Es ist also nicht mehr geheim. Immertreu vertraute ich einen Schlüssel an. Bewußt schreibe ich anvertrauen, denn ich vertraue, daß sie ihn nicht nutzen wird. Niemals, bis es unbedingt notwendig wird.
Ich glaube, sie hat verstanden warum es wichtig ist, daß sie bis dahin nicht erscheint. Und verstanden, es steht ihr frei zu kommen, wenn es soweit ist. Sie ist schwer zu lesen. In einem Moment wirkt sie, als habe sie alles unter Kontrolle. Oder glaube dies zumindest. Im nächsten verängstigt. Wie ein Tier, zu sehr in die Ecke getrieben. Auf diese Weise ist sie Antain ähnlich. Und anscheinend fällt es mir zu beide neu ihre Freiheit zu lehren. Während Immertreu einen Schlüssel erhielt, oberflächlich zu meinem Haus, vielleicht aber mehr zu sich selbst, ist es bei Antain so, daß man sie lehren muß welchen Stolz man haben kann – egal ob einen die Welt Warg nennt und einen so behandelt oder nicht. Das Halsband soll dabei helfen, auch wenn ich meine rechte Hand darauf verwette Cardaan würde mir am liebsten den Kopf dafür abschlagen.
Antain, Elmion und Rodgar wurden alle drei für das Verbrechen, welches Antain beging bestraft. Die Männer, weil sie für die Frau bürgten. Es war nicht leicht für jeden von ihnen eine Strafe zu finden, die sie auch wirklich als solche empfinden würden. Was nutzen Peitschenhiebe, wenn sie vergessen sind sobald die Wunden nicht mehr schmerzen? Eine Strafe wie diese hätte keinen Wert. Nichts wäre gelernt. Und dennoch frage ich mich, ob sie glauben es fiele mir leicht ihnen das anzutun.
Während ich diese alt wirkenden Probleme betrachte, traf ich gestern auf zwei neue Gesichter. Das eine ein Geistlicher eines Ordens, den ich nur aus Legenden und den Erzählungen alter Leute kenne, damals, als ich noch ein Knabe war. Krando sein Name. Ein Adept des Ordens der Palasa. Er sagte es sei fast ein Jahrhundert her, daß sein Orden das letzte Mal einen Bruder aussandt um meinem Großvater zur Seite zu stehen. Ich selbst weiß fast nichts darüber. Aber es hört sich an, als würden die Brüder nur dann ausgesandt, wenn die Zeiten am dunkelsten sind. Jedoch wirken sie so noch nicht. Schickt man Krando also wegen etwas, das Minas Faer erschüttern wird, dessen Gesicht wir noch nicht kennen? Oder sollen wir, wir, die wir alle glaubten keinen Platz mehr in der Welt zu haben, tatsächlich eine Rolle spielen in den Geschicken anderer? Es ist anmaßend das überhaupt niederzuschreiben…
Zu uns stieß ebenfalls eine Elbe. Yvaine ihr Name. Ich teilte sie als Hofjägerin ein, nachdem ich ihr den Posten, welchen sie eigentlich wünschte – Marschall – nicht zusprechen konnte. Was weiß sie schon von der Kavallerie. Nein, der Posten hätte ihr wenig zu Gesicht gestanden. Ich bat Sanguisa sich ihrer anzunehmen und hoffe, daß sie vermag ihr etwas die Augen zu öffnen. Meine Furcht ist, sie könne zu blauäugig aus ihren Wäldern zu uns gekommen sein.
Es wird abzuwarten sein was aus Marathil wird. Er erzählte mir von dem Geist, welchen er glaubt in sich zu tragen. Soetwas ist schwer zu beweisen. Und es spielt kaum eine Rolle, ob dieser Geist nun Wahnvorstellung oder Wahrheit ist, denn am Ende bleibt der Effekt der gleiche. Er sagte, er habe es unter Kontrolle. Jedoch bewies er eindrucksvoll das Gegenteil. Nilda wird auf ihn achten. Ich hoffe inständig es möge ihr gelingen.
Ich sollte Calida schreiben. Wütend oder nicht, sie wird sich inzwischen wahrscheinlich längst wieder sorgen. Wie in aller Welt mache ich ihr nur begreiflich, daß ich Christan für einen guten Mann halte. Für einen sogar, der zu ihr passen würde. Aber aufzwingen? Wofür. Darin liegt kein Glück. Die arme Ellena wird ein Lied davon singen können. Und auch sie habe ich schon viel zu lange nicht mehr zu Gesicht bekommen…
Als ich dann nach diesem langen Tag zu besagtem Refugium zurückkehren wollte, fand ich dort zu meinem Bedauern nicht einzig die Frau vor, mit welcher ich gerechnet hatte. Mit ihrem Pferd an der Hand stand Lysawyn direkt vor ihr. Findet man uns wirklich überall? Vielleicht ist es so schwer zu verstehen, daß es Stunden gibt, in denen man allein zu sein wünscht. Keine Pflichten. Das ist der Grund, warum ich den anderen nicht davon berichtet habe. Ich gehe sogar davon aus, daß sie es ähnlich halten. Es tut jedem gut etwas Raum und Zeit für sich zu haben. Aber nein. Das neugierige Mädchen hat ihre Augen überall. Würde mich nicht wundern, wenn sie die Grundbücher der Stadt dafür durchforstet hätte.
Dennoch gestehe ich, ich verliere mit ihr schlicht die Geduld. Zu viele Enttäuschungen vielleicht. Zu jung. Es fällt mir immer schwerer die Augen zu schließen vor Dingen, die mir als Fehler ins Auge stechen, in ihren Augen aber ihrer selbst als Gutmütigkeit schmeicheln mögen. Würde ich jetzt zu ihr gehen, ich würde die Kluft nur noch größer werden lassen. Also bat ich Lynne es für mich zu tun. Vielleicht ist das eine von diesen Angelegenheiten, welche Frauen besser unter sich klären. Was weiß ich.
Während die Vertrautheit wächst fragt mich meine Rose Dinge, deren Bedeutung ich zu verdrängen suchte. Aber es hilft nicht. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, versetzt es mich in Furcht zu wissen, daß ich längst vergessen habe. Vergessen, was mein Vater in den letzten Tagen seines Lebens sagte. Ich weiß nicht mehr, ob er um Gnade bat. Weiß nicht, ob er mich einen Narren hieß. Stattdessen erinnere ich mich an die Sorgfalt, welche ich an den Tag legte – damit er litt, jedoch ohne Spuren. Ich erinnere mich an die Gesichtszüge. Ihren Wandel mit jedem neuen Einfall den ich hatte, den er sodann erleiden mußte. Aber was er gefühlt hat? Vielleicht einen kurzen Moment dessen, was der Bastard derweil weit ab in Bree spürte, wann immer Vater seine Männer schickte ihm die üblichen Hiebe zu geben. Auch erzählte ich ihr im Geheimen von Mutter, von ihrem Tod. Und dem Grund, warum sie ging. Ich konnte nicht die ganze Geschichte erzählen, hatte auch die längst verdrängt. So stand ich also am Ende mit ihr, hielt sie in meinen Armen. Und bestätige genau so auf traurige Weise, wie viel Erfolg Varenim Salas mit seiner Zucht hatte. Ich heirate eine Frau, obwohl wir beide wissen, wir lieben uns nicht und halte eine andere in den Armen. Wahrlich. Ich bin der Sohn meines Vaters.
..*weiß nicht was schreiben, aber verewigt sich hier*
einfach nur: 🙂
ooc: *weiß sehr genau, was zu schreiben, drückt es an dieser Stelle aber in andächtiger Stille aus und verneigt sich schlicht*
Hui… vor allem die letzten Sätze.
Kann man ja doch Mitleid haben.
Das wird San tun.. das wird sie sehr schnell und sehr hart tun… glaub mir… *g*