Zottelpferde

Sanguisa Askina
6. Mai 2010 • Kommentare: 2

 In Jahrhunderten…

„Du sitzt ja schon wieder hier!“ brüllte die junge Frau quer über das felsige Ufer des Celdin ehe sie, die Eleganz eines Hängebauchschweins nachamend, über die Felsen hinüber zu einer weißhaarigen Gestallt stolpermd und manchmal auch hinfallend eielte.
Eben jene Gestallt hob den Kopf und hielt in ihrer Bewegung, welche dazu gedacht war weiße Blüten in die Wogen des Celdin  fallen zu lassen, inne, drehte ihr jugendliches Anlitz der stolpernden Frau entgegen und lächelte sanft. Deutliche Krähenfüßchen, welche sogar schwach erhalten blieben wenn das Lächeln verschwand, zeigten das ihr Träger oft und viel in seinen Leben zu Lachen hatte und doch, die grünen Augen blickten, vom Alter und Trauer getrübt, melancholisch herrüber.
Das Mädchen zügelte ob des Blickeres ihre Eile und setzte ihre Schritte vorsichtger. Zu recht, so nah am Ufer wurden die Steine glitschig von Wasser und Algen, ein unglücklicher Fehltritt und man brach sich das Genick. Das die Elbe trotz ihres Alters den Weg immer wieder ging, leichtfüßig und sicher, wirkte dagegen wie Hohn.
„Vater sucht dich.“ fing sie unverfrohren an als sie neben der Elbe auf einen Stein zum Stehen kam und die Hände in den Hosentaschen versenkte.
„Wie lange steckt man die Hände in die Hosentaschen?“ kam es, mit deutlich amüsierten Unterton zurück. Die Elbe grinste leicht, wendete den Kopf wieder den Wogen des Celdin zu und vertraute die letzten Blüten dessen Wasser an. „Bis man auf die Schnauze fällt, meine Gute. Ich werde heute nicht zum Abendessen kommen.“
„Wieso?“ fragte das Mädchen, zogt dabei mit trotziger Miene die Hände wieder aus den Hosentaschen und lies die Arme locker herabbaumeln, dabei warf sie einen neugierigen Blick auf die Elbe. Diese seufzte leise und langte mit der rechten Hand nach den alten, abgetragenen und ausgefransten Umhang, dessen ehemaliges Schwarz heute nur noch ein dreckiges Graugrün war und machte Anstallten diesen zurecht zu zerren, hielt inne und unterlies es dann jedoch.
„Ich spühre viele Seelen meines Volkes. Keine von ihnen ist noch im Sommer ihres Lebens, die meisten wird der Tod bald einholen, es ist nicht nötig das ich heute noch esse.“ Mit diesen Worten stand die Elbe auf, zog den Umhang nun doch zurecht, auch den linken Schulterpanzer mit dem Rosendorn rückte sie herum, sinnlos war es, von keinen Arm gestützt dessen Schulter er schützen sollte, hing er schief herab. „Aber…“
„Nein, kein „aber“ zu lange habe ich gelebt. Mein Mann ist gegangen, ebenso wie meine Tochter und deren Tochter. Es sollte nicht sein das Eltern ihre Kinder zu Grabe tragen. Frage deinen Vater, vom selben Volke wie ich wird er auch dich überleben, frage ihn was er davon hält… pass auf die Zottelpferde auf, die Zucht ist gut und ihre Vorfahren bedeuteten mir viel, das Blut der Lossothpferde sollte nicht verwahrlosen.“
„Aber du kannst doch jetzt nicht einfach gehen! Verdammt, San, du wirst heute nicht sterben, morgen nicht, übermorgen nicht! Du kannst nicht einfach verschwinden!“
„Doch, kann ich.“ die Elbe wendete sich ab, lächelte nocheinmal und sprang daraufhin flink von einen Stein zum anderen, um mit wehenden Mantel im Dunkel des angrenzenten Waldes zu verschwinden.
Die junge Frau sah ihr noch eine Weile, mit hängenden Schultern nach, erneut war ein Wächter der alten Elbenstätte gegangen um nicht zurückzukehren. Immer weniger wurden es, die Reste des alten Volkes, diejenigen die damals in Mittelerde blieben, starben und damit starb auch die Magie ihrer Orte, der Steinkreise, der Rundensteine, die Talane verkamen, die Wälder wurden kleiner. Der letzte Hauch der Valar schwand, langsam aber unaufhaltsam.
Nicht mehr lange und die „Elben“ würden nurnoch ein Märchen sein, für Kinder, am Nachtbett erzählt. Und wenn sie ungezogen waren, erzählte man ihnen davon das die Elben kamen und sie mitnahmen, in ihr geheimes Reich zwischen den Meeren, wo Elmsfeuer und Irrlichter die Sonne ersetzen und sie ewig in den Elbenwäldern herumirren mussten, ohne jemals zurückzukehren.
Das Mädchen seufzte etwas, wenn das nur stimmen würde, sie wäre nur noch ungehorsam, vielleicht könnte sie San und die anderen dann in diesen Elbenwald noch einmal sehen… Über diese Möglichkeit grübelnd blickte sie nocheinmal zu den Wellen des Celdin, wande sich ann ab und ging ebenfalls. Morgen, morgen müsste sie Blüten sammeln. Viele Blüten.

  1. Gwaethil Eglainion sagt:

    Bruyne würde sagen: Ich liebe Dich. Weil Du immernoch Blüten streust. Und weil Du so viel gelacht hast. Und weil Du Dich um die Nachfahren von Jöckaleiken kümmerst.

    Ich sage: Das wärmt mir das Herz. *schnüff*

  2. Cinlir Winthallan sagt:

    Ach du je… Wird auch die Arme alt…

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