Fast Zenit. Das Klopfen an der Tür hätte man fast überhören können, wäre da nicht die bedrückende Stille in Ellenas Hause.
Als sie am Abend zuvor zurückgekehrt war, hatte er es kaum gewagt ihr unter die Augen zu treten. Ihre Wut, ihre Sorge – er hatte alles gespürt, schon als sie zur Tür herein kam. Gespürt und alte Taktiken angewandt. Jetzt, da sie ausritt, wußte er, dies war ein Fehler. Diese alten Methoden würden ihm nicht mehr helfen. Vor allem aber würden sie ihr nicht helfen. Seit Stunden nun dachte er nach, was er sagen könnte sobald sie zurückkehrte. Aber die Tür. Es müßte noch etwas warten.
Es war seltsam seinen Bruder vor sich zu sehen, gekleidet in das Weiß, Grau und Schwarz des Hauses Minas Faers, ganz und gar Fürst, einschließlich des eher zeremoniell wirkenden Schwertes an seiner Seite. Und dennoch erschien er allein, was an sich schon wieder gegen jeden Grundsatz der Form sprach. Warum dieses Ritual, wenn er keinen Zeugen hatte? Er könnte ebenso behaupten alles abgehandelt zu haben. Atherton selbst könnte ihn bestätigen. Wer würde schon wiedersprechen wollen. Seiner Vermutung nach war dies, aus Sicht des Bruders, wohl nötig um ihn an die Zukunft zu gewöhnen. Aus seiner eigenen Sicht war es nötig, um bei Ellena bleiben zu können – und damit sogar diesen Spießrutenlauf wert.
Er trat zur Seite, bat somit den Älteren mit einem demütigen Nicken, welches er schon in sehr jungen Jahren aufgeschnappt hatte, einzutreten. Als er sich wieder aufrecht stellte konnte er gut sehen, daß die fremden Augen keinen Blick für die Einrichtung hatten. Nichtmal für weitere Anwesende, wären sie denn wirklich da gewesen. Vor ihm stand nicht sein Bruder, sondern eine Formsache die sich zufällig passend bewegen konnte.
Aber es blieb nötig.
Fürst Alejandro Salas sprach, entgegen seiner Gewohnheit, nicht viel. Es war nicht viel mehr nötig als ein einfacher Wink mit der Hand um ihm klarzumachen, was er zu tun hatte. Also kniete er ohne ein Wort vor dem Hausoberhaupt nieder. „Bruder, ich -“
„Nein. Nicht heute. Wir wissen wofür ihr das tut. Euer Bruder wird euch ein Andermal hören, Atherton Salas.“ Die Worte waren sachlich. Waren nötig. Er begriff langsam. Sie würden ihn gewöhnen. Nur würde ihn jetzt niemand sehen, wenn er zum ersten Mal versagte. Ja, er begriff all zu gut.
Der Boden unter seinem Knie war hart. Der Blick seines Bruders härter. „Atherton Salas. Ihr kniet vor mir als freier Mann. Darum sprecht ebenso als ein solcher. Schwört dem Haus Minas Faer eure unbedingte Treue. Schwört sie ebenso eurem Bruder, dem Fürsten Alejandro Salas. Schwört, daß von nunan eure eigenen Belange denen des Hauses nachstehen. Schwört Loyalität und Integrität. Schwört uns diesen Dienst und den damit verbundenen unbedingten Gehorsam.“
Obwohl er mit aller Aufrichtigkeit versuchte zu sprechen, zu sagen was nötig war, es schien unmöglich die Worte über seine Lippen zu werfen. Es kostete Mühe bis er endlich, beim dritten Versuch, Töne erzeugte, die der Fürst auch hören konnte. Und somit bemessen. „Das schwöre ich -“ Wieder versagte die Stimme. Langes Zögern. Bitterer Wiederhall in der Kehle. „Fürst. Mein Fürst.“
Das Schaben von Metall auf Leder hätte ihn sonst zusammenfahren lassen. Diesmal konnte er es sich nicht erlauben, selbst wenn ein Teil von ihm nach wie vor befürchtete, daß sein Bruder, welcher sich doch so sehr verändert hatte, doch noch sein Leben war – und damit eine ganze Familie bis auf sich selbst ausgelöscht hätte. Athertons Nackenhaare stellten sich auf, als er durch die andere Reflektion des Schalls hörte, wie sein Bruder die Klinge nahe an seinem Ohr vorbei führte.
Und endlich die Schulter berührte. Der Kopf blieb wo er ist, auf seinen Schultern und geneigt vor seinem neuen Herrn. „Nunmehr als euer Lehnsherr nehme ich euer Gelöbnis an und werde es achten und schätzen, in allen Rechten und Pflichten, wie sie eurem Stand gebühren. So erhebt euch, Atherton Salas – Graf zu Minas Faer.“
OOC: Damit keine Verwirrung entsteht: Der Titel „Graf zu Minas Faer“ ist reine Formsache – von irgendwas muß man ja Graf sein. Mit anderen Worten, Atherton hat kein eigenes Gefolge. Es bedeutet lediglich, daß der Mann jetzt in den Adelsstand erhoben ist und somit anerkannt wird, eben von seinem Bruder. Ich hoffe, ich habe das halbwegs verständlich und zutreffend ausgedrückt.
ein toller Blog, gefällt mir wirklich gut auch mal etwas von der Äthertonne zu lesen 😀
ooc: ich habe Gänsehaut bekommen…
Ui, das liest sich mal.. erhebend, bin ich versucht zu schreiben 😀