zu Abend isst. Das Brot das er zu essen bekommen wird ist ranzig und schimmlig und das Wasser abgeschöpftes, gebrauchtes Badewasser der Gräfin.
Es folgt ein Winter im Kerker und im Frühjahr die Enthauptung des ehemaligen Kammerdieners des Grafen Thalabann. Welche Demütigungen jener vor seinem Tod in Kauf nehmen musste, bleibt in der dunklen Zelle verborgen.
„Du bist rachsüchtig, Liebste.“
Von ihrer Stickarbeit schaut Aglarnaith auf und richtet den Blick auf den grauen alten Mann ihr gegenüber. Die vollen Lippen schließen sich, so dass die Farbe komplett aus ihnen weicht. Ihre Hände lässt sie in ihren Schoß sinken und die Augenbrauen heben sich ein Stück weit. Kopfschüttelnd erhebt sie sich, legt die Handarbeit in den Korb und tritt zu ihm herüber. Er, der Graf, sitzt in seinem bequemen Sessel und schließt das schwere Buch, das er nur noch mit einer gläsernen Lupe imstande ist zu lesen.
„Ich bin rachsüchtig, ihr habt vollkommen Recht Gemahl. Auf euer Geheiß hin hat sich dieser Mann an mir vergriffen, mehr als einmal hat er mir weh getan und ich bin sicher dass ihr das gewusst habt.“
Zu ihm herab beugt sie sich und bringt einen zärtlichen Kuss an seine Schläfe, bevor ihr Blick wieder fest auf sein Gesicht gerichtet ist. Die Kälte ist in ihre Augen zurückgekehrt und begleitet ihre Worte, Worte die sie sich seit etlichen Monaten, sogar Jahren zu Recht gelegt hat.
Eine gedemütigte Frau ist ein schrecklicher Gegner.
„Wie lange ihr noch zu leben habt weiß ich nicht. Aber ihr dürft sicher sein, das ich stets das Beste für euch und euer Wohl wollen werde, so ihr danieder liegt und euch nicht mehr rühren könnt, Einnässt und sogar in eurem eigenem Kot aufwacht. Ich werde stets die liebende Ehefrau sein, die die letzten Tage eures Lebens begleitet – und sie euch zur Hölle macht.
Und das, Liebster, werdet ihr mir gönnen.“
Ein weiterer Kuss, fest an seine Schläfe gepresst folgt. Erst dann löst sie sich mit einem Lächeln als hätte sie ihm das schönste Liebesgeständnis gemacht. Die Handarbeit greift sie wieder auf und beginnt die Stickarbeit fortzusetzen. Das fassungslose Gesicht ihres Mannes bringt ungeheure Genugtuung und als sie seinen Blick einen Moment erwidert, weiß sie dass er aufgegeben hat.
Als ein paar Monate später die Fahnen auf Halbmast wehen, trägt die Gräfin in ihrer Trauer schwarz. Schwarz für ein Jahr und einen Tag. Niemand erkennt durch den dunklen Schleier hindurch das Lächeln, als die Asche ihres Mannes in dem Familiengrab beigesetzt wird.
Ich hab gleich gesagt, der Kammerdiener ist nicht ganz koscher. 😉 Guter Blog! (Auch unbekannterweise.)
Ich danke dir 🙂
Auch wenn wir uns noch nicht kennen :9
Ja, der Kammerdiener, die habens immer Faustdick!