Niemand weint um die Verruchten

Alejandro Salas
31. März 2008 • Kommentare: 2

Entgegen allen Erwartungen und meinen eigenen Befürchtungen konnte das Treffen gestern tatsächlich abgehalten werden. Ich hoffe den anderen fiel nicht zu sehr auf wie elend weh dieses verdammte Bein getan hat. In mir regen sich ernste Zweifel – ob es wirklich die Wunde ist, welche da schmerzt, oder doch eher der Grund durch den ich sie erhielt? Beide Gründe…

Der alte Mann Alrich macht sich erschreckend viele Sorgen. Er ist wohl der einzige, der überhaupt begriffen hat was, außer der Frau selbst, traf. Er hatte sogar Lösungswege, aber keiner davon ist gangbar. Wie auch. Es würde nur zu noch mehr bösen Blut führen. Und das kann niemand brauchen. Wahrscheinlich legt mir der andere Alte das als Schwäche aus. Das kann ich nicht ändern.

Und Falkenauge selbst… Ich glaube, er hat’s nichtmal bemerkt. Dafür scheint er recht gut mit seiner Adjudantin zurechtzukommen. Was gut ist. Ich glaube die beiden können einander nur gut tun. Lynne braucht die Ablenkung. Und Ardeyn selbst kann ihre Ruhe nicht schaden. Wer weiß… Ich bilde mir ein sie oft zusammen zu sehen.

Bregon Strago hat also inzwischen auch zu uns gefunden. Gestern war er zu spät beim Treffen, jedoch war ihm das wohl sehr peinlich, also sprach ich ihn besser nicht darauf an. Ich darf nicht vergessen ihn noch unter Eid zu nehmen… Er ist ein aufrichtiger Mann, er wird sich daran halten. Irgendetwas ist in letzter Zeit allerdings seltsam an ihm…

Vor allem erwähnenswert war Charls‘ Rückkehr in unsere Reihen. Seinen Weggang damals, egal weswegen, auch wenn ich ihn verstand, mußte ich unweigerlich als Eidbruch werten. Wäre zu interessant zu wissen, ob ihm überhaupt aufgefallen ist, daß ich, obwohl ich das Recht gehabt hätte, niemanden auf ihn angesetzt habe. Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls leistete er seinen Eid gestern erneut. Und alle Anwesenden mit ihm, außer drei Männern: Reowin, welcher sich so oder so als ehrlos zu sehen scheint, schließlich ist das einzige worin er denken kann Goldmünzen; Rodgar, bei welchem es mich so oder so nicht überrascht, sehnt er sich doch anscheinend immernoch nach Sanguisa (wirklich gute Arbeit in Sachen Jesabel, das muß ihm der Neid lassen); und eben Bregon. Aber der unbeabsichtet, er kam einfach zu spät dazu. Der Eid wurde also geleistet. Die ist der Tod des Gestern.

Eichenfaust, der Rüstmeister, scheint sich pudelwohl zu fühlen in seiner Rolle. Und da es stet mehr Wachen werden hat er wohl auch gut zu tun. Bisher ist er der einzige Zwerg unter dem Banner Minas Faers. Ich hoffe er fühlt sich nicht zu alleine. Dann wiederum, er kennt ja das ein oder andere Gesicht von… von… Ja. Früher nennt man es jetzt wohl…

Was mich überraschte war zu hören, daß Heruwen, in meinen Dienst als Falknerin getreten, noch keine Arbeit dieser Art zuvor hatte. Ich hielt es daher für besser ihr Lires als Wache an die Seite zu stellen. Unerfahrenheit könnte sie sonst teuer zu stehen kommen. Sie kann zweifelsfrei gut mit Tieren umgehen. Aber Menschen… Wir alle haben gesehen, daß man sich nichtmal davor scheute die Baroness in ihrem eigenen Zimmer zu überfallen. Lires wird ähnliches hoffentlich verhindern können. Eine pflichtbewußte Frau. Sie würde niemanden wissentlich und willentlich enttäuschen, denke ich.

Leider ergab sich noch keine neue Gelegenheit Iyrawen unter vier Augen zu sprechen. Ich werde noch ein paar Tage abwarten. Sollte sich dann immernoch nichts ergeben haben, schreibe ich ihr wohl besser oder trage irgendjemandem auf einen Termin zu vereinbaren. Termin! In meinem eigenen Haus. Aber immernoch träume ich vom Feuer. Ich wüßte nicht wessen Feuer sonst das verursacht haben sollte. Vielleicht kann sie helfen.

Kashin, Kashin, Kashin… Es ist bemerkenswert wie oft sein Name an mein Ohr dringt und wie selten ich ihn im Vergleich dazu zu Gesicht bekomme. Anscheinend hat auch er die letzten Wochen nicht ohne Schrammen überwunden. Vielleicht sollte ich ihn fragen was in aller Welt ihm überhaupt zugestoßen ist. Ah. Und ich sollte irgendjemanden fragen wo in aller Welt eigentlich Liniath steckt.

Und die gute Lysawyn… Immernoch so besorgt. Immernoch so beherrscht. Vielleicht sollte ich ihr nahelegen, was ich am Morgen noch Lynne sagte. Niemandem gelingt es Stein zu sein. Nichteinmal Ardeyn. Ich hoffe das Mädchen hat nicht zu sehr gelitten…

Nach dem Treffen dann erreichte mich Nymera, ohne Geheiß Damares‘. Sie suchte mich auf um mir zu sagen wo sich eben diese aufhielt. Schlimmer: Sie sagte mir warum. So müssen wir beide nunmehr also einen lieben Menschen verabschieden. Sie einen Ehemann – und zwar einen guten, wie ich behaupte und weiß. Und ich… Die einzige Klinge, die ich zu jeder Zeit freiwillig „Freund“ nannte, sogar während meines Todes. Es gilt Morferths Namen und Andenken in Ehren zu halten. Zwar sah ich ihn schon seit Monaten nicht, dennoch wird er mir fehlen. Sichere Wege.

Ich suchte Damares auf. Sie… Nun, immerhin hat sie mir nicht sofort mit irgendwas schrecklich weh getan. Zwar schien sie nicht sonderlich glücklich über mein Erscheinen, aber immerhin konnten wir uns darauf einigen uns heute wiederzutreffen um gemeinsam trauern zu gehen. Diese Zeilen schreibe ich, nehme dann meinen Bogen und meine Klingen – und das Blut wird uns als Tränen dienen.

Als ich also gestern zurückkehrte, um meine Vorbereitungen für das Beschriebene zu treffen, war es natürlich unmöglich meiner Verlobten nicht zu begegnen. Ein Ärgernis, welches sie sich da eingefangen hatte. Eines, welches mich viel Geduld kostete – und am Ende die Beherrschung. Zum Glück handelte Ardeyn diesmal schnell. Sehr schnell. Es hätte keinen Moment länger dauern dürfen.

Ellena also. Ihr Vater beantwortete meinen Brief. Ein Schreiben an sie, eines an mich. Hätte sie mir die Antwort an sie nicht zu lesen gegeben, ich hätte fast denken können es handle sich um einen liebenden Vater. Zwar bindet auch ihn ein Vertrag, jedoch scheint es mir als würde er seine Tochter bereitwillig wie eine seltene und daher teure Ware verschachern. Ich darf Ellena nicht mehr gehen lassen. Es darf nicht geschehen, daß sie auch noch an einen gleichgearteten Ehemann gerät.

Und ich selbst? Ich – fühle mich alleine. Zu jedem Einzelnen von ihnen fallen mir mehrere Gründe ein, wieso ich sie nicht belasten sollte und darf. Mir fehlt mein Herz noch viel zu oft, auch wenn ich mich gelegentlich dabei ertappe, daß es bereits weniger weh tut. Bin ich ein schlechter Mann, weil mein Schmerz von so kurzer Dauer ist? Und bin ich schlecht, weil ich von Freunden umgeben bin, mich aber dennoch alleine fühle? Am Ende, so bin ich sicher, werden die alten Feuer wieder lodern. Gewandelt. Aber ebenso hell und heiß wie in alten Tagen. Es braucht nur ein bißchen Wind. Und der wird sicherlich kommen. Dafür bete ich.

  1. Iyrawen sagt:

    ooc: Oh, der Herr wundern sich, warum wir uns nie richtig unterhielten? Nun, der Herr haben ja immer *Wichtigeres* zu tun, als seinen Medicus zu konsultieren! Oder er komplimentiert ihn ohnehin gleich weg, sobald es interessant wird… 😀

  2. Alejandro Salas sagt:

    Aber… Aber… Bäh! *g*

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