A little more than kin, and less than kind.

Sybell Winthallan
16. Dezember 2010 • Kommentare: 5

Vor vielen Jahren…

Der Atemhauch des kleinen Mädchens beschlug das Fenster, gegen den er strömte. Eine kleine Hand wischte den Nebel weg, der ihr die Sicht auf den Vorplatz des herrschaftlichen Anwesen versperrte. Leise klang das Lachen der Kinder von draußen an die Ohren des Mädchens, doch mitlachen durfte sie nicht. Dort draußen rannten lachend und quietschend die Kinder der Angestellten den Schwänen hinterher, die ihre Heimat auf dem Anwesen des Barons hatten. An diesem Tage wurden jene lebendigen Inkarnationen des Wappentieres der Stadt mit silberdurchwirkten Schleifen um den Hals verziert. Eine Tatsache, die allen Menschen Freude bereitete – den Schwänen jedoch weniger und so flohen und so beschwerten sie sich darüber laut quakend und liefen davon, die Kinder jedoch waren ihnen unermüdlich auf den Fersen. Das Mädchen jedoch durfte nicht bei der wilden Jagd dabei sein. Manche mochten das Mädchen dafür bemitleiden, jedoch hatte es dies niemals anders gekannt und so vermisste sie es auch nicht teilzuhaben an der Tradition. Der Trubel vor der Türe hatte an jähes Ende, als die Hufe einiger Pferde den Schotter des Vorplatzes aufwirbelte. Jetzt lächelte das Mädchen fröhlich als sie das Wappen ihres Hauses auf den Satteldecken erkannte und der letzte Nebel auf dem Fenster wurde nicht mehr weggewischt, da das Mädchen aus dem Haus stürmte um ihren Bruder zu begrüßen, der für die Julfestfeierlichkeiten nach Hause gekehrt war.

Vor einigen Jahren…

Der Atemhauch der jungen Frau beschlug das Fenster, gegen den er strömte. Eine schmale Hand wischte den Nebel weg, der ihr die Sicht auf den Vorplatz des herrschaftlichen Anwesen versperrte. Leise klangen die Befehle des Wachwechsels vor der Tür an ihr Ohr, doch ansonsten war es still und leer dort draußen. Eine Stille und Leere, die seit dem der Herr des Anwesen an die Front gezogen war, vorherrschte. Nachdenklich drehte die junge Frau an dem dünnen filigranen Goldring, welcher nun seit einigen Monaten ihren Ringfinger zierte, denn sie spürte sein Gewicht noch. Ihr Blick ging wieder auf den Vorplatz als würde sie jemanden erwarten, doch nachdem die militärischen Schritte der Wachen den Schotter aufgewirbelt hatten, kehrte die Stille und Leere zurück. Eine Stimme drang an ihr Ohr und sie nickte. Der letzte Nebel auf dem Fenster wurde nicht mehr weggewischt, da die junge Frau sich gemäßigten Schrittes auf den Weg machte, um mit ihrer Zofe gemeinsam die Pflicht zu erfüllen und den Hilfbedürftigen und Armen, Decken, warme Suppe und Kleidung zu bringen, denn es war Julfest.

Heute…

Der Atemhauch der Frau beschlug das Fenster, gegen den er strömte. Eine schmale Hand wischte den Neben weg, der ihr die Sicht auf den kleinen Vorgarten des Hauses versperrte. Leise klang das Fluchen ihres Gattens an ihr Ohr, der seit Tagen versuchte das Baumhaus winterfest zu machen. Sie schmunzelte sacht und versuchte einen Blick auf ihn zu erhaschen dort oben in der Krone des Baumes in dem Vorgarten. Im Nebenzimmer sang die Amme vor sich hin während sie Puppen nähte, die nicht zum Spielen für die Kinder waren, sondern dafür, dass ihr Gatte das Gefühl hatte an einer Tradition festzuhalten, möge sein Sohn auch noch zu klein sein und weder laufen noch sprechen können. Sie sah wie ein Gardist auf dem Weg zum Haus maschierte und ein anderer nach dem Wachwechsel wieder davon schritt. Ihr Gatte rief ihm die Losung des Hauses zu, dann war wieder das bestimmte Hämmern zu hören. Ansonsten war es irgendwie still, doch war es eine besinnliche angenehme Stille. Jedoch wanderten ihre Gedanken zu den Schwänen in ihrer Heimat welche derzeit sicher laut schnatternd vor den lachenden Kindern auf der Flucht waren. Ebenso dachte sie an die Frauen ihrer Heimat, welche auf die Auffahrten ihrer Häuser blickten, die leer blieben, da ihre Väter, Gatten oder Brüder an der Front waren. Der letzte Nebel auf dem Fenster wurde nicht mehr weggewischt, da die Frau sich auf machte in das Nebenzimmer, um ihren Kindern glücklich lächelnd einen Gutenachtkuss zu geben.

  1. Giselher sagt:

    Also, diese Blogs sind echt alles zugleich: wunderschön, traurig, wehmütig und doch das Herz erwärmend.

  2. Gwaethil Eglainion sagt:

    Me likes dem cineastic way of storrytelling, jah! *rumglucks*

  3. Cinlir Winthallan sagt:

    I can haz best of wifez! 😉

  4. Fianah sagt:

    Oh das mit dem gehauchten Nebel ist ja ein Kunstgriff! Gefällt mir richtig gut 🙂

  5. Heridan sagt:

    Voll die Blogflut. I likez!

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