Any fool can criticize, condemn, and complain – and most fools do.
– Dale Carnegie
Nahm man es genau, so hatte er, Cinlir Winthallan, Oberster seines Hauses, Zweiter Fürst zu Minas Faer, Neunter Herzog zu Ost Agar und ja, auch verfluchter Stadtrat von Bree, versagt. Auf zwei Ebenen.
Zum einen hatte er Nachricht erhalten, dass Graf Elmion Valdoran an der Front in Gondor gefallen war. Sicher, er selbst war nicht dort gewesen. Und auch unter Enlirs Kommando war er nicht. Vielmehr tat er Dienst für seine Schwägerin, Fürstin Linbeth Valdoran. Dessen ungeachtet fühlte sich Cinlir verantwortlich, auch wenn er den Mann schon fast ein Jahr nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Jeder Tote war sein Versagen.
Schlimmer jedoch war sein Versagen mit Erbgraf Mellagaron Sinnargell. Der Mann, dessen Totenbaum nun in Salas‘ Vorgarten stand. Baum konnte man es noch nicht nennen, schließlich wuchs der Setzling noch. Dennoch.
Unter dem Baum lag nicht, wie unter den anderen beiden, der Leichnahm eines Mannes. Hier hatte er persönliche Dinge seiner Kinder begraben. Etwas, das ihm fehlen würde. Etwas, das sonst niemand verstand. Die Strickleiter für das Baumhaus, das er für die beiden selbst gebaut hatte. Und ein Band der Bücher, aus denen er ihnen so oft und lange vorgelesen hatte. Ihm fehlten sie jetzt schon. Andere mochten es als – Nichtigkeiten sehen.
In den wenigen Wochen, die Sinnargell Teil des Haushalts war, war es Cinlir nicht gelungen diesen Mann von der Wichtigkeit seines Eides zu überzeugen. Er hatte es nicht geschafft ihm zu verdeutlichen warum dieser Eid sogar über der Familie stehen konnte. Was diese neue Familie bedeutete. Wie wenig die Größen, die der junge Mann sonst kannte, von Bedeutung waren: Macht, Ländereien, Einfluss, Politik. Nichts davon war ihm gelungen. Und so hatte der Junge frei und unumwunden zugegeben, dass er nach wie vor anderes vor diesen Eid stellen würde. Die einzige Aussage, die Cinlir von keinem Eidmann dulden konnte. Egal wer es war.
So gab es nur den Weg eines Toten für Mellagaron. Nur hatte seine Tante eben um sein Leben gebeten… Gefleht, förmlich. Womit ihm wiederum keine Wahl blieb.
Das Schlimme daran war, dass niemand wirklich verstand wie ernst es Cinlir war, wenn er sagte der Mann sei nun tot. Jedenfalls für ihn. Und keiner der verstand, warum er ihnen allen damit geschadet hatte einen Fremden, den sie einst als Mellagaron kannten, ziehen zu lassen. Nanndir… Nanndir hatte es vielleicht begriffen. Bei allen anderen war er sich ziemlich sicher das nicht. Wie hätten sie es auch verstehen können.
Blut für Blut.
Die Worte klangen jetzt ein Stück leerer ohne das Blut, das sie hätten fordern müssen. Jeder Tote dieses Hauses würde nun auf ihn sehen, der diesen Eid befleckt und ungesühnt ließ. Er hatte ein Erbe, eine komplette Erblinie verraten. Für einen arroganten Grünschnabel.
Und er wusste selbst nicht wieso.
Hachje…es gibt da ja noch jemanden der sich fragt wieso 😉