Schwärze. Wabernd. Verzehrend. Kalt…
Als Aran in seinen Geist eingedrungen war, erwachte etwas in ihm. In diesem Moment starb Kashin Daedeloth, sein Körper jedoch existierte weiter. Was immer es war, was in ihm verborgen lag, es war gut geschützt. Sehr gut. Aber auf grausame Weise…
Kashin lag nach wie vor reglos am Boden. Aran hatte die Hände in die Hüften gestemmt und schürzte die Lippen. Rasch huschte sein Blick über den scheinbar leblosen Körper am Boden. Die Masse hatte sich mittlerweile zurückgezogen, aber das Wogen hinter Kashins geöffneten Augen blieb, genauso wie die „Tränen“, die die Masse in seine Haut gebrannt hatte. „Das war nicht gut, Kahiil. Garnicht gut…“, murmelte Aran. „Nein, war es nicht… aber es war notwendig.“, ertönte Kashins Stimme. Oder… zumindest aus seinem Munde. Die Stimme war ähnlich, aber dennoch irgendwie… anders. Aran verengte die Augen und trat einen Schritt zurück, während sich Kashin langsam aufrichtete. Sein Blick war leer und es lag auch kein definierbarer Ausdruck in seinem Gesicht.
„Kahiil..?“, murmelte Aran ungläubig. „Ja und Nein. Ich bin weder Kahiil, noch Kashin, aber doch beide zugleich. Es ist wohl schwer zu beschreiben…“, antwortete Kashin. Aran hob eine Braue und sah ihn an, scheinbar nicht so recht verstehend. „Vergleiche es mit dem Zwielicht… Es ist weder Licht, noch Dunkelheit. Es ist nichts, aber doch alles. Greifbar, aber ausserhalb unserer Vorstellungen.“, sagte Kashin. Aran nickte sachte. „Das macht die Sache schon deutlicher… Hast du auch einen Namen?“, fragte er. „Nenn mich wie du willst…“, antwortete Kashin. „Tinnumôr.“, sagte Aran und nickte sachte. Kashin hob die Schultern. „Nicht sonderlich einfallsreich, aber bitte… wenn er dir gefällt, dann nenn mich so.“, antwortete er.
Aran veschränkte die Arme und betrachtete ihn. „Was bist du..? So eine Art Schutz? Siegel?“, fragte er. Kashin wandte sich ab und ging einige Schritte auf eine verfallene Mauer zu. Er legte die Linke an deren Kante und blickte in das Tal hinab, das sich vor ihm erstreckte. „Du hast zu tief gegraben…“, gab er als Antwort. Aran schnaubte. „Wäre nicht nötig gewesen, wenn Kahiil mir von vornherein gesagt hätte wo es versteckt liegt. Stattdessen versteckt er den Weg zu ihm in seinem Sohn… und dich gleich mit dazu.“, knurrte er. „Wie gesagt… es war notwendig. Es hat seinen Grund, dass du es nicht erreichen sollst.“, erwiderte Kashin.
„Dementsprechend kann ich auch nicht erwarten, dass du mir auch nur ein Wort sagen wirst..?“, fragte Aran. Kashin drehte sich um und sah ihm nun tief in die Augen. „Ich werde dir sogar mehrere Worte sagen: Grabe nicht zu tief. Lass es sein. Das ist besser für uns alle.“, antwortete er. Aran rollte mit den Augen. „Das selbe hat auch Kahiil schon zu mir gesagt…“, knurrte er. „Und er hatte Recht.“, erwiderte Kashin knapp. Aran schüttelte sachte den Kopf und sagte: „Ich bin nicht so weit gegangen um nun aufzugeben…“ Kashin hob die Schultern. „Dann grabe weiter, aber lebe mit den Konsequenzen.“, sagte er. Aran nickte. „Muss ich wohl…“, murmelte er und zog sein Schwert. Kashin beobachtete ihn mit nach wie vor ausdruckslosem Gesicht. Nur das Wogen hinter seinen Augen schien etwas stärker geworden zu sein…