Briefarchiv
24. Oktober 2009 • Kommentare: 2

24. Oktober, Waldgebiet Ost-Linhir

Blickt man von oben auf den Wald so sucht man vergebens nach Farben. Grau wie der Himmel, so farblos stellt sich auch die Flora und Fauna der Natur dem Auge des Betrachters dar. Unmengen von Wasser ergiest sich aus den im grauen Himmel nicht zufindenen Wolken und ein starker böiger Wind treibt die Nässe in jeden noch so sicher erscheinenden Unterschlupf. Kein Lebewesen ist zuerkennen, weder am Himmel noch am Boden bis auf eine Lichtung auf welcher einige Zelte vergebens versuchen den Naturgewalten zutrotzen. Aus einem rot-blauen Zelt in der Mitte der Lichtung dringt jedoch ein kleiner flackernder Lichtschein nach draussen. Dort sitzt ein verschnupfter Mann auf einem klapprigen Stuhl an einem noch klapprigeren Tisch und versucht mit größter Anstrengung das Wasser von jenem Schreiben fernzuhalten welches er gerade aufsetzt.

Geliebte Schwester,

verzeih mir, dass ich mich solange nicht gemeldet habe. Viel ist seid unserem letzten Treffen geschehen, soviel dass ich Dir nun nur das wesentliche berichten möchte. Vor zwei  Monaten erhielten wir immer öfter Nachrichten von Grenzüberschreitungen und Plünderungen im östlichen Teil unseres Lehens. Ansich wäre dies zwar etwas beunruhigend aber nichts aussergewöhnliches. Nachdem ich zwei Späher in jenes Gebiet, rund um das Dorf Brindaim, entsandte stellte sich die Situation jedoch als sehr viel ernster heraus. Dort fanden keine Angriffe statt um sich etwa zubereichern, nein, es wurde kaum etwas aus den Siedlungen und Gehöften entwendet nur Nahrung und Vieh nahmen sie mit. Überlebende berichteten von Südländern welche diese Angriffe führten. Menschen Ellena, Menschen! Die Nachrichten welche uns erreichten wurden immer merkwürdiger. Ganze Wälder wurden abgeholzt ohne Wissen und erlaubnis des dort ansässigen Landvogts. Ich wäre sofort dorthin aufgebrochen, doch wie Du ja weißt liegen über 90% unserer Truppen bei Minas Tirith und ich hatte keine Möglichkeit die verbliebenen Männer von Ihren Posten abzuziehen. Ohnehin sind sie schon zuwenige. Es kostete mich weitere 4 Wochen um freiwillige ummich zuscharen um endlich aufbrechen zukönnen. 146 Männer sind mir gefolgt und Stolz bin ich auf jeden von Ihnen ob alt oder jung. Sie vertrauen mir, mir den verhassten Sohn Ihres Barons. Ich hoffe ich werde sie wieder gesund nachhause bringen.

Nun haben wir nur noch etwa drei Tagesreisen vor uns bis wir das besagte Gebiet erreichen. Langsam bricht der Winter herrein und die Nächte und Tage sind kalt und nass. Es regnet soviel dass ich schon fast befürchte, Fische würden sich in meinem Zelt wohler fühlen als in manchen Seen. Der Boden ist selbst im Wald so aufgeweicht, dass wir die Pferde am Zügel führen müssen aus Angst sie würden sich die Beine brechen.

Sobald ich herausgefunden habe was hier vorsichgeht werde ich Dir wieder einen Brief zukommen lassen.

Fühl Dich geküsst liebste Schwester und aufbald.

Freiherr Pyke zu Linhir

Mit ernster Miene überreicht der Mann das fertiggestellte Schreiben an einen weiteren Mann welcher sich soffort gen Westen auf den Weg macht. Dann ein Blitz, gefolgt vom Donner. Schwarze Wolken türmen sich in sekundenschnelle im Osten auf. Eine brodelnde Masse aus nichtvorhandenem Licht. Der blickt wendet sich vom Lager ab, schwenkt in Richtung Osten. Mit bloßem Auge kaum zuerkennen teilt sich der Wald zu einer Schneise. Bäumen knicken um wie Grashalme unter den Hufen eines Ochsen. Die Erde bebt und die Schneise beschreibt einen kurzen Bogen und hält nun direkt auf eben jenes Lager zu. Das Grollen des Gewitters verschluckt jedes andere Geräusch. Ahnungslos frieren die Männer in Ihrem Lager, nicht ansatzweise erahnend das bald schon…….

  1. Giselher Aldorn sagt:

    Auwei! Hoffentlich war das nicht das letzte Lebenszeichen vom lieben Bruder. Ich hasse Cliffhanger 😉

  2. Cinlir Winthallan sagt:

    Ich kann mir die Kamerafahrt zum Zelt förmlich vorstellen. 😀

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