Why..oh…whyhy?

Fianah Rattner
22. März 2010 • Kommentare: 10

Ruckartig und heftig atmend schlug sie ihre Augen auf. Schnelle Blicke nach links und rechts, um sich zu orientieren. Ihr Herz raste und ihr Körper hatte sich unwillkürlich aufgerichtet. Fianah kauerte sich zusammen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Es war nicht das erste Mal, dass sie so aufwachte. In dieser Nacht ist es nun schon zum dritten Mal vorgekommen. Sobald sie die Augen schloss, sah sie ihn. So lange sie wach war, versuchte sie sein Gesicht zu verdrängen. Doch über ihre Träume hatte sie keine Kontrolle. Nachdem sie sich langsam wieder beruhigt hatte, warf sie einen Blick zum Fenster hinaus. Es war eine sternenklare Nacht. Sie sah die gleichen Sterne, die jeder sah, wenn er zum Himmel blickte. Es waren diesselben, die sie versucht hatten zu zählen, als sie acht und er elf war.

Traurig wendete sie sich wieder ab. Sollte sie vielleicht jetzt? War sie schon so weit? Vielleicht wäre es ja der richtige Zeitpunkt. Schlafen könnte sie wohl sowieso nicht mehr und zu dieser Stunde wäre sie hoffentlich auch ungestört. Sie atmete tief durch und schlug schließlich die Decke beiseite, schlüpfte in ihre Stiefel und warf sich ihren Umhang über. Zögerlichen Schrittes machte sie sich auf den Weg zu Athertons Haus. Normalerweise hatte sie das gern getan. Aber nicht gestern…nicht heute und auch in Zukunft würde ihr dieser Weg mehr Qualen, als Freude bescheren.

Sie hielt den Blick auf den Boden gerichtet und je näher sie kam, umso langsamer wurde sie. Schließlich hielt sie ganz an und sah sich um. Sie stand schon auf seinem Grundstück. Der Baum…sein Grab…nur wenige Meter entfernt. Sie schloss die Augen und atmete erneut durch. Ohne die Augen wieder zu öffnen, machte sie einen Schritt nach vorn. Dann noch einen und noch einen. Bis sie glaubte nahe genug zu sein und die Augen wieder aufschlug. Tatsächlich trennten sie nun nur noch zwei  kleine Schritte von der frisch umgegrabenen Erde. Sie machte auch diese und hockte sich dann ins Gras.

Langsam streckte sie eine Hand aus und strich über die noch immer feuchte Erdschicht. Ihre Hand zitterte und auch ihr Körper begann zu beben, während Tränen ihre Wangen hinab liefen und sie schluchzte. Es tut mir leid…so leid. Ich hätte…das nicht…zulassen dürfen. Es war…zu wenig Zeit. Wieder brach sie weinend zusammen. Allerdings versuchte sie sich schnell wieder zu beruhigen. Sie wollte nicht das ihr Wehklagen vielleicht bis ins Haus drang. So lag sie eine ganze Weile still im Gras und zählte Sterne. Bis sie sich wieder in der Lage fühlte zu sprechen, ohne sofort wieder mit weinen anfangen zu müssen.

Du hättest…sicher nicht gewollt, dass man dich hier begräbt. So nah bei ihm. Wobei es dir ja scheinbar egal war. Es ging dir ja nur um das Kind. Wie es allen hier nur um das Kind zu gehen scheint. Ich glaube sie haben nicht gesehen, dass wir selber noch Kinder sind…oder waren. Sie sehen nicht das was ich sehe. Sehen nicht den Achtjährigen, der für mich Grimassen schneidet, um mich aufzuheitern, als ich geweint hab. Sehen nicht den Zehnjährigen, der mir sein letztes Stück Brot gibt oder sich für mich prügelt, weil jemand gemein zu mir war. Keiner von ihnen kannte dich. Alle haben nur das Schlechte gesehen. Keiner von denen wusste wieso du nun mal warst, wie du warst.

Ich hab…dir verziehen. Ich hoffe du kannst das auch irgendwann. Ich weiß das du sie und mich gehasst hast. Gehasst dafür das wir so schwach waren und du alles einstecken musstest. Ich weiß auch das sie für dich alles war. Vielleicht ist es dir ein Trost zu wissen, dass du immer in ihrem Herzen sein wirst. Genau wie du mir immer fehlen wirst.

Sie schloss ihre Augen, kuschelte sich in ihren Umhang und drehte sich zur Seite. Eine ganze Weile sprach sie noch mit ihm, ehe die Erschöpfung sie schließlich zwang zu schlafen. Diesmal…schlief sie ruhig, ohne Träume.

  1. Aradil sagt:

    Einfach nur *schnüff*

  2. Cinlir Winthallan sagt:

    Bleiben zwei Fragen:
    1. Wann kommt sie da hin? (Nacht ist ja nunmal ein sehr dehnbarer Begriff 😉 )
    2. Wann würde sie in der Theorie freiwillig aufwachen und zurückgehen?

  3. Fianah sagt:

    1. Ich dacht so an halb drei nachts
    2. schläft sie da glaub ich, bis sie irgendwann aufgesammelt wird. Hatte ja die letzten zwei Nächte eher wenig Schlaf. 😉
    Falls das irgendwer gern tun würde, können wir das auch ausspielen. Ansonsten würd ich das halt einfach ne NPC-wache machen lassen 🙂

  4. Cinlir Winthallan sagt:

    Dann wird sie noch vor Sonnenaufgang gefunden. Ab wann bist du um Spiel?

  5. Theowalt sagt:

    *mit Aradil mitschnüff*

  6. Fianah sagt:

    Öhm ich bin schon die ganze Zeit online 😉 War doch heute in der glücklichen Position nur drei Stunden Schule gehabt zu haben 🙂

  7. Elmion sagt:

    *auch einfach mal den Rotz in der Nase hochzieht* Fianah kann einem schon Leid tun irgendwie…

  8. Cinlir Winthallan sagt:

    Dann – komm ich mal gleich einloggen, denk ich.

  9. Fianah sagt:

    Mhm…ich sollte nicht soviel traurige Musik hören, wenn ich schreibe, aber ich habe _das_ Lied was Fia grade am besten beschreibt gefunden.
    http://www.youtube.com/watch?v=7Y26KpgZknY

  10. Sethur sagt:

    Schnüff. Schön-trauriger Blog. 🙂

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