Alptraumklinge

Drakon Meroun
19. Februar 2011 • Kommentare: 1

Ich träumte dereinst…

Geschlagen, geschunden und in Ketten sehe ich mich in der Dunkelheit. Drei Ketten an der Zahl brennen sich in meine Haut, schnüren mich an den Boden, an das raumlose Gefängnis.  Geister umschweben mich, grollen nach mir, wollen mich in ihren Reihen wissen.


EID EID EID

BRUCH BRUCH BRUCH


Ich will ihre Stimmen nicht  mehr vernehmen, denn sie verheißen Qual und Pein. Emotionslosigkeit, Gleichgültigkeit, Wissen. Das spricht aus ihnen. Mein Schicksal in ihrer Hand ist besiegelt. Die Geister rücken mit jedem Rufe näher, wollen sich an mir laben. Ich bäume mich auf in dem verzweifelten Versuch die Ketten zu sprengen, doch es gelingt mir nicht. Ich habe nicht die Kraft, die Ketten zu sprengen. Warum. Das frage ich mich.


EID EID EID

BRUCH BRUCH BRUCH


Ein Schnitt an der Schulter, einer am Rücken. Sie brennen schlimmer als Feuer. Selbst Mordor selbst mag diesen Schmerz nicht geben zu können. Dies jedoch sind meine Ahnen, die Ahnen meiner Familie. Sie kennen den Schmerz, den sie selbst mir zufügen. Sie wissen um das Schicksal desjenigen, der ihre Pein teilt. Immer und immer näher kommen sie. Mein Körper blutet. Die Wunden nässen, Flammen, die Schmerzen sind untragbar. Und doch trage ich sie. Warum. Das frage ich mich.


EID EID EID

BRUCH BRUCH BRUCH


Gerade als der erste Geist sich meiner bemächtigen wollte, meinen Geist unter Pein von meinem Körper lösen wollte, wurde ich geblendet. Weisses, helles Licht erfülte das raumlose Gefängnis, hüllte es ein. Die Geister schrien auf und flohen, mit fluchenden und zeternden Geräuschen. Doch es war nicht mehr wichtig. Sie wurden Hüllen und Gegenstandslos. Das Licht war zu einnehmend.

Als ich den Kopf hob, um dem Ende zu begegnen, geschunden wie mein Körper war, war ich erstaunt. Drei Gestalten traten aus dem Lichte hervor. Ihre Formen gänzlich von dem Lichte eingeschlossen und unkennbar, Gesichtslos, kamen sie auf mich zu. Die erste Gestalt legte mir liebevoll die Arme um den Hals. Tränen fanden den Weg in meine Augen. Die erste Kette zerbarst mit einem höllischenm Gebrüll. Die gestalt verblasste, war jedoch noch präsent, als habe sie mir ihr Licht geschenkt. Die zweite Gestalt führte ihre Hand an das nicht vorhandene Gesicht, wie um einen Luftkuss anzudeuten. Rotes Licht, von diesem Punkt ausgehend, malte ein lächelndes Gesicht in die Luft. Ich adaptierte dieses Lächeln…fühlte es. Die zweite Kette zerbarst und wieder verblasste die Gestalt, doch wohnte ihr selbst noch ein immer kräftiger werdendes Licht inne.

Die letzte Gestalt trat auf mich zu. Ihre Schritte wirkten bedächtig und sanft, anmutig sogar. Sie ließ sich zu mir nieder…und ihr körperlicher, gesichtsloser Kopfumriss presste sich an den Meinen, wie um mich zu küssen. Licht strahlte in mein Herz und es begann hörbar zu schlagen…schneller und immer schneller… und die letzte Kette zerbarst. Mein Körper wurde durchflutet von Licht und Wärme…und stieg auf zum…

Erwachen.

Drakon blinzelte. Er sah sich um. Dann tastete er an seine Wange…Nichts. Er strich sacht über seine Lippen…. Nichts. Er schloss die Augen und horchte in sich…Nichts.

Er stand auf und sah noch einmal emotionslos zu der Tür der Jägerin, gegenüber derer er gelegen hatte, das Schwert schützend auf seiner Schulter. Alles in ihm, momentan, wusste diese Geste nicht zu deuten, denn sie war nicht rational. Was hatte er sich dabei gedacht?
Er würde es nicht herausfinden, denn er machte kehrt und ging wieder inrichtung seiner Schlafstatt.

Es wurde Zeit. Das Haus würde bald erwachen.
Und wie sollte er erklären, was er gerade getan hatte.

Aber was hatte er getan…?

Nichts.


  1. Cyrah sagt:

    Bei sowas krieg ich ne Gänsehaut, aber sehr aufschlussreich *bedächtig nickend* sehr sogar.

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