„Immertreu…“
Kühler Nachtwind verfing sich in ihrem Haar, bließ es ihr aus dem Gesicht und gab dem Mondlicht freies Spiel. Leise brach es sich in ihren Augen, sattes Grün und einen traurigen Blick gab es preis, schimmerte still in ihrem Gesicht, gab die Sicht auf eine feine weiße Linie frei, die sich über ihr linkes Auge zog.
„Immertreu.“ Still, bedacht, flüsterte sie dieses Wort, diesen Namen, den man ihr gegeben hatte.
Elya ließ die Beine baumeln, lehnte sich zurück an den großen Stamm des Baumes, auf dessen Ästen sie saß. Die Nacht war still, bei Drehen des Windes konnte sie den Wasserfall vor Stadel rauschen hören, hörte das Rascheln der Blätter und des Grases unter sich wenn ein Fuchs vorbeihuschte. Regungslos saß sie da, blickte von ihrem hohen Posten aus hinab in die Landschaft des Breelandes, sah fern am Horizont noch die Umrisse weiter, bewaldeter Berge, die Sterne am Himmel darüber und hob den Kopf um den Mond durch das Blätterdach zu betrachten.
„Das nächste mal lässt du mich das erledigen.“
Laiwyns Stimme klang gereizt, wie den ganzen Abend schon. Sie redete auf Elya ein, ließ ihr kaum Zeit zum antworten, wollte keine Antwort haben. Elya wusste worum es ging – um einen kleinen Schnitt. Um eine helfende Geste. Warum sie es getan hatte? Sie wusste es nicht. War es Najisas flehender Blick? Einem Freund helfen, hatte sie gesagt. War es das? Wollte sie sich revanchieren für Marathils Hilfe am Abend zuvor? Langsam schüttelte sie den Kopf. Schon seit Stunden war sie am grübeln – und kam doch zu keiner Antwort.
Immertreu. Der Name, der ihr der Fürst gegeben hatte. Weshalb? Geschickt und gewandt im Umgang mit Worten war er, weshalb wählte er so einen Namen für sie? Auch diese Frage ging ihr schon seit mehreren Stunden durch den Kopf, ließ sie nicht zur Ruhe kommen, keinen Schlaf finden. Still glitt sie nach unten. Der Ast war stark genug, breit genug, trug sie ohne Mühen, bequem. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt sah sie nach oben, schloss schließlich die Augen und lauschte dem Spiel des Windes in den unzähligen Blättern der Äste über ihr, um sie herum.
Ruhe war es, die sie suchte – und sie fand einen Teil von sich selbst.
„Wir kümmern uns um niemanden anderen, Elya. Nicht um diesen Fürsten, nicht um seine Schoßhündchen, nicht um seinen ganzen verdammten Haufen!“
Erelya schwieg. Sich um jemanden kümmern? Wie das ging, wusste sie nicht. Sie hatte versucht zu helfen… und einen Dank dafür bekommen. Ein warmes Gefühl, ein Lächeln – mehr wert als die Goldstücke, die sie mit sich herum trug. Mehr wert, als ihre Maske, mehr Wert als ihr lebenslanges sich neu erfinden.
Ein einfacher Dank.
„Setz dich in Bewegung, die Luft im Augenblick ist rein, verschwinden wir, bevor uns diese blonde Kröte oder ihre Handlanger erwischen.“ Sie gab nicht auf. Den ganzen Abend schon redete sie… redete, redete – und sagte doch nichts, was Elya hörte.
„Lai..?“ Elya sprach leise, kaum lauter als ein Flüstern.
„Was?“ Noch immer gereizt. Zornig, zischend. Sie hasste es, ignoriert zu werden, nicht die Kontrolle zu haben. Machtlos.
Ein kurzes Schweigen. Erelya atmete einmal tief durch, genoss die klare Nachtluft und öffnete schließlich die Augen.
„Sei… bitte leise.“
Zorniges Toben, wütende Schreie, Drohungen, leere Worte in diesem Augenblick. Elya schloss die Augen wieder, hörte nichts als das Rauschen des Wasserfalls, das Rascheln der Blätter, das leise Wispern des Windes an ihrem Ohr, spürte sanftes Kitzeln ihrer Haare im Gesicht.
Die erste stille Nacht seit Jahren, in vollen Zügen gelebt, erlebt – genossen.
ImmertreuImmerschatten1. Juni 2008 • Kommentare: 4 • |
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ha,.. weiter so 😀 antain schockt sie morgen mal richtig 😀
Ich hab Angst ;__; mimimi!
Mach das nicht, sonst gibt’s Dönerwetter!
Im Im Im Im Immertreeeeu *plärr*
So schön geschrieben, wie immer =)
Wa Wa Wa Wa Weissblatt! 😀