Grummelnd stapfte die Schwarzhaarige durch die Siedlung,
ihr Gesicht war ernst und machte den Eindruck als wäre jedes Lächeln schon längst erloschen.
Langsam öffnete sie die Stalltür, in den letzten Jahren war viel geschehen und der Stall war nun fast schon zu groß für nur eine Stallmagd, doch würde Sveawyn nie über zu viel Arbeit klagen. Warum sollte sie auch? Es war das einzige was ihr geblieben war, das einzige was ihr noch etwas Freude bereitete. Sie band sich ihr Kopftuch um, um ihre Haare zu schützen, es war wohl reine Gewohnheit das sie das tat, denn einen wirklichen Unterschied hätte es wohl nicht gemacht. Ihre Haare hatten ihren früheren Glanz verloren und hingen die meiste Zeit wirr und schlaff herab. Auch ansonsten hatte ihre Erscheinung nicht mehr viel mit der Person von vor ein paar Jahren zu tun. Ihre Augen wirkten matt und müde. Von ihrer einst so stolzen Körperhaltung war nichts mehr zu sehen.
Sie nahm die Mistgabel an sich und begann ihre Arbeit, zumindest dabei ging sie noch gewissenhaft vor, auch klang ihre Stimme sanft wie eh und je, wenn sie zu den Tieren sprach, sie striegelte, fütterte oder ihnen Bewegung verschaffte. Es war kein seltenes mehr das jemand mehr als ein Pferd besaß und so musste immer für ausreichend Bewegung gesorgt werden. Die Stalltür ging auf und zwei Frauen kamen herein, sie wollten ihre Pferde holen zum ausreiten. Ohne viele Worte sattelte die Schwarzhaarige die Pferde, legte ihnen die Zügel an und brachte eines nach dem anderen den beiden Damen. Ebenso wortlos drückte sie ihnen die Zügel die Hand, lediglich ein kleines Nicken war ihr zu entlocken als die Damen sich bedankten. Mit leicht zusammengekniffenen Augen sah sie den beiden nach, als ob sie nicht wüsste was hinter ihrem Rücken über sie gesprochen wurde. „Eine einsame, verbitterte Frau“ wurde sie genannt „Eine, die wohl keinen abbekommen hatte, was nicht verwunderlich ist“ Schon oft genug hatte sie solch Worte gehört, sicherlich unbedacht ausgesprochen, sicherlich auch nicht für ihr Ohren gedacht. Doch hatte sie sie gehört und die Worte hinterließen ihre Spuren bei ihr. Sie zog eine Schnute und machte sich wieder an ihre Arbeit, die Tiere hier waren zumindest ehrlich, noch keines von ihnen hatte sie enttäuscht. Alleinig ihrem Umgang mit ihnen und der Tatsache das sie schon lange genug hier arbeitete, konnte sie es wohl verdanken ihren Platz hier noch zu haben.
Später war sie im Pony, wie fast jeden Abend gab sie sich dort dem zweiten, noch wichtigen Punkt in ihrem Leben hin, dem Alkohol. Es war fast schon ein Wunder das es ihr nach ihren Saufgelagen noch jeden Tag gelang aufzustehen. Doch war es wohl Gewohnheit geworden, eine Gewohnheit die sie nun nicht mehr änderte. Überall wurden Gespräche geführt, es wurde gelacht und zusammen getrunken. Klänge einer Laute drangen an ihr Ohr, es wurde dazu gesungen und getanzt. Doch sie stand nur nahezu regungslos an ihrem Pfosten gelehnt, trank ein Bier nach dem anderen und starrte vor sich hin. Es war als wäre sie gänzlich fehl am Platze und so wirkte sie wohl auch auf andere. Nur noch selten kam es vor das jemand auf sie zuging und sie ansprach, kein Wunder, wer spricht schon gerne jemanden an, der ein grimmiges Gesicht zieht? Falls sich doch mal jemand traute, so hielt er sich meist nicht lange bei ihr auf, genau genommen meist nur einen Satz lang. Doch auch jene „Helden“ wurden weniger, es waren zumeist die selben Leute hier und auch unter ihnen hatte es sich schon längst herum gesprochen das man sich ihr besser nicht nähern sollte. Auch hier hatte sie, wie im Fürstentum ihre Bezeichnungen mit denen man über sie redete. „Einsame, verbitterte Frau“ war hier wohl noch das netteste.
Wie jeden Tag machte sie sich irgendwann alleine, ohne mit jemand gesprochen zu haben auf den Heimweg, wie immer brauchte sie dafür die ganze Straße und wie immer roch sie dabei wie ein Zwerg der gerade wieder aus einem Bierfass geklettert war. Leise brummelte sie erneut vor sich her, was sie doch alles verloren hatte. Ihre Liebe, ihre Freunde, ihren Vater, nachdem sie ihn erst so spät gefunden hatte. Ihre Gedanken schweiften ab und Bilder schwirrten durch ihren Kopf, vergangene Gespräche.
Es begann mit Finarian, wie meist begann es mit ihm, er schrie sie an, sagte sie solle verschwinden, ihn in Ruhe lassen. Sie schrie zurück das sie das nicht wolle, das sie ihn nicht gehen lassen will weil sie ihn liebe. Doch das schien ihn nicht zu interessieren. Aus Worten wurden Taten und die beiden hatten eine schlagfertige Auseinandersetzung in jener der Einäugige wohl vergaß das er eine Frau vor sich hatte. Natürlich war Sveawyn ihm körperlich unterlegen….er ging, ließ sie zurück am Boden und unter dem Schleier ihrer Tränen konnte sie nur schemenhaft erkennen wie er seinen Weg ohne sie fortsetzte – endgültig.
Ihr Vater stand vor ihr, wie eigentlich nur am Anfang, sprachen sie miteinander ohne sich anzusehen, eigentlich sprachen sie nicht, nein sie stritten vielmehr und selbst der alte Mann, der seit er wusste das Sveawyn seine Tochter war, immer versuchte ruhig mit ihr zu reden, ein gutes Verhältnis zu wahren schrie sie nun an. Sie spürte diese Wut in ihrem Bauch, die Enttäuschung. Es war nicht mehr ersichtlich um was es eigentlich ging, die beiden warfen sich nur gegenseitig Anschuldigungen an den Kopf, bis Svea schließlich schrie sie wolle ihn nie wieder sehen, dann wandte sie sich um und lief davon. Dass war das letzte Mal gewesen das sie mit ihm geredet hat. Mittlerweile, so hatte sie erfahren, war er verstorben, er war von dieser Welt gegangen ohne das sie noch einmal Gelegenheit hatte sich bei ihm zu entschuldigen.
Was folgte waren viele kurze Begegnungen, allesamt durchzogen von Streit und Hass, bei einem schlimm bei dem anderen weniger doch sie alle endeten gleich, so das entweder Sie ging oder ihr momentaner Streitpartner. In jedem Fall blieb sie immer allein zurück.
Sveawyn blinzelte und saß plötzlich aufrecht in ihrem Bett, mit großen Augen sah sie sich in ihrem Zimmer um, sie brauchte einen ganzen Moment um sich zu sammeln. Dann erblickte sie Fianah, hörte ihr leises, ruhiges Atmen, sah den großen Babybauch der hervorragte. Ihre Hand glitt an ihre Stirn und sie atmete tief durch, nur ein Traum, alles nur ein Traum. Ihre Hand griff an das kleine Kästchen das neben ihren Bett stand, ergriff eine kleine Schachtel. Sie öffnete jene und ein angenehmer Geruch nach Erdbeeren verbreitete sich, sie nahm sich eines der kleinen Bonbons heraus und schob es sich in den Mund. Ruhig atmete sie ein weiteres Mal durch und lehnte sich wieder zurück.
Arme Svea.. o.o‘
Erdbeeren sind Lebensretter
*schnüff* Nächstes Mal darfst du dich auch ruhig zu Fia ins Bett kuscheln 😉
Und Yay! Erdbeeren ftw!
Svea? Alt, einsam und verbittert? neeeeeee, nie im Leben! 😀
War ja zum Glück nur ein Traum *nickt*
und jaa Erdbeeren sind sehr wichtig!