Aliysha Gynezhturna
2. September 2010 • Kommentare: 1

Sandgelbe Augen starrten sie von der anderen Seite des Fenster an, die Pupillen, starr und pechschwarz, wie dunkle, tiefe Löcher die ins Nichts führten. Ein heißes, leises Fiebsen animierte Alyisha dazu das Fenster zu öffnen und den kleinen Raubvogel in das Zimmer zu lassen. Vorsichtig tappste das Tier herein, viel zu zutraulich für einen wilden Vogel.
An seinen linken Bein, mit einen bunten Bändchen befestigt, war eine kleine Röhre aus leichten Leder, beide Enden mit dunklen Wachs versiegelt. Alyisha huschte in die Küche und kehrte mit einen Brocken Schinken und einer kleinen Schale mit Wasser zurück. Der Vogel saß auf den inneren Fensterbrett und fiebste erneut als sie ihn beides anbot. Gierig schnabbte er nach dem Fleisch und fingt an es mit seinen scharfen Schnabel zu zerkleinern, er hielt nur kurz inne als sie sich anschickte das Röhrchen von seinen Bein zu entfernen.

Sie bracht das Siegel, klopfte auf das andere Ende des Röhchens bis der darin enthaltene Brief und ein paar Sandkörner in ihre Hand hineinrutschten. Sie starrte eine Weile auf die Sandkörner, seufzte wehmütig und schüttelte sie auf den Boden. Vorsichtig öffnete sie das eng zusammengerollte Papierblatt. Er war auf sehr dünnen Papier geschrieben, die Schrift in engen Linien dicht an dicht zu Wörtern gereiht. Sie hielt das Blatt gegen das Fenster um besser lesen zu können, las den Brief einmal, zweimal, ein drittes Mal ehe sie ihn aprupt zusammenrolle und in den kleinen Zimmer nach Schreibzeug und einen leeren Blatt zu suchen begann.

Sie schob den Holzstuhl am Schreibtisch

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zurecht, setzte sich und begann einen Antwortbrief aufzusetzen.
Von rechts nach links beginnt sie auf fremder Sprache und in fremden Zeichen Worte an Worte zu reihen. Wie Wellenlienien wirken die Worte, in sich verschlungen scheinbar ohne Anfang und Ende ein stetiges auf und ab den Sanddünen der Wüsten nicht unähnlich, sich stetig neue Formen bilden.

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Shalen içten selamlarl, arkadaş.

Wir schreiben den 11ten Nachjul des Jahres 3019 des dritten Zeitalters.
Woche 3 der Spätsonne, Tag 161 Nachsonnenwende, Jahr 37 der Herrschaft Zhaklmekhel den Blutigen.

Arkadaş, es erfreut mein Herz zu hören das ihr im singenden Meer des Sandes eurer Glück gefunden habt. Die Geister der Wüste mögen euch und eure Söhne schützen und zu großem Reichtum führen.

Seid euch gewiss, es werden bessere Tage kommen in denen die Luft kühl ist, nicht gewschwängert vom Gift der schwarzen, brennenden Berge, die Winde und Wasser wispern die Wahrsagung. Die ausgedörrte Luft wird rein und klar sein wie Bergkristallwasser und unser Volk wird erkennen das sie irrten.
Die Wüste wird grünen Arkadaş, vertraut mir. Nicht ist ewig, die Wüsten wandeln ihr Antlitz und so wandelt sich auch die Zeit, seine Herrschaft wird vergehen wie die Dünen im Wind. Unbeständig doch stetig, Sandkorn für Sandkorn wird Altes abgetragen und Neues geschaffen.
Ewig ist nur ihr klagendes Lied. Weint nicht um das verlohrene Vieh, das Blut der Tiere ist ein Opfer für die Ahnen und Geister auf das der Wandel umso schneller verläuft und wir in Frieden leben können wie es uns bestimmt ist.
Vertraut unserem Arkadaş, er ist zur See, er wird für euch und euer Weibe sorgen wenn euch alles genommen wurde, Blut ist wertvoller als Wasser, er wird es nicht vergessen haben das auch wir von seinem Blute sind, dass wir keinen Tropfen entbehren können. Er wird es besonders wissen, als Mann der Wüste des Wassers.
Ihr könnt euch gewiss sein das es mir ebenso gut ergeht. Wie es um unsere Kızkardeş steht vermag ich nicht zu sagen ich habe sie lange nicht gesehen, doch ich spühre das ihr Blut noch in ihren Adern fließt, die Ahnen haben sie noch nicht aufgenommen.
Bleibt am Leben, flieht! Vergesst das Land, es wird auf euch warten wenn der Krieg vorbei ist, rettet euer Leben und sichert das überleben unserer Familie, unseren Blutes! Vater bestimmte euch zu seinen Erben so wie er mich zu seiner Pest erklärte, es ist eure Bestimmung das Blut unserer Familie weiterzutragen so wie es meine Pflicht ist die Ehre der Familie zu wahren soweit es mir noch möglich ist. So sehr ihr auch darum bittest, Arkadaş, ich kann euch euer Schicksal nicht enterben, mir steht es nicht mehr zu. Ich bin nur noch ein gedulteter Teil der Familie seitdem mich euer Vater ausgeschlossen hat. Ihr wisst darum und es ehrt mich das ihr mich nicht vergessen habt und euch um mich sorgt. Ich danke euch dafür, Arkadaş, von tiefsten Herzen.

Wie ihr euch auch entscheiden mögt, ich erinnere euch an die Glasberge unserer Heimat, ihr wisst sie sind eine Warnung an all diejenigen die den Feuer nicht folgen wollen. Doch ich sage euch, das Feuer das den Sand zu grünem Glas schmolz ist ein Verderbtes. Entscheidet euch gegen es, so wird euch ein Sieg gegönnt, selbst im Tode, so könnt ihr gewiss sein das unser Blut in Ehre unterging, nicht in Schande wie es so vielen Blutlinien angetan wurde.
Die Gefahren der Flucht sind die selben wie euch Ausharren beschert, das Land hat sich gegen seine Bewohner gewandt es könnte euch ebenso wie die Reise töten. Doch der Gewinn ist ein anderer. Das Land wird warten, doch sterb ihr wird euch niemand beweinen und eure Seelen den rechten Weg zu den Ahnen weisen.

Seid euch gewiss ich werde die Ehre des Blutes schützen und euch, Arkadaş und Vater nicht entäuschen.

Mögen die Geister des Sandes euch schützen, Arkadaş. Shalem.

gez. Alyisha Salamaeya Gynesturna, Sahrabhalerin Umbarden.
Tochter des Shanlez Salamaeya Fenekh, Cobanbuhur unter Zhaklmekhel den Blutigen.

[folgende Sätze wurden im Nachinein daruntergesetzt, einen P.S. nicht unähnlich]

Ich werde den Bussard am 15 Nachjul zurückschicken. Tag 175 Nachsonnenwende.“

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Sie legte die Feder bei Seite, überflog den Text noch einmal, ehe sie zu dem Raubvogel blickte. Er hatte seinen schön gemusterten Kopf unter den linken Flügel gesteckt, sein weißbraunes Gefieder mit den dunklen Punkten war um das Doppelte, wenn nicht Dreifache aufgeplustert.
Vorsichtig streichelte sie über das Bauchgefieder des Vogels welcher seelenruhig weiterschlief, dann räumte sie das Schreibzeug beiseite und stand auf, den Brief lies sie liegen, sollte es ruhig jemand versuchen zu entziffern es wäre für jemanden der die Schrift nicht kannte komplizierter als jedes Knobelspiel von Sarolan, von der Sprache ganz zu schweigen. Sie schmunzelte und blickte ein letztes mal zu den Vogel. Die Vergangenheit holte sie nun mit Eilschritt ein, nun erst recht sehnte sie sich nach einen Stück Gegenwart, der Morgen war jung, und doch fühlte sie sich schwer und müde.
Leisen Schrittes ging sie ins Nebenzimmer, streifte noch in der Tür die Schuhe ab, das Kleid nur einen Schritt dahinter. Leise und vorsichtig schlüpfte sie unter die Bettdecke und kuschelte sich an den warmen Rücken des Schläfers – ihrer Gegenwart.

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Also ich glaube ja, ich mag den Vogel. 😀

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