Zu den Anfängen

Ellena Elteror
12. Oktober 2008 • Kommentare: 5

Liebe Ioreth,
ich dachte, dieses Haus könnte mich nicht mehr verwundern. Der gestrige Abend hat mich eines besseren belehrt. Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll, vielleicht wird es das beste sein, dir zu beschreiben wen ich traf.

Es schien, als würde es eines der Treffen, die der Fürst mitunter einberuft. Vor allem seit der Krieg auch dieses Haus erreicht hat wird an solchen Abenden die Zukunft und das nahende Handeln des Hauses erkärt. Ich hätte schon vorher misstrauisch sein sollen.
Wie so häufig war ich im Haus und wartete auf den Beginn des Treffens, indem ich ein wenig die Harfe spielte. Wann immer ein Mitglied des Hauses kam, erntete ich seltsames Lächeln und wurden verschwörerische Blicke ausgetauscht. Ich bin sicher, du hättest das alles wesentlich schneller als ich verstanden, liebe Freundin.

Der Fürst eröffnete das Treffen und übergab dann mir das Wort. Nicht etwa als sein Seneschall, sondern dieses Treffen diente allein dem Zweck, mir ein Geschenk zu machen, für die baldige Hochzeit mit Atherton. Und es war ein Geschenk ganz nach der Art des Fürsten, Ioreth. Offenbar wusste jedes Mitglied des Hauses bereits, was zutun war und so erlebte ich einen seltsamen Abend voller Erinnerugen. Erinnerung an meinen Beginn in diesem Haus und der Erinnerung daran, dass ich hier nun eine Heimat habe.

Ich kann Dir kaum beschreiben, was am Abend geschah. Noch jetzt sitze ich vor den Geschenken der Mitglieder dieses Hauses. Jedes wurde mit Sorgfalt ausgewählt und jeder hat sich offenbar sehr gewissenhaft darum bemüht, etwas zu finden, dass Ellena von Linhir und ihre Beziehung zu diesem Haus darstellt.

Iyrawen… das ist die Medica des Hauses und zudem eine Frau, die stets das Leben mit dem Feuer vergleicht. Ich kann es nicht recht umschreiben, aber es scheint, dass die Medica eins mit dem Feuer ist. Spricht sie davon ist es wesentlich mehr als eine vielfach genutzte Metapher. Folglich ist ihr Geschenk mit dem Feuer verbunden. Es ist eine Kerze. Oh, nicht einfach nur Talg und ein Docht, Ioreth. Diese Kerze brennt stets und wird nie erlöschen. Ich glaube das Iyrawen unbenommen. Sie erinnerte mich an einen Satz, den sie mir vor einiger Zeit sagte, dass ich mehr als nur eine einzelne Flamme im Sturm sei und nicht erlöschen dürfe.
Sie sagte mir, dass es meine Ruhe war, die sie beeindruckt hat, als das halbe Haus im Chaos versunken war. So unterschiedlich können die Sichtweisen sein. Ich habe immer geglaubt, ich wäre in jenen Tagen keine Hilfe für das Haus gewesen, aber für Iyrawen war wohl gerade das die nötige Hilfe…

Auch meine Leibwache bedachte mich mit einem Geschenk. Gardist Furbor Kastell sagte mir, es sei wenig wert im Vergleich zu den anderen und doch hat er ihm einen hohen Wert gegeben. In meinen Händen halte ich einen silbernen Armrei, worauf eine Geschichte aus seiner Heimatstadt Bree eingraviert wurde. Ein wirklich wundervoller Weg, mir seine Stadt zu zeigen. Ich hoffe es wird sich Gelegenheit bieten, von ihm selber diese Geschichte zu hören…

Von Lynne habe ich Dir in letzter Zeit viel geschrieben. Inzwischen sieht man sie häufiger an der Seite Alejandros und ihre Schwangerschaft scheint gut zu verlaufen. Sie schenkte mir deinen Armreif, Ioreth. Um genau zu sein, ließ sie die Hälfte des Holzreifs, die ich ihr gab, in zwei neue Armreife einarbeiten. Sie trägt nun den einen ich den anderen.
Auch Lynne sprach von den Anfängen und erinnerte mich an unsere erste Begegnung, als kaum zu ahnen war, wie sehr wir bald verbunden sein würden. Sie nennt mich noch immer ein Vorbild und das Herz Minas Fears. Vor mir liegt ein aus Holz geschnitztes Herz, das genau dies symbolisieren soll. Ich bin sicher, wenn sie einst Alejandro sieht, der seinem Kind ein Vater ist, wird sie verstehen, was ich meinte, als ich sagte, Lynne selber sei dieses Herz…

Damares Meroun war ebenfalls da, zusammen mit einigen der Klingen. Einen der Männer ging es sichtlich schlecht, ließ sich das aber nicht anmerken. Im Namen der Klingen übergab mir Damares einen Ring, der Geheime Stärke genannt wird. Du erinnerst Dich vielleicht von der Reise nach Bruchtal von der ich Dir geschirben habe. Ihre Leute stellten seinerzeit mein Geleit und so wie ich in ihr eine starke Frau sah, sah sie es wohl in mir, trotz des Kleidesund obwohl ich ganz sicher nicht das Bild einer Kriegerin abgab.

Blutwurz. So nennt man die Wurzel die Alejandro mir schenkte. Er ist seinem Bruder ähnlicher als er zugeben mag, doch es war beinahe Atherton, den ich hörte als Alejandro mir sagte, dass man aus dieser Wurzel den Farbstoff für die Farbe der Sonnenfrucht gewinnen kann. Es möge mir ewig den Sommer bringen. Wie so häufig fand Alejandro die richtige Geste und das passende Wort. Auch er erinnerte sich an die Tage unserer ersten Begegnung, war es doch letztlich ein alter Vertrag, der ihn einst die Flucht ergreifen ließ.

Njodorin Rogramlosch ist einer der Gardisten des Hauses, eine Weile war er mir als Leibwache zugeteilt und uns beide verbindet ein Treffen in Angmar. Du liest richtig Ioreth, ich war dort und nicht nur einmal. Du wärst erstaunt, was man mit der richtigen Mine alles als ‚ausgedehnten Spaziergang‘ verkaufen kan. Nicht indes diesen Zwergen und so waren seine Geschenke zugleich auch eine Mahnung: Neben einem Banner des alten Reiches erhielt ich eine alte Münze, sie zeigt das Abbild jenes verhassten Hexenkönigs. Zuletzt erhielt ich von ihm einen Mondstein, zusammen mit dem größten Lob, dass eine Frau der Menschen von einem Zwerg wohl erhalten mag. Er nannte den Stein ein Symbol für meine Schönheit und Stärke, beides fände er in diesem Stein, den sein Volk sehr liebe, wieder. Ich werde nie wieder behaupten, die Zwerge verstünden sich nicht auf eine höfliche Sprache!

Ich habe eine neue Harfe. Lach nicht Ioreth, ich weiß selber, dass es ein leichtes wäre, eine herstellen zu lassen. Diese aber ist ein Geschenk von Mewen. Wir trafen uns bisher nicht sehr oft und doch hat sie erkannt, welchen Halt mir die Musik bietet, es macht dieses Geschenk umso größer. Sie nannte mir meine Besonnenheit und aufmunternden Worte als einprägendes Erlebnis. Es erstaunt mich immer wieder. Mitunter sind es kleine Handlungen oder Gesten, die mehr ausmachen als es jedes diplomatische Treffen könnte, bei dem jeder Schritt Monate voraus geplant wurde…

Brelan schenkte mir einen Amethystsplitter. Du kennst den Stein. Dreht man ihn ihm Licht, schimmert er in allen Farben. Als er ihn mir überreichte, sprach er von seiner Ankunft in diesem Haus. Er stammt aus Gondor und es waren meine Worte, die ihm den Mut gaben, einen Schritt nach vorne zu machen, auf andere zuzugehen.
Während ich das schreibe, halte ich den Splitter in meinen Händen und während ich das brechende Licht darin sehe, wird mir klar, dass Brelan vielleicht an ein Symbol dachte. Der Beginn mag oft eine fast unbedeutende Sache sein und am Ende kann daraus viel Gutes erwachsen. Es ist ein schöner Gedanke; und dieses eine Mal bin ich froh, dass Du nicht da bist, ich bin sicher, du hättest irgendeinen läppischen Kommentar zur Hand, liebe Ioreth.

Vom Hauptmann der Garde habe ich Dir schon häufiger geschrieben. Er sagt, er ist kein Mann der großen Worte, er ist aber ganz sicher einer der großen Gesten. Elmion Cardaan kam heute zu mir und bedankte sich für das Vetrauen, dass ich als Baroness oder Gräfin, Seneschall und als Ellena ihn ihn legte. Dabei müsste ich eigentlich ihm diesen Dank aussprechen. Ist es doch er, der auch in meinen schwierigsten Zeiten jeden meiner Wünsche erfüllte, als kämen sie vom Fürsten selber. Er überreichte mir ein Schwert, das er selber geschmiedet hat. Ganz der Waffenmeister, ist die Klinge ganz nach meinen Bedürfnissen austariert. Ich weiß nicht ob es der der Wert ist, den Elmion dieser Klinge zudachte, aber indem er sie mir schenkte erkannte er jede meiner Handlungen an und vor allem weit mehr an, als eine Dame in aufwendiger Garderobe. Das Schwert hat noch keinen Namen, aber ich werde den Hauptmann bitten, das Wort bronwe darauf zu prägen…

Ein Kniefall. Ein Mann kniete vor mir und senkte sein Haupt und nannte mich Baroness. Das passiert häufiger in Gondor, das weiß ich, Ioreth. Aber in diesem Fall ist es eine Geste, die ich nie erwartet hätte. Ich habe Dir vom Waffenmeister des Fürsten geschrieben. Ardeyn Falkenauge ist ein alter Söldner und ich habe nie erlebt, dass er Adel oder seine Angehörigen in irgendeiner Form wert schätzte, geschweige denn ihnen mehr als den minimalen Respekt zudachte. Alles in allem hält er diesen Stand wohl für verweichtlichte Waschweiber, wie er es sagen würde. Der gleiche Mann kniete vor mir und sagte schlicht er habe bei mir Grund dazu. Es bedurfte keiner weiteren Worte.

Wie ich es eingangs sagte, liebe Freundin. Es war ein ereignisreicher Abend und wenn ich daran zurückdenke komme ich zu den Schluss, dass mein Vater mich in die Hände des Fürsten von Minas Faer gab, in dieses Haus und zum ersten Mal in meinem Leben bereue ich es nicht, seinen Entscheidungen unterworfen zu sein. Zum ersten Mal in meinem Leben hat mein Vater keine Gewalt über mich. Ich bin Ellena Gräfin von Minas Faer und dies wird die Antwort sein, die Baron Deneth von Linhir bekommen wird – ich habe eine Heimat …

Sei umarmt und lasse nicht zu lange auf eine Antwort warten, und sei es nur die, dass Du mich bittest meine Briefe kürzer als ein Buch zu halten.
Ellena

  1. Lynne sagt:

    ooc: Wunder, wunderschön verfasst, Gisi! Ganz, ganz toll! *hin und weg ist*

  2. Alejandro Salas sagt:

    If darf dof nift weinen! *schnüff*

  3. Alrich sagt:

    Warum denn weinen?! Da ist doch nix zum weinen ? *blinzel*

  4. Elmion sagt:

    doch…. weil unsere Baroness einfach toll ist ! *alex in den Arm nehm und mitschnüff*

  5. Ardeyn sagt:

    *Gisi einfach mal flausch* Jaja, die gute Baroness.. *g* Wie Lynne schon sagte.. Herz und Seele des Hauses.. *nick, nick*

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