So langsam aber sicher hatte der neue Hauptmann sich und auch so halbwegs alles um sich herum sortiert. Er steht am Schreibtisch im Wachhhaus und betrachtet den, bedauerlicher Weise eher kläglichen Rest der übrigen Wache. Es würde bedeuten, dass er rekrutieren musste und er hatte bereits eine Idee, zumindest für einen neuen Rekruten.
Doch dazu später, jetzt galt es erstmal Struktur in das zu bringen, was übrig geblieben war.
Entsprechend wurden Gardist Perstil, die Rekrutin Prethibwa, Knappe Linhirs und ebenso Bryanne zum morgendlichen Apell gerufen. Nachdem alle in Aufstellung angetreten waren, wurden sie einzeln von Akirah befragt, ob es Mängel zu beheben gäbe. Seien es fehlende Uniformen, oder Teile dessen, zu überarbeitende oder zu ersetzende Waffen und dergleichen. In Ermangelung eines Rüstmeisters, würde er dies für den Moment mit übernehmen, damit die Garde vollwertig ausgerüstet ist. Jedem der Anwesenden wurde damit die Ausstattung an Uniform, Trainingszubehör sprich Lederriemen um die Klingen zu umwickeln, Waffen und alles was dazu gehört, erneut vervollständigt.
Dies alles geschieht ohne sonderliche Werung des Hauptmanns, immerhin haben die meisten lange Reisen hinter sich und alles muss erneut geordnet werden. Jedoch gibt es den Verweis, dass ab sofort ein jeder für die weiterbleibende Vollständigkeit, Pflege und Tauglichkeit seiner Ausrüstung eigenverantwortlich ist. Immerhin gehört auch dies zu den Pflichten eines Gardisten und in dem zur Zeit eher klein bestückten Haushalt, wäre niemand ab zu stellen, dies für die Gardisten zu übernehmen. Demnach ist im Gardehaus ebenso Ordnung zu halten, die Kisten und Schlafstätten haben ordentlich gehalten zu werden, so dass sie jederzeit einer Kontrolle stand halten mögen.
Nebst der Prüfung auf Haltung und Wissen um die Regeln, welche nur sehr kurz aussfallen sollte da Dinge wie „Kein Helm im Haus“ und solcherlei, durchweg bekannt sein sollten. Wurde ebenfalls nach der Reitfähigkeit gefragt, wobei das Augenmerk im Besonderen auf Rekrutin Prethibwa liegt. Akirah ist noch im Hinterkopf bekannt, dass diese sich mit Pferden und dem Reiten auf diesen schwer getan hat.
Im Anschluss an diesen, für den sonst eher wortkargen Hauptmann, beinahe schon ungewohnt redefreudigen Moment folgte ein gemeinsames Aufsuchen des Trainingsparcours (ooc: Damals wurde immer die Laufrunde bei Archet dafür genommen). Dort galt es Runden zu laufen, wobei es nicht darum ging wer der oder die schnellste ist, sondern darum heraus zu finden, wie es mit der eigenen Kondition aussieht. Es galt Kraft zu sparen um sich nicht zu früh, zu sehr zu verausgaben.
Diese Übung wurde in voller Montur vollzogen, durchaus im Bewusstsein des Hauptmanns, dass es nicht zu einer übermässigen Rundenzahl kommen würde, da dies mit Kette und Waffen und voller Ausrüstung im breeländischen Winter eine nicht geringe Herausforderung besteht.
Akira selbst hielt sich dieses Mal aussen vor, das würde sich jedoch in Zukunft ändern, denn immerhin muss auch er trainieren. Kurz erlaubte er sich sogar ein Schmunzeln, natürlich nur als die anderen schon liefen und es niemand gesehen hat, als er sich an seine eigenen Runden mit Dracomir erinnert. Mit dem ihn ein inniger Wettstreit zwischen Kavalerist und Infantrist verband. Und am Ende war keiner von beiden wirklich besser als der andere gewesen, auch wenn sie es nie zugegeben hätten.
Doch ehe seine Gedanken abschweifen, widmet er sie wieder dem Moment hier und jetzt.
Nach dieser Übung, gab es einen zügigen, aber nicht laufenden, Marsch zurück zum Gardehaus. Dort gab es, da heute viel auf einmal auf die Gardisten und Rekruten einhagelt, ein kleine, zweites Frühstück und die Aufgabe die eigene Ausrüstung danach zu säubern und zu einem Waffentraining an zu treten. Ebenfalls um sich ein Bild über die aktuellen Fähigkeiten jedes einzelnen zu machen.
Bei alle dem, wurde für niemanden eine Ausnahmen gemacht. Was jedoch bedeutet, dass auch niemand gerügt wurde, der jetzt noch nicht wieder in der erwarteten Form ist.
Und am Ende dieses durchaus anstrengenden Vormittags, welcher sich bis in den frühen Nachmittag hinein gezogen hatte, stand er erneut alleine vor dem Schreibtisch. Die Garde hatte Anweisungen zu Wache erhalten und ebenso, dass am Abend der neue „Dienstplan“ aushängen würde. Welcher sich im Anschluss an den Abendapell durch zu lesen und ab diesem Moment ein zu halten sei.
Der mürrische Gondorer schnauft leise, eine Hand stützt sich auf den Tisch und er betrachtet die Unterlagen. Ein Moment, in welchem ihm selbst bewusst wird, dass er zum einen durch die lange, zehrende Reise mit Claddagh selbst nicht in der allerbesten Form war und zum anderen, dass ihm einige Gesichter in der Garde fehlten. Ja, dem alten sturen Hund fehlten die Klingen. Ganz gleich wie oft er mit ihnen aneinander gehangen hatte, sei es wegen deren Schwester Tola oder sei es wegen dem Wettstreit mit Dracomir, den er .. ohne es zugeben zu wollen, schmerzlich vermisste.
Der Bericht an Ser Aldorn und den Fürsten war bereits zur Hälfte fertig, er hoffte darauf, dass es man es ihm nicht krumm nehmen würde, dass es etwas dauert. Er hatte der Neuaufstellung der Garde den Vorrang gegeben und zu einem kleinen Teil, eben auch ein bischen Zeit für das kleine Haus und die Lady, derentwegen er dieses überhaupt auf Vordermann brachte, erübrigt. Und das ist der Augenblick, in welchem seine Gedanken erneut abschweifen.
Sie hatten ihre Reise angetreten, damals so klingt es jedenfalls in seinen Erinnerungen, alleine wegen des Bruders der Lady Arynn, doch heute war er sich nicht mehr so sicher, irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass diese Schachzug von Ser Aldorn und ihr durchaus bewusst gewesen war. Die Reise hatte ihn verändert. Zwar war er noch immer ehre wortarm, aber dennoch kamen mehr und andere Worte aus seinem Mund, sicherlich zur Verwunderung des einen oder anderen.
Er schüttelt den Kopf und verfasst den Plan, er muss jetzt und hier einen klaren Kopf behalten, das war wichtig. Und so langen die Schriftstücke eine Stunde später vor ihm. Fand der neue Dienstplan seinen Weg an die Wand für Aushänge im Gardehaus und eine Abschrift dessen ihren Weg zu Ser Aldorn und dem Fürsten.
Gardebefehle
Zur siebten Stunde des Tages haben sich alle Gardisten, Rekruten und jene die der Garde unterstellt sind, zum Apell im Wachhaus ein zu finden. Dieser findet im Inneren statt um die Ruhe in der Siedlung nicht zu stören. Im Anschluss findet ein Lauf auf dem Parcours statt, welcher in voller Trainingsmontur vollzogen wird, daran anschliessend ein Waffentraining. Wer in der Nacht zuvor durch seine Nachtschicht nicht zu Schlaf gekommen ist, wird an diesem Morgen vom Training ausgenommen um diesen nach zu holen. Es ist jedoch Pflicht zumindest den Parcours nach dem Schlafen nach zu holen. Sollte dies den Hauptmann betreffen, so ist für alle anderen das morgendliche Training ohne diesen und unter der Aufsicht von Gardist Perstil durch zu führen.
Die Mitglieder der Garde, welche ihre Fähigkeiten im Umgang und Einsatz zu Pferd noch verbessern müssen, werden danach eine Stunde darin von mir ausgebildet werden.
Bei allen Übungen die ausserhalb der Siedlung stattfinden, ist gewährleistet, dass stets zwei Mitglieder der Garde in der Siedlung verbleiben um den Schutz des Haushaltes zu sichern. Dies wird im Wechsel geschehen. Eine Übung in voller Besetzung wird nur unter gesonderter Absprache mit Ser Aldorn oder seiner Gnaden stattfinden.
Es versteht sich, dass auf Abruf durch Befehl seiner Gnaden, jederzeit das Training wie auch der Apell abgebrochen oder verschoben werden können.
Alle Mitglieder und Unterstellte der Garde sind haben dafür Sorge zu tragen, dass Uniform, Rüstung und Waffen jederzeit einsatzbereit und in gutem Zustand sind.
Weiter hat sich jeder der Garde und der dieser unterstellten innerhalb der nächsten beiden Wochen einer Untersuchung durch einen Medicus zu unterziehen, welcher im Vertrauen des Haushaltes steht.
Zuletzt sei noch vermerkt, dass es ausserhalb von Wohngebäuden eine Helmpflicht gibt. Diese sind beim Betreten eines Wohngebäudes jedoch ab zu legen !
Darauf, dass beim Wachdienst auf illustere Gespräche zu verzichten ist und das Bild der Garde immer auch das Bild ist, welches auf unseren Fürsten und damit den gesammten Haushalt zurück fällt, sollte nicht gesondert hingewiesen werden müssen, ich tue es dennoch.
Zuwiederhandlungen werden geahndet.
Akira Taramer
Hauptmann der Garde
Nochmals sieht er auf das Schriftstück, ehe er sich daran macht das Wachhaus zu verlassen. Die Schritte des Mannes führen ihn zu einem alten Vertrauten, dem Wasserfall in der Nähe. Prüfend ob er unbeobachtet ist, legt er nach und nach alle ab um in das eiskalte Wasser zu treten. Es brennt und dennoch ist es eben dieses Brennen, welches ihm für den Moment gut tut. Und während das Wasser über den mit alten und auch neuen Narben gezierten Körper herunter rinnt, streift er sich mit beiden Händen die nassen, halblangen Haare aus dem Gesicht und lässt seine Gedanken abschweifen.
„Zur Feier des Tages“ waren Worte die noch immer in seinem Kopf wiederhallten. Verdammt es war Monate lang gut gegangen, sicher es hatte an seinen Nerven und seiner ohnehin oftmals nur geringen Beherrschung gezehrt, aber er hatte sich zurück halten können. Was gelinde gesagt verschisse schwer war, wenn man über Monate das Lager mit dieser Frau teilt, sie zuweilen in den Armen hält und sich dennoch gehorsam zurück halten muss. Aber er hatte es geschafft und jetzt, vorgestern, war es fast mit ihm durch gegangen. Das Bett im Wachhaus war wie früher auch, nur war es auch anders, es war leer wenn er hinein stiegt. Ein Umstand den der Hauptmann früher begrüßt hatte. Aber jetzt, jetzt war es zu leer. Jetzt fehlte ihm etwas oder genauer jemand, darin. Sei es nur der oftmals nicht so ruhige Atem, wenn sie schlecht träumte oder auch das zeternde Geknurre, wenn sie sich furchtbar undamenhaft über etwas aufgeregt hatte. Wenn sie ihn mit diesem vernichtenden Blick ansah, wenn seine Antwort auf etwas von ihr, mal wieder nur ein von einem Schulterzucken begleitetes „Soldat“ gewesen war. All das fehlte ihm zunehmend, selbst wenn es jetzt greifbarer war als all die Monate davor.
Wie oft hatten sie sich gesagt, dass sie die Antwort des Fürsten abwarten mussten, dass sie sich an dessen Gesetz zu halten hatten, ganz gleich wie weit weg sie von alle dem in diesem Moment waren.
Mehr als einmal, hatte es ausgesehen als würden sie es nicht von dort weg schaffen, weder weiter nach Gondor, noch später wieder zurück. Und als er dem Gefangenen mit dem Panzerhandschuh die Luft abgedrückt hatte, das Leben aus dessen Augen hatte weichen sehen, da war sich Taramer mehr als bewusst gewesen, dass es kein schneller Schwerthieb gewesen war. Sicherlich war es zum Schutz vor einem weiteren Fluchtversuch, wo sie alle drei nicht in bester Verfassung gewesen waren. Aber es war soviel mehr gewesen, er hatte ihm in die Augen gesehen und gewusst, welche Freude er daran gehabt hatte dieser Frau SEINER baldigen Frau, solches Leid an zu tun. Die eigenen Wunden, die waren egal, nur ein paar Narben mehr die in ein paar Jahren zwischen all den anderen untergehen sollten. Aber was er ihr angetan hatte, dieses hähmische Grinsen und sein Versprechen es zuende zu bringen.
Wahrscheinlich hätte er ihn ein weiteres Mal bewusstlos schlagen können, fesseln und dann einfach auf das Pferd werfen und weiter transportieren, aber es war nicht mehr gegangen. Er hatte nicht mehr loslassen können… oder wollen.. nicht eher bis der letzte Atem gewichen war und eben diese so hähmischen Augen, jeden Glanz verloren hatten. Ein Urteil, welches ihm nicht zugestanden hatte, bei welchem er einzig darauf vertrauen musste, dass sein Fürst ihn verstand. Nach Monaten in welchen sie unterwegs gewesen waren, dass die Ressourcen verbraucht waren. Und er sah dieses Gesicht immer wieder und musste tief in seinem Herzen zugeben, dass er es nicht bereute….
Das Brennen des eisigen Wassers riss ihn zurück ins Hier und Jetzt, der Hauptmann schliesst die Augen und er nickt. Er musste diesen Bericht beenden und es musste VOR der Hochzeit sein ! Soviel stand fest, er würde das vorher hinter sich bringen wollen, es sollte nicht von Anfang an über ihnen lasten. So verlies er das Wasser, sammelte seine Sachen ein und legte sie erneut an. Nur um wieder den Schreibtisch beim Wachhaus auf zu suchen und zu schreiben.
Und nebst dem Bericht, welcher weiter wuchs, würde er nach einem Boten suchen und ihn aus senden Korhyn zu finden, nur um dem jungen Söldner mit zu teilen, dass er mit seinem verdammten, kleinen Arsch in Bree zu bleiben hatte, er wollte ihn sprechen, umgehend. Und etwas ruhiger durfte dann angefügt werden, dass für ein Zimmer und das leibliche Wohl im Pony gesorgt würde, bis dahin.
Der alte sture Hund wollte den Burschen nicht gehen lassen, er hatte Loyalität erwiesen wo er es nicht gemusst hätte und wenn er auf die Suche nach neuen Rekruten gehen musste, dann hatte er darin seinen ersten gefunden.