Minas Faer

In der Halle war es ausgesprochen kühl.
Die dicken, steinernen Wände mochten wohl der Grund dafür sein.
Es fröstelte Decroux.
Sie ließ sich jedoch nichts anmerken und stand aufrecht da, die Hände gefaltet und abwartend.
Schließlich hörte sie hinter sich das knarren einer alten Tür. Hastig eilten Schritte durch die Halle.
Sie blickte sich nicht um.
Sie verharrte steif vor dem Schreibtisch aus uraltem Eichenholz, verziert mit diversen, silbernen Ornamenten.
Die Schritte kamen näher und ein hagerer Mann, Decorux schätzte ihn auf Ende 40 ein, erschien schnellen Schrittes ihn ihrem Blickfeld.
Er ging hinter den Schreibtisch und zog den Stuhl zurück, setzte sich jedoch nicht hin, sondern stützte sich auf den Schreibtisch auf.
„Vardielle Decorux?“
Sie nickte.
„Ich bin Dedrath Olgraith.“
Sie nickte erneut.
„Nun, ich nehme an, sie sind über die ganze Sache informiert?“
„Selbstverständlich“, meinte Decroux. Ihre Stimme war leise, beinah schon ein Flüstern.
„Dann nehme ich an, dass es nicht nötig ist, zu betonen, wie pikant diese ganze Angelegenheit ist?“
„Nein. Ich hab einiges über Salas in Erfahrung gebracht, ihn studiert. Ich denke, ich kann ihn einigermaßen einschätzen. Zumindest gut genug, um mir sicher zu sein, dass er intelligent genug ist, das ganze zu durchschauen.“
Olgraith nickt und setzte sich endlich. Er fuhr sich durch den Kinnbart.
„Jedoch halte ich ihn ebenfalls für intelligent genug, mehr als zwei Schritte im Voraus zu denken.“, fuhr Decroux fort. „Die Sache ist pikant, jedoch wird dieses Spiel zu meinen Gunsten geführt. Er wird sich nicht erlauben können, einen Fehltritt zu machen – jedenfalls vor meinen Augen.“
Olgraith ging bei Decroux‘ Worten einige Papiere durch. Er stockte und blickte Decroux an.
Sie wusste, auf was er gestoßen war.
„Ja, ich leide unter Schattenpilz.“, teilte sie ihm mit. Ihre Stimme war so glatt und stark wie geschliffener Stahl, keine Emotion war daraus zu entnehmen.
„Oh…das tut mir-“
„Tut es nicht.“, unterbrach sie ihn kalt. „Ich habe meine Instruktionen bekommen. Ich werde sie befolgen. Gibt es noch etwas?“
„Nun…nein…“ Olgraith war sichtlich betreten.
„Gut.“, antwortete Decroux kühl und wandte sich zum Gehen.
„Frau Decroux?“, fragte Olgraith kleinlaut.
Sie drehte sich wortlos. Sie hob eine Augenbraue und bedeutete ihm so, zu sprechen.
„D-darf ich…fragen, wie lange sie noch haben…?“ Ihm war diese ganze Sache offensichtlich höchst unangenehm. Später würde er sich noch häufiger fragen, wieso der diese Frage gestellt hatte. Ihn würde diese Frau auch noch lange beschäftigen.
„Nun, ich denke nicht, dass wir uns nochmal wieder sehen.“, antwortete Decroux glatt. Dann ging sie zur Tür und bedeutete einer der Wachen, sie zu öffnen.