Zu nah. Zu nah, viel zu nah. Den ganzen Abend lang verfolgt. Im sicheren Hafen. Sie verstand nichts mehr. Zu früh getraut? Schien so.
Reowin überbrückte die wenigen Schritte, die noch zwischen ihnen waren, zu schnell, als dass sie handeln konnte. Rücklings drückte sie sich an die Mauer, verzweifelte Suche nach Abstand. Erfolglos.
„Schritt.. zurück.“ Ihre Stimme klang dünn, fremd für sie selbst. Es war die Angst.
„Doch wenn Ihr denkt.. ich schaffe es nicht..“ Zu nah. Scheiße nochmal, zu nah!
„Zurück!“
Wie gerne hätte sie geschrien, wie gerne hätte sie ihm einfach einen Dolch zwischen die Rippen gejagt. Doch, vermutlich ohne es zu wissen, hatte er sie manövrierunfähig gemacht, sie in die Enge getrieben wie ein Tier. Und sie, sie war so dumm gewesen es zuzulassen. Laiwyn schrie bereits, tobte, verwirrte sie nur noch mehr. Die Mauer im Rücken war kalt. Zu kalt.
Reowin stützte sich mit den Armen an der Mauer ab, verweigerte ihr die Flucht. Elya sah nach links – kein Ausweg.
„Sonst was?“ Noch immer ruhte sein ruhiger Blick auf ihr, trieb sie fast in den Wahnsinn. In ihrem Kopf schrie, brüllte es anzugreifen, zu morden, fortzulaufen, irgendetwas zu tun. Doch sie konnte nicht. Beinahe erstarrt blieb sie stehen, kämpfte mit der Angst um ihren festen Stand.
Sie sah nach rechts. Auch dort war ein Arm, der ihr den Weg versperrte. Elya schloss die Augen, hoffte, ihre Gedanken ordnen zu können, Laiwyn zu beruhigen, ruhig zu bleiben – jedoch ohne Erfolg. Anfänglicher Zorn war nun vollkommen purer Angst gewichen, Anflüge von Panik die sich kaum noch niederringen ließen. Und Laiwyn die tobte, Zorn spie, Blut forderte.
„Schweigen.. nervös? Schließt Ihr immer die Augen in ausweglosen Situationen? Ganz schön gefährlich.“
„Leg diesen Scheißkerl endlich um!“ Laiwyn schrie, übertönte jedes Geräusch, jeden Wind, jedes Rauschen des Wasserfalls. Elya schwieg, versuchte sich unter Kontrolle zu bekommen, versuchte, Laiwyn zurückzuhalten. Der Schlüssel war es, an den sie kurz dachte. Der Schlüssel. Nein, sie durfte Reowin nicht töten, oder der Schlüssel wäre wertlos, würde sein Schloss verlieren.
Wie von selbst glitt ihre Hand langsam an die Dolchscheide, öffnete die Schlaufe. Sie selbst bemerkte diese Bewegung kaum. Und sie wusste, es war nicht ihre Bewegung. Laiwyn war kurz davor, Blut zu holen.
„Das dumme an Emotionen ist.. sie finden immer einen Weg.“
…immer?
„Leg ihn um verdammt!“ In einer fließenden Bewegung flog der Dolch nach oben, geführt von ihrer Hand, nicht von ihren Gedanken, bahnte sich einen Weg zu seiner Kehle, die Spitze der Klinge auf seine Haut legend. Er wehrte nicht ab, machte nicht einmal den Versuch. Es war wichtiger, ihr die Möglichkeit zur Flucht zu nehmen. Mistkerl.
„Unkotrollierbar.. aber davor habt Ihr sicherlich keine Angst. Immerhin denkt Ihr sicherlich, dass Ihr nichts mehr empfinden könnt. Die Frage ist dann, wovor verschließt Ihr jetzt die Augen? Wecke ich etwa etwas in Euch… ich dachte doch, das wäre nicht möglich.“
Wer hatte ahnen können, dass er einfache Flunkereien so aufs Äußerste nachprüfen würde. Dabei hatte alles mit einem einfachen Gespräch begonnen. Ein Fehler, klein angefangen, der verheerende Folgen hatte in dieser Sekunde. Sie hörte ihn nicht, seine leisen Worte drangen nur von weit, weit fort an ihr Ohr. Was sie hörte, war diese vertraute Stimme, die Stimme ihrer eigenen Blutlinie, ihrer Schwester. Und sie forderte Tribut für diesen Angriff, forderte Tribut für seine tiefschürfenden Fragen nach Dingen, die sie lange verdrängt hatte.
Laiwyn schaffte es, trieb die Klinge einen Millimeter weiter gegen seine Kehle. Noch floss kein Blut. Elya musste es stoppen, irgendwie.
„Zu..rück.“ Er überhörte ihre Bitte, ihren Befehl, ihr Flehen. Reowin starrte sie lediglich weiterhin an.
„Mhm.. Gefühle?“
„Scheißkerl!“>
Ehe Laiwyn handeln konnte, riss Elya ihr Knie nach oben, trat nach dem seinen, stieß ihn von sich fort, stieß ihn von Laiwyn fort. Er verzog das Gesicht, wich zurück. Sie dachte nicht nach, nahm Abstand so schnell sie konnte, ging zunächst Rückwärts, wagte es nicht, ihm den Rücken zuzuwenden.
„Elendes Miststück!“ Laiwyns Zorn richtete sich gegen Erelya. Ihr Magen verkrampfte sich, ihr Blick wurde unklar. Sie sah Reowin etwas humpeln – das war genug. Langsam, dann schneller setzte sie sich in Bewegung, lief davon ehe Laiwyn die Kontrolle bekommen konnte.
Er folgte nicht, hatte erreicht, was er wollte.
Elya kam erst wieder zum Stehen, als sie beinahe in einen Baum gerannt wäre. Waldrand. Wald? Wohin genau war sie gelaufen? Unwichtig. Weg von dort, so schnell sie konnten waren ihre Beine über den Boden geflogen. Ohne zu zögern ließ sie die Erde hinter sich, kletterte Ast für Ast nach oben so hoch sie kam, wo die Äste sie noch trugen, setzte sich mit dem Rücken an den Stamm gelehnt. Die Nacht schnitt ihr kalt durch die noch durchnässte Kleidung. Sie fror, hatte sie doch ihren Schulterüberwurf im Sippenhaus auf dem Kaminsims der großen Halle liegen lassen. Der Umhang – durchnässt.
Noch immer zornige Schreie in ihrem Kopf. Elya hielt sich beide Ohren zu, schloss die Augen, wartete.
„Leg ihn um verflucht!“
Elya schluckte hart. Warum hatte er das getan? Zuerst die Fragen wo sie herkam, wühlte auf was längst verdrängt. Die Bluthunde,sein Grinsen, das Blut, alles. Sie hatte es vergessen. Bis heute. Bis jetzt. Warum hatte er das getan?
Ein leises Schluchzen durchzog die kühle Nacht, verschwand in den hohen Kronen der Bäume, hinauf zum sternbedeckten Firmament. Die Wolken waren fort, und doch regnete es leise.
„Dafür wirst du büßen!“ Laiwyn fauchte leise, laut genug um es zu hören.
Keine Drohung. Ein Versprechen.
„Das dumme an Emotionen ist.. sie finden immer einen Weg.“
Sie taten es. Zum ersten mal seit langer, langer Zeit.
Und Laiwyn labte sich genüßlich daran.
Zwei Schritt vor und drei zurückImmerschatten4. Juni 2008 • Kommentare: 16 • |
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Der macht meine Arbeit kaputt! *heul*
Ähhhhm… ups?
*auf die Stelle mit dem Knietritt zeig*
Weißt jetzt, was ich gewürfelt hab? 😉 Sei froh, dass Lai verloren hat. *g*
ooc: Reowin, ich glaub’s nicht! Wieder ein Mädchen in die Ecke drängen? Arme „Elyawen“…
Ich bin unschuldig?
Reo.. du Nase! 😛
ooc: Knietritt?! Das kommt mir alles so bekannt vor… *schmunzelt* Auch „Lynne“ hatte versehentlich mal ihr Knie in seinem Gesicht… Und das auch resultierend durch so eine „Bedrängungsaktion“ mit Wand im Rücken. *schmunzelt* Reo, denk dir mal was Neues aus. *zwinkert*
Nya, bei Lynne hat’s ja scheinbar funktioniert schlussendlich. Bei Elya war das ganze eher.. Kontraproduktiv. ^^°
Reo . . .. *hau – klopp* REO!!!! weißt du was das an arbeit war? XD .. . .. mähhhh *haut ihn in den kühlschrank und macht die tür zu* .. männer! xD
ooc: Man kann nicht mit ihnen. Und nicht ohne sie. Arme „Elya“… Aber – sooo gut hatte sein Vorhaben damals nicht funktioniert. *zwinkert* Ach, der „Reo“… Es geht nicht mit ihm und nicht ohne ihn. *lächelt*
Reo ist halt manchmal so ….. ruppig wie der elmo wenns sein muss *g*
p.s. geil geschrieben Döny… gerne mehr!
Verdammt nochmal hört auf mich zu verprügeln und ich kann zu all diesen Vorwürfen nur sagen… ups.
Hey, so schlimm war’s nicht. Die hat halt einen am Kopf. .. hättest du mehr Brust als Hose wär’s nur halb so schlimm. 😉 Also.. an sich kann Reo nicht wirklich was dafür.
Ich denke Reo weiß das wir hier nicht ernst machen, eh? ^^
Ohh natürlich *die Streitaxt wegpack*
*lacht und schweiß von der stirn wisch* schwein gehabt xD